
Unia kritisiert: „Migros setzt lieber auf Streikbrecher als auf Verhandlungen“
Die Gewerkschaft Unia äußert sich aktuell zum laufenden Streik bei der Tochtergesellschaft Micarna des taumelden Riesen Migros, der jüngst erst Massenentlassungen bzw. die Absschaffung von 1.500 Stellen bekanntgab.
Gottlieb Duttweiler, der immer Wert auf gute Verhältnisse mit Mitarbeitern gelegt hatte, dreht sich möglicherweise gerade im Grabe um, sofern die Darstellungen der Gewerkschaft stimmen.
Die Beschäftigten von Micarna, einer Tochtergesellschaft der Migros mit Sitz in Ecublens, streiken weiter. Der zweite Streiktag wurde notwendig, weil sich die Geschäftsleitung weiterhin weigert, über die angekündigte Schließung des Standorts zu verhandeln, so die Unia.
Anstatt den Dialog zu eröffnen, setzt die Migros-Gruppe die Beschäftigten unter Druck und organisiert mit großem Aufwand Streikbrecher, behauptet die Gewerkschaft, die folgendes berichtet:
Die Angestellten von Micarna in Ecublens haben heute Morgen beschlossen, ihren Streik um einen zweiten Tag zu verlängern. Grund dafür ist die Tatsache, daß ihre Geschäftsleitung weiterhin nicht auf ihre Forderungen eintritt und sich weigert, Gespräche über die angekündigte Schließung des Standorts aufzunehmen.
Gestern um 09.15 Uhr hatte die Betriebsversammlung der Beschäftigten den Streik ausgerufen, nachdem die Unternehmensleitung auf mehre Gesprächsangebote nicht eingetreten war. Der Streik wurde gestern Abend mit der Nachtschicht fortgesetzt.
Die Beschäftigten von Micarna hatten zuvor die Gewerkschaft Unia beauftragt, sie bei der Verteidigung ihrer Interessen zu unterstützen.
Bereits 90% der Beschäftigten haben die Unia mandatiert, sie zu vertreten. Aber die Migros weigert sich bis anhin, die in der Verfassung und im eigenen L-GAV verankerte Vereinigungsfreiheit zu respektieren.
Drohungen statt Verhandlungen
Während des gestrigen Tages lehnte die Geschäftsleitung alle Aufrufe zu Gesprächen ab und reagierte stattdessen mit Druck auf die Beschäftigten.
So wurde den Streikenden gedroht, ihnen würden sogar die von der Migros vorgesehenen ungenügenden Abfederungsmaßnahmen vorenthalten oder die Schließung und damit Entlassungen würden noch beschleunigt.
Mit Streikbrechern gegen die eigene Belegschaft
Inzwischen hat Micarna in Ecublens Beschäftigte des Freiburger Standorts sowie Temporärbeschäftigte von zwei Personalverleihern (Adecco und Valjob) als Streikbrecher eingesetzt, obwohl dies laut Gesamtarbeitsvertrag für den Personalverleih ausdrücklich verboten ist.
Außerdem werden kurzfristige Änderungen der Arbeitspläne angeordnet, die die Gesundheit der betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beeinträchtigen.
Micarna setzte auch gestern Abend ihren Einschüchterungsmethoden fort und übte zwischen 19 und 21 Uhr auf die einzelnen Mitarbeitenden per Telefon Druck aus.
Verhandlungen notwendig
Mit der Verlängerung ihres Streiks bekräftigen die Angestellten des Standorts Ecublens ihre Forderung an die Direktionen von Micarna und Migros, den Dialog aufzunehmen, um so schnell wie möglich Verhandlungen zu eröffnen.
Diese müssen insbesondere zu Verbesserungen bei den geplanten Vorruhestandsregelungen und bei den vorgesehenen Bedingungen für eine Versetzung an einen anderen Standort führen, welche bisher bei weitem nicht ausreichend sind.
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(pd, rm)