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Was ist das Erbe von Albert Baehny?

Was ist das Erbe von Albert Baehny?

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Von Klaus Stöhlker

Noch vor wenigen Jahren einer der am meisten gefeierten Topmanager der Schweiz, hat Albert Baehny im Oberwallis und speziell in Visp ein Chaos hinterlassen. Er wird noch kurze Zeit als Aushilfs-CEO sein dürftiges Erbe verwalten dürfen, aber es gibt niemanden, der in Basel, Bern, Zürich und Sitten sein baldiges Ausscheiden bedauern wird. Baehny hat es sich offensichtlich mit vielen verdorben, nicht zuletzt mit dem Chef seines grössten Kunden, der US-Firma Moderna, die ihm die Aufträge entzog.

Lieber zahlte Moderna 200 Millionen US-Dollar Entschädigung, als mit Baehny weiter zusammen zu arbeiten.

Vom alten Visp ist durch Baehnys schauerliche Expansionsstrategie wenig übriggeblieben. Dieses wurde durch den rücksichtslosen Angriff des meist amerikanischen Fremdkapitals umgegraben und neu aufgebaut. Viele Einheimische fühlen sich fremd in ihrer Stadt. Viele Gewerbebetriebe sind schwer beschädigt und sogar zerstört worden. Ihre Mitarbeiter verliessen sie wie Goldgräber, die wenige Kilometer weiter einen Tausender oder mehr zusätzlich im Monat verdienen können.

Baehny verkaufte die alte Lonza für Milliarden und baute mit dem damit verdienten Geld Chemiefabriken für 300 Mio. Franken das Stück gleich serienweise rund um den Globus. Jetzt muss die Lonza in China gleich zwei davon umgehend schliessen. Demnächst, aber erst wenn Baehny den Griffel abgegeben hat, werden wir vernehmen, welche Spätschäden das Oberwallis und die Aktionäre der Lonza noch verdauen müssen.

Baehny, der sich im Wallis nur selten sehen liess, hatte vielleicht eine Vision. Diese wurde aber zur Halluzination, weshalb er jetzt gehen muss.

Damit ist die Geschichte für das Oberwallis bei weitem nicht gelaufen. Der Kanton, die Zentrumsstadt Visp und viele umliegende Gemeinden haben – gezwungenermassen – Investitionen vorgenommen. Jetzt ist die Unsicherheit gross, ob diese auch nachhaltig sind. Der Kanton hat seit Jahren bedeutende Investitionen im Raum Visp in Gang gesetzt, sei es die Rottenkorrektion, die ganz wesentlich dazu diente, die Industrieanlagen der Lonza vor einer grossen Überschwemmung zu schützen. Oder sei es der Strassen- und Autobahnbau, der letztlich diesem Wachstum Rechnung tragen soll.

Albert Baehny hat zu Jahresbeginn nochmals das grosse Wort geführt, als er versprach, die Lonza werde bis 20127/28 saniert sein und auf vollen Touren laufen. Ist auf solche Worte Verlass? Weltweit ist die Konkurrenz für die Lonza stark gewachsen. Der Weg nach Visp und in die anderen Konzernfabriken liegt nicht immer nahe.

In Wirklichkeit weiss niemand, wie erfolgreich die Lonza in diesem und den kommenden zwei Jahren sein wird. Versprechungen können rasch zu hohlen Worten werden. Was dann im Oberwallis geschieht oder geschehen kann, ist ungewiss.

Ich will den Teufel nicht an die Wand malen.

Erst im Laufe dieses Jahres wird die Lonza einen neuen VR-Präsidenten erhalten. Was er wie schnell zu leisten vermag, kann niemand sagen. Seine Aufgabe ist schwer genug. Es ist ein Spitzenmanager, der schon oft den Job und die Branche gewechselt hat. Deshalb kann nur gehofft werden, er wird der Lonza mehr als nur einige Jahre treu bleiben.

Die eigentliche Arbeit muss der neue CEO oder Konzern-Generaldirektor leisten. Er wird gesucht. Nicht alle werden auf diesen Zug gewartet haben, der im Augenblick fast auf einem toten Gleis unterwegs ist. Auch hier gilt es abzuwarten.

Gefragt ist nicht nur der Verkauf der Lonza-Produkte, nicht nur die Produktion, nicht nur die neue Konzernführung. Gefragt ist vor allem auch die Kommunikation des Konzerns. Albert Baehny, der im Raum Zürich gut bekannt ist, hat sich stets geweigert, wirkungsvoll zu kommunizieren. Er zierte sich. Er verlangte Respekt vor seiner Person.

Aber in Visp und andernorts in der Lonza-Welt versagte er.

Die beiden neuen Chefs, der VR-Präsident und der CEO, müssen jetzt das verloren gegangene Vertrauen in die Lonza neu aufbauen. Es muss am Rotten ein neuer Geist wehen. Der kommt aus der Konzernzentrale in Basel, die natürlich weitaus mehr Sorgen hat als die Information der Oberwalliser. Es ist eine riesengrosse Aufgabe, die der bei der Lonza gescheiterte Albert Baehny hinterlassen hat.

Sage mir niemand, die Staatsräte und die Stadt Sitten, die Parteien und Politiker und die obersten Behörden der Stadt Visp hätten das Chaos nicht kommen sehen. Ob die Lonza je nennenswert Steuern bezahlte? Sei es im Kanton oder der Gemeinde? Ich bezweifle es.

Deshalb müssen auch die Parteien und politischen Behörden mehr als bisher darüber informieren, was sie herausholen für den Kanton und die Region. Das Oberwallis hat ein Steuerwunder verdient, um seine Abhängigkeit vom Tourismus zu lockern.

Adieu, Herr Baehny. Niemand wird Sie vermissen, wenn Sie künftig nicht mehr ins Wallis kommen. Sie werden als Verlierer in die Basler und Walliser Geschichte eingehen. Eine Entschuldigung Ihrerseits wäre angebracht gewesen.

Ich wünsche den Vispern und anderen Oberwallisern, dass sie es lernen, auch unangenehme Fragen zu stellen. Denke ich an die für das Oberwallis gescheiterte neue Verfassung, an den unendlichen Autobahnbau, an die kommende Energiediskussion oder die Zukunft der Berggemeinden, dann wird jener sich durchsetzen, der früh die besten Fragen stellt.


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