
Mißbrauchsvorwürfe: Abt von Sainte-Maurice, Jean Scarcella (71) läßt Amt ruhen
Die Negativschlagzeilen bei der katholischen Kirche reißen nicht ab und auch die Zahl der Kirchenaustritte. So verwundert es kaum, daß beide C-Parteien im katholisch geprägten Oberwallis erst jüngst das C abgelegt haben und es nicht mehr im Namen führen.
Nun wird auch gegen den Abt von Sainte-Maurice, Jean Scarcella (71) kirchenintern ermittelt. Ob an den Vorwürfen etwas dran ist, ist allerdings noch ungewiß. Und es gilt die Unschuldvermutung. Der Betroffene selbst hat sich wiefolgt geäußert:
„Die Ermittlungen betreffen auch einen Vorwurf, der gegen mich erhoben wurde. Ich habe Bischof Bonnemain meine volle Kooperation zugesichert. Um die Unabhängigkeit der Ermittlungen zu gewährleisten, habe ich mich in Absprache mit dem Abteirat und dem Präsidenten der Bischofskonferenz dafür entschieden, mein Amt als Abt von Saint-Maurice bis zum Abschluss der Voruntersuchung ruhen zu lassen“, so Scarcella in einer Mitteilung.
Hintergrund
Erstmals konnte aktuell eine unabhängige Gruppe in kirchlichen Archiven über sexuellen Mißbrauch im Umfeld der katholischen Kirche forschen.
Sie belegte dabei 1002 Mißbrauchsfälle seit Mitte des 20. Jahrhunderts, wobei die Opfer die wehrlosesten Mitglieder der Gesellschaft waren, nämlich Leute, die noch Kinder sind.
74 % der Fälle sexuellen Mißbrauchs betreffen Minderjährige, und mehr noch: Unter den Opfern sind sogar auch Säuglinge und vorpubertäre Kinder. Nur 14 % der Fälle betrafen Erwachsene.
Nur Spitze des Eisbergs, Vertuschungen und vernichtete Akten
Bei den belegten Fällen soll es sich jedoch nur um die Spitze des Einbergs handeln. Denn vieles wurde offenbar vertuscht. Man wüsse nicht, wie groß der Eisberg unter der Spitze sei.
Die katholische Kirche hätte die Nachforschungen schon viel früher anstoßen müssen, so der Vorwurf. Anstatt dessen habe es Vertuschungen gegeben, sogar ganze Archive seien angeblich vernichtet worden.
(rm)
(Bild: Schweizerische Bischofskonferenz)