
Saas-Fee: Massiver Logiernächte-Rückgang?Paradox: Weniger Logiernächte trotz großer Nachfrage
Es ist ähnlich wie bei Klosters / Davos: Für manche ist Saas-Fee das bessere Zermatt. Davos sei vom Namen her bekannter, aber Klosters habe das bessere Publikum. Ob es beim Saastal vs. Mattertal ähnlich ist, darüber scheiden sich die Geister, kann man unterschiedlicher Meinung sein.
Jüngst allerdings berichteten das App-Portal Pomona und auch einige Medien über einen Logiernächte-Rückgang in Saas-Fee. Ist also die Ferienregion Saastal in seiner Beliebtheit am Sinken, weniger gefragt?
Um es vorweg-zu-nehmen: Auch an Statistiken können sich die Geister scheiden.
Der angebliche Rückgang der Logiernächte sei so wie geschildert nicht ganz zutreffend, so die Saastal Tourimus AG, die auf Anfrage von Walliser Zeitung folgendes ausführt:
„Die publizierten Zahlen sind nicht per se falsch, jedoch ist der Vergleich für uns eher unüblich. Wenn wir die Logiernächte in unserer Destination vergleichen, dann nehmen wir jeweils für alle vier Gemeinden im Saastal alle Unterkunftsformen (Hotel, Ferienwohnungen, Gruppenhäuser, Camping, Berghütten und Übernachtungen von Zweiwohnungsbesitzenden). Dies ist jeweils detailliert in unserem Geschäftsbericht abgelegt, welche auf unserer Webseite öffentlich einsehbar sind.“
Saastal-Tourismus erläutert dazu:
„Nun nimmt jedoch das Bundesamt für Statistik jeweils nur die Logiernächte der Hotellerie (weil sie die anderen Zahlen schweizweit nicht haben) und jeweils nur pro Gemeinde.
Im publizierten Fall wäre dies der gelb markierte Bereich oben. Aufgrund der Pandemie vergleichen sie nun diese Zahlen mit denen vor der Pandemie im Jahr 2018/19. Und dies ergibt dann das grosse kommunizierte Minus. Dieses ist per se so nicht falsch, aber die Aussage welche gemacht wird, dass die Nachfrage nach Ferien in Saas-Fee in diesem Prozenzsatz rückgängig war, ist nicht korrekt.“
Saastal nach wie vor gefragt: Eher Angebotsproblem als Nachfrageproblem
„Wir haben schon vermehr darauf hingewiesen, dass wir in der Hotellerie in Saas-Fee in den letzten Jahren aufgrund des stattfindenden Strukturwandels sehr viele Hotelbetten verloren haben. Im Vergleich zu 18/19 haben wir mehr Hotelbetten in Saas-Fee verloren das die Logiernächte rückläufig waren. Insofern haben wir eher ein Angebots- anstatt ein Nachfrageproblem.“
Das ist eine interessante Betrachtung, haben doch tatsächlich einige Betriebe in jüngster Zeit im Saastal leider ihre Pforten geschlossen.
Dass die Nachfrage nach Ferien im Saastal generell nicht rückläufig war in den letzten fünf Jahren zeige die Tatsache, dass bspw. in der Kategorie Ferienwohnungen mehr Logiernächte verzeichnet wurden im letzten Geschäftsjahr als im Geschäftsjahr 2018/19, führen die Tourismusverantwortlichen aus.
Und auch in diesem Winter wurden über alle Gemeinden und über alle Kategorien ein kleines Logiernächtewachstum gegenüber dem letzten Winter verzeichnet, so weiter.
Die lieben (Statistik)-Zahlen…
Insofern gilt wohl auch hier: Mit Zahlen kann man alles machen. Je nachdem, welche Zahlen man herausnimmt und wie man sie interpretiert.
Oder wie schon ein berühmter Mann gesagt haben soll: „Ich glaube nur der Statistik, die ich selbst gefälscht habe.“
Und natürlich möchte man niemanden Lügen unterstellen, hier können auch unabsichtlich Fehlinterpretationen stattgefunden haben.
Im lesenswerten Buch von Professor Walter Krämer, „So lügt man mit Statistik“ kann man erfahren, wie manipulations-anfällig Zahlen sind. Wen das Thema tiefer interessiert, wie man mit Zahlen manipulieren kann und welche Fehler bei Zahlen-Interpretationen entstehen können, hat hier eine interessante Bett-Lektüre.
Journalisten und Zahlen
Die schreibende Zunft hat überwiegend ohnedies ein Problem mit Zahlen, den hier Schreibenden nicht ausgenommen. Denn jeder weiß es: Wer in der Schule gut in Fächern wie Mathe war, hat meist schlechte Noten in Fächern wie Deutsch oder Geschichte. Und umgekehrt, wer sehr gute Noten in Deutsch hatte, hat oft schlechte Noten in Fächern wie Mathe und Physik.
Und so wird Mathematik manchmal zur Glückssache:
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(rm)
(Fotos: Saastal Tourismus AG)