
Neue Pendelbahn Zermatt – Furi eröffnet: Sicht aufs Matterhorn durch die Lupe
Anfang November wurde die neue Pendelbahn Zermatt – Furi eröffnet.
Auffallend und bautechnisch prägend ist die durchaus auch optisch sehr eindrückliche erste Stütze nach der Talstation. Die Meinungen über das futuristisch anmutende Bauwerk gehen allerdings auseinander.
Die Bahn ist die erste Großpendelbahn, welche mit autonomer Technologie ausgerüstet ist und kein Überwachungspersonal beschäftigen muß, das ständig vor den Bildschirmen sitzt.
Die neue Bahn steigert die Kapazität merklich und ist Teil des «Mattherhorn Alpine Crossing», der höchsten Alpenüberquerung per Seilbahn zwischen zwei Ländern.
Ein sofort ins Auge stechendes Merkmal ist die erste Sütze, die in Form einer Lupe konstruiert ist.
Einzigartige, lupenförmige Stützkonstruktion
Diese unkonventionelle Stützenkonstruktion ist einzigartig und wurde an die örtlichen Gegenheiten angepaßt.
Die lupenförmige Stütze ermöglicht es den Fahrgästen, durch das fiktive Glas der Lupe das Matterhorn zu sehen.
Die Bahn liegt in unmittelbarer Nähe zur Hauptzubringergondelbahn 8-MGD Matterhorn-Expreß, die nahezu 360 Tage im Jahr in Betrieb ist.
Dieser laufende Betrieb setzte besondere Sicherheitsmaßnahmen bei der Demontage und Montage der Stützen voraus.
Der Seilzug verlief über Häuser, Wanderwege und Straßen, was die Planung und Ausführung anspruchsvoll gestaltete.
Viele Innovationen
Spezielle konstruktive Maßnahmen an den Stützensätteln der ersten Stütze dämmen den Lärm.
Zudem wurde erstmals das Performa-Zugseil der Firma Fatzer AG in einer Pendelbahn eingesetzt, das dank der nahezu zylindrischen Oberflächstenstruktur praktisch vibrationsfrei und geräuscharm über die Seilrollen läuft.
In der Talstation kamen erstmalig das Komponenten-Stationskonzept zum Einsatz, das modular aufgebaut ist.
Hier zum Beispiel gibt es kompakte Stationssättel, die ohne Zugseilrollen auskommen.
Die Kabinen dieser Pendelbahn wurden vom Kabinenhersteller CWA in Olten hergestellt und vefügen im Sommer über Balkone auf dem Dach der bergseitigen Seite.
Autonomer Betrieb ohne Personal
Es gibt Berufe, die haben im Zuge der Automatisierung wenig Zukunft, wie zum Beispiel Lokführer oder Billettkotrollöre etc.
Auch bei Seilbahnen wird zunehmend automatisiert.
Erstmals kommt für eine große Pendelbahn Auro zum Einsatz. Auro steht für „Autonomus Ropeway Operation“ was Deutsch einfach bloß „Autonomer Seilbahnbetrieb“ heißt.
Die Seilbahnsteuerung ist mit Kameras und Sensoren ausgestattet, die kontinuierlich sicherheitsrelevante Daten erfassen, übertragen und auswerten. Dank dieser Technologie kann die Bahn mittels vordefiniertem Fahrplan ohne überwachendes Bedienpersonal autonom betrieben werden.
Das Bahnpersonal kann anderen Tätigkeiten nachgehen und muß nur bei einem Sicherheitshalt auf der Anlage tätig werden.
Der autonomer Seilbahnbetrieb erhöht die Sicherheit durch schnelle Reaktion auf Gefahrensituationen, da das System nicht ermüdet und aus verschiedenen Blickwinkeln gleichzeitig agieren kann, damit wirbt der Hersteller.
Der Betrieb wird Anfang 2024 aufgenommen.
Die Daten der Seilbahn:
100-ATW Zermatt-Furi, Zermatt
Zermatt Bergbahnen AG
Schräge Länge: 1’680 m
Höhenunterschied: 234 m
Förderleistung: 1’030 p/h
Fahrgeschwindigkeit: 10 m/s
Eröffnung: 11/2023
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(pd, rm)
(Fotos: Zermatt Bergbahnen AG)