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Amherds Gipfel tanzt nicht

Amherds Gipfel tanzt nicht

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Von Klaus Stöhlker

Noch sind es wenige Tage, welche die Welt bewegen. Am Sitz einer halben Hundertschaft nationaler Regierungen muss in den nächsten 48 Stunden entschieden und nach Bern gemeldet werden, wer die Reise in die Schweiz antritt.

Das ist kein einfacher Entscheid, denn auf dem Bürgenstock, der von den Katari geführt wird, stehen sich die diplomatischen Truppen der USA und Russlands gegenüber.

Wer der Schweizer Einladung folgt, kennzeichnet sich zuerst einmal als Feind Russlands und Chinas. Es sei denn, er bekennt sich im Voraus als diplomatischer oder geheimdienstlicher Zuträger für die beiden Mächte des Ostens.

Andere können sich, auch im Voraus, in Moskau und Peking als Unterstützer anbieten, damit die Front des Westens nicht allein und ungehindert zu Wort kommt. Sie können Moskaus Anliegen vertreten.

Das gilt vor allem für Narendra Modi, den soeben erneut gewählten Ministerpräsidenten Indiens. Er vertritt „die grösste Demokratie der Welt“ und mit 1,4 Milliarden Menschen den menschenreichsten Staat der Welt.

Modi steht zuhause allerdings nur für die Interessen der häufig national-extremistisch auftretenden Hindu-Gläubigen.

Die 200 Millionen Moslems und wenigen Christen möchte er am liebsten umgehend aus dem „Land der Reinen“ vertreiben.

Modi hat sich in den letzten Jahren als diplomatischer Zauberkünstler herausgestellt, der zwischen West und Ost, zwischen Russland, China und Washington D.C., immer wieder erfolgreich eine Vermittlungsrolle eingenommen hat.

Wird Modi zum Zaubermeister auch auf dem Schweizer Bürgenstock?

Bis jetzt hat sich im Aussenministerium der Schweiz (EDA) noch kein Politiker angemeldet, der das politische Gewicht hat, der Amherd’schen Friedenskonferenz, die bereits herabgestuft wurde zu einem „Anstoss“ zu einem möglichen Friedensprozess, den ersehnen Erfolg zu sichern.

Emmanuel Macron würde gerne zum Helden des diplomatischen Grossanlasses werden, aber sein Angebot, französische Fusstruppen in die Ukraine zu senden, hat ihn bereits zu einem Aussenseiter werden lassen.

Die Freunde Russlands können ihn leicht ins Leere laufen lassen.

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz möchte gerne seinen „Appel zur Besonnenheit“ aus Schweizer Bergeshöhe nach Moskau senden.

Dabei gibt es nur zwei Themen, die dort zählen: Echte Friedensverhandlungen, was die USA nicht wollen, oder Fortsetzung der Kriegshandlungen, was Russland angedroht hat.

Was wollen die USA auf dem Bürgenstock? Sie sind mit der NATO die eigentlichen Kriegstreiber an der europäischen Ostfront.

In die von Washington gestellte Falle ist Wladimir Putin gelaufen, der meinte, man könne Kiew in einer Woche erobern und Wolodymir Selenski als Gefangenen auf dem Roten Platz in Moskau zeigen.

Wie es 12 Tage vor Beginn der Bürgenstock-„Friedenskonferenz“ aussieht, wird US-Präsident Biden nicht kommen, auch die Vizepräsidentin Kamala Harris nicht.

Aussenminister Antony Blinken wäre ein gewichtiger Notnagel, aber es wäre ein Affront gegenüber allen anderen Regierungschefs, die der Einladung der Schweiz gefolgt sind.

Kommt nur ein US-Vizeminister, bedeutet dies eine diplomatische Katastrophe, auch für die Schweiz.

Ich schliesse nicht aus, dass Joseph Robinette Biden (ein toller zweiter Vorname) dann doch noch mit seinem Riesenvogel durch die Wolken auf den Flughafen Zürich-Kloten niederstösst.

Der „Potus“ könne dann allen zeigen, wer der wahre Führer der freien und nicht so freien Welt ist.

Stellt sich die Frage: Was hat die Schweiz von diesem Rummel?

Im Augenblick sieht es auf dem Bürgenstock noch nach einer halben Pleite aus.

Es fehlen nur noch Monaco, das Fürstentum Liechtenstein und Andorra, um die Blamage perfekt zu machen.

„Die grösste diplomatische Konferenz in der Schweiz seit Jahrzehnten“, wie es Bewunderer unserer Walliser Bundespräsidentin sagen.

Sie hat sich völlig in den Vordergrund gespielt und lässt Ignazio Cassis den Aussenminister von Nigeria begrüssen.

Ohne die wirklichen Weltstars, die den Krieg in der Ukraine bestimmen, wird der Kongress auf dem Berg ob dem See mit der Frage enden: Wie weiter?

Amherds Kongress tanzt nicht.

Wie das russische TV mit unserer Präsidentin umgeht, ist einigermassen geschmacklos. Aber wie sind unsere Medien mit dem russischen Präsidenten umgegangen?

Eher noch geschmackloser bis hin zur Alterssklerose und Idiotie. Kein Wunder, dass die selbstbewussten Russen jetzt medial zurückschlagen.

Viola Amherd könnte wirklich mehr für ihr Äusseres tun. Sie repräsentiert die reiche Schweiz, die Banken, die Versicherungen, den Maschinenbau und die grossen Handelskonzerne.

Die sich gross nennenden Schweizer Medien, im internationalen Vergleich eher Zwerge, sind seit Wochen auf Regierungskurs.

Schon am letzten Freitag wussten die deutschen Medien, dass der chinesische Präsident Xi nicht auf den Bürgenstock kommen wird. Am letzten Samstag publizierte dies die wirklich grosse „Frankfurter Allgemeine Zeitung“.

Mit ziemlicher Sicherheit wusste dies in Bern Protokollchef Térence Billeter auch schon, aber er wie unsere staatstreuen Medien hielten mit dieser Bomben-News zurück.

Sie wäre als K.O.-Schlag für den Bürgenstock beurteilt worden.

Und Xi?

Der lächelt, wie immer.

Der grosse Chinese hält die Fäden des globalen Spiels sicher in der Hand. Seine „ewige Freundschaft“ mit Russland wird uns noch viele Sorgen machen, mindestens für die kommenden sechs Jahre, wo er zusammen mit Freund Putin noch an der Macht sein wird.

Am 15. und 16. Juni werden viele hundert junge Ukrainer und Russen an der Front sterben, während in der Schweiz die Champagnergläser von ihren Diplomaten geschwungen werden. Zynischer könnte Politik nicht sein.


Der Artikel erschien zuerst auf Inside Paradeplatz.


Foto: Archivbild – Amherd reiste 2023 mit dem Ziel einer engeren Nato-Anbindung der Schweiz zu Nato-Chef Jens Stoltenberg nach Brüssel

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