Home Aktuelles, Nachrichten Wallis Adieu, Danica Zurbriggen Lehner!
Adieu, Danica Zurbriggen Lehner!

Adieu, Danica Zurbriggen Lehner!

0

Eine Kolumne von Thomas Baumann

Als Ihr Kolumnist vor drei Jahren ins Wallis zog, fiel ihm in den Spalten des „Walliser Boten“ schon bald eine fleissige Leserbriefschreiberin aus Zermatt auf, welche ihre Texte mit dem Namen Danica Zurbriggen Lehner zu signieren pflegte.

Unbekümmert vertrat sie in ihren Texten die sozialdemokratische Orthodoxie in demselben rechthaberischen Duktus wie er auch in anderen Gefilden vorherrscht. Und Ihr Kolumnist schloss daraus: Die moderne urbane Welt ist definitiv auch in der scheinbar heilen Welt der inneren Alpentäler angekommen.

Noch grösser die Überraschung Ihres Kolumnisten, als er feststellen durfte oder musste, dass besagte Dame nicht etwa in der SP, sondern in einer damals noch unter dem Namen CSP firmierenden Partei politisierte – in leitender Position gar.

Wäre Danica Zurbriggen Lehner repräsentativ für die Partei neo, dann liesse sich leicht behaupten: Ein Kanton, der eine solche neo hat, braucht keine SP. Tatsächlich ist – oder war – Danica Zurbriggen Lehner eine verpasste Chance für die damalige CSP. Auch wenn sie dafür wohl etwa zwanzig Jahre früher hätte aktiv sein müssen.

Keine Partei links von der neo

Wie die SVP erklärtermassen keine Partei rechts von sich haben will, hätte die damalige CSP im Wallis eine analoge Strategie fahren können: Keine Partei links von der CSP. Danica Zurbriggen Lehner wäre dafür geradezu prädestiniert gewesen.

Klar, die gewerkschaftsnahen Roten gab es natürlich auch schon damals im Wallis. Aber das waren keine feministisch-zeitgeistigen Roten, wie sie heute in der SP vorherrschen. Dafür reicht es zu wissen, dass der einsame Reisende im Hotel des seinerzeitigen Über-Roten Bodenmann eine „Travel Pussy“ käuflich erwerben kann. Den feministischen #Aufschrei dazu kann man sich ausmalen. (Wenigstens ist Bodenmann nicht diskriminierend: Es gibt in seinem Hotel auch „Mini-Vibratoren“.)

Aber zwischen den Gewerkschafts-Roten und der damaligen CVP gab es unendlich viel Platz. Man kann sein Geld darauf verwetten: Die neo wäre heute eine andere Partei, hätte sie damals bereits eine Danica Zurbriggen Lehner in ihren Reihen gehabt.

Doch nicht nur das linke politische Spektrum deckte Danica Zurbriggen Lehner in Wort und Duktus perfekt ab – sondern auch die sozialen Medien. Kein amerikanisches Canotzet war vor ihr sicher: Twitter, Facebook, LinkedIn – you name it!

Und wie bitter nötig ihre Partei diesen Auftritt hat! Oder besser gesagt: Nötig hatte. Denn bis vor kurzem herrschte auf der Webseite der Partei etwa dieselbe gähnende Leere wie auf einer Alp nach dem Alpabzug.

neo entdeckt das Internet

Doch wie es schon in der Bibel heisst: Die Letzten werden die Ersten sein.
Und so sagte sich die neo: Spät, aber oho! Und deklamiert auf ihrer Webseite stolz: „neo – Die sozialliberale Mitte ist die Kantonalpartei der Mitte Schweiz im Wallis“.

Und – was ist denn, bitteschön, die ehemalige CVPO? Vermutlich bloss die Kantonalpartei der Mitte Üsserschwiiz im Wallis. Wir verstehen.

Ebenso fröhlich wird man auf der neuen Webseite mit dem reichlich verkopften Slogan „MeiNEOption“ begrüsst. Doch möchte man mehr wissen, möchte man diese Optionen kennen – nein, da hilft kein noch so wildes Klicken auf das Logo. Es tut sich schlicht und einfach nichts.

Danica Zurbriggen Lehner wird das Vizepräsidium bekanntlich auf die nächste Parteiversammlung hin abgeben. Der Grund dafür sind berufliche Gründe.

Kein richtiges Leben im falschen

Ein geflügeltes Diktum lautet: Es gibt kein richtiges Leben im falschen. Geschrieben wurde es ursprünglich vom Philosophen Theodor Ludwig Wiesengrund (besser bekannt unter dem Namen Theodor W. Adorno) unter dem Eindruck der Nazi-Herrschaft.

In linken Kreisen – die Frankfurter Schule von Horkheimer und Adorno war so quasi die Hausphilosophie der 68er-Bewegung – erlangte es dann mehr oder weniger die Bedeutung: Reform des Kapitalismus, ethischer Konsum, etc., ist sinnlos, solange die kapitalistische Wirtschaftsordnung weiterbesteht.

Danica Zurbriggen Lehner zieht es zum Staat nach Bern – auf einen Posten in der Bildungsbürokratie. Aus ihrer Sicht ist das unzweifelhaft ein richtiges Leben im richtigen. Wir aber finden: ein falsches Leben im falschen. Und wieder einmal bestätigt sich – frei nach Goethe: Zum Staate drängt, am Staate hängt doch alles.

Die neo alleine auf die politische Linksauslegerin Danica Zurbriggen Lehner zu reduzieren, hiesse aber, die Rechnung ohne den Wirt gemacht zu haben.

Sektion Grächen läuft Amok

Genauer gesagt: Urban Gruber aus Grächen, verantwortlich für die neo-Sektion Grächen. Dieser wiederum ist eher old school – Medienanfragen werden erst einmal nicht nicht beantwortet. Und eine Nachfrage sowieso nicht.

Seine Webseite machte so ziemlich den entgegengesetzen Weg von derjenigen der Partei neo: Erwachte diese erst unlängst in ganzer Pracht aus ihrem Dornröschenschlaf, so fiel diejenige von Gastro Gruber in der Zwischenzeit ins Koma.

Eher komatös auch der Leserbrief der Sektion Grächen, für welche ihn diese Zeitung eigentlich kontaktieren wollte.

Unter dem Titel „Diskussionsniveau Gemeindeversammlungen“ beklagte sich die – wörtlich – „neo/CSP Grächen“ über das „wirre Gerede einer Einzelperson“ welche dadurch die Ur- und Burgerversammlungen der Gemeinde Grächen stören würde. So weit, so normal: Dorforiginale gibt es schliesslich auch im Wallis.

Besagtes Indidivuum würde andere Individuen im Gemeindesaal „erniedrigen“, „offen angebrachte Meinungen werden oft verschmäht, verdreht und ins Lächerliche gezogen“ – so beklagte sich die „neo/CSP Grächen“.

Nur: So wirr kann das Gerade offenbar doch nicht sein, wenn es besagtes Individuum tatsächlich fertig bringt, andere Meinungen ins Lächerliche zu ziehen. Über einen unverständlichen Witz mag schliesslich niemand lachen.

Vielmehr scheint es, dass eher der Verfasser besagten Leserbriefs selbst reichlich wirres Gerede von sich gibt. Anstatt „Diskussionsniveau Gemeindeversammlungen“ wäre der Titel „Diskussionsniveau Leserbriefe“ wohl passender gewesen.

Fehler gefunden? Jetzt melden.