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Zweitwohnungs-Besitzer wollen beim Tourismusprojekt mitreden
Anzère 2040Zweitwohnungs-Besitzer wollen beim Tourismusprojekt mitreden

Anzère 2040

Zweitwohnungs-Besitzer wollen beim Tourismusprojekt mitreden
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Von Albert Ulrich

Das Projekt Anzère 2040 sollte zum Ziel haben, gemeinsam die Tourismusstrategie für die Zukunft der Retortenstadt Anzère zu definieren und dabei wirtschaftliche, soziale und ökologische Aspekte mit berücksichtigen.

Die Interessengemeinschaft Anzere-R2  will Ideen in das Projekt Anzère 2040 einbringen, um die Zusammenarbeit und die regionale Entwicklung zu fördern. Das Projekt unter der Leitung von der französischen Firma „Protourismus“ bietet den Zweitwohnungsbesitzern wenig Möglichkeiten und versucht, wie von den Gemeindepräsidenten seit Jahren praktiziert, jegliche Einflussnahme zu unterbinden. Wie bei der öffentliche Anhörung im Dezember 2023 in Sachen neues Kurtaxenreglement, eine reine Alibiübung, verschwanden die vielen Vorschläge, Kritiken, Konzepte und Anregungen von Bürgern in irgendeiner Schublade eines Faktotums der Gemeinde Ayent resp. der Anzère Tourisme SA.

Der gemeinsamen Dialog mit der einheimischen Bevölkerung und den Tourismusverantwortlichen für die regionale Entwicklung wird einmal mehr bereits im Keim erstickt.

Die Tatsache, dass die Zweitheimischen Teil der Region sind, und nicht nur Kurtaxen, Steuern, Gebühren bezahlen, sondern auch konsumieren und investieren, wird von der Politik und den Tourismus Verantwortlichen gerne übersehen.

Fakt ist:

  • Die Gemeinde Ayent hat eine Gesamtzahl an Wohnungen von 4217.
  • Die Anzahl Erstwohnungen beträgt gemäss Amt für Statistik 2009.
  • Der Zweitwohnungsanteil beträgt demnach 52,4%
  • Der überwiegende Teil der Zweitwohnungen befindet sich in der Retortenstadt Anzère.
  • In Gemeinden mit einem Zweitwohnungsanteil von über 20 Prozent dürfen grundsätzlich keine neuen Zweitwohnungen mehr bewilligt werden (Lex Weber).

Massentourismus

Mit der Einführung des „Magic Pass“ bei der Tèlè Anzère SA entwickelte sich Anzère zu einer Destination des Massentourismus. Es sollte beachtet werden, dass Tagestouristen bis dahin keinen Rappenx an die touristische Infrastruktur zahlten, obwohl diese das gesamte Jahr über genutzt werden kann. Besitzer eines Magic Pass nutzen Parkplätze, Navetten und Bergbahnen, im Gegensatz zu den R2, das ganze Jahr gratis. Diese noch nicht genutzte Einnahmequelle sollte schnellstmöglich erschlossen werden.

Tagestouristen sind keine sinnvolle Zielgruppe für Anzère 2040, nur für die private Magic Pass Organisation.

Es gibt berechtigte Zweifel, ob der Bau eines neuen Residenz-Hotel in ein Marketingprojekt einer Tourismusdestination gehört. Diese neuen Residenzen (Eigentumswohnungen) dienen lediglich zur Umgehung der Lex Weber, welche keine neuen Zweitwohnungen mehr erlaubt, in Orten mit einem Zweitwohnungsanteil von über 20%. Der Bau des Swiss Peak Residenzhotel wäre eine Sache der Immobiliengesellschaft und der Behörden für die Bewilligungen.

Die Renovation des „Dorfplatzes“ in Anzère ist eine Angelegenheit der umliegenden Immobilien, resp. deren Besitzern. Es kann nicht sein, dass die Immobilienbesitzer, aber auch die Gemeinde Ayent den Unterhalt und die Platz Renovation jahrelang verschlafen haben, und nun die Kosten verallgemeinert werden.

Die Neue Gondelbahn ist Sache der privaten Gesellschaft Tèlè Anzère SA und gehört nicht grundlegend in das Marketingkonzept einer Station. Die Bergbahn hat alleine zu entscheiden, ob dieses Projekt rentabel sein kann, nicht eine Anzère Tourismus AG oder eine Gemeindebehörde.

Das Projekt Anzère 2040 soll nicht vorwiegend der Strategie von Immobilienbesitzern, Investoren und Spekulanten dienen.

Eintrittsgebühren für Tagestouristen

Die Interessengemeinschaft Anzère-R2 von Zweitwohnungsbesitzenden fordert einen Obolus auch von Tagestouristen.

Venedig verlangt an gewissen Tagen eine Eintrittsgebühr von Tagestouristen; Zermatt am Matterhorn in der Schweiz überlegt sie ebenfalls einzuführen.

Das ist sicher gerechtfertigt, denn Übernachtungsgäste bezahlen Steuern und Taxen, während Tagestouristen oft nichts beitragen und den Proviant von zu Hause mitnehmen, obwohl sie die Infrastruktur gleichermaßen nutzen.

Sind also Eintrittsgebühren ein wirksames Mittel gegen Massentourismus und zur Mitfinanzierung der touristischen Infrastruktur? Anzère-R2 findet, dass eine solche Massnahme im Rahmen des Projektes eingebunden sein sollte. Ebenso wichtig ist die Frage, welchen Tourismus will Anzère künftig und welche Zielgruppen sind erwünscht?

Projekt Anzère 2040

Jeder, der die Unterlagen zum Projekt Anzère 2040 ansieht, analysiert und studiert, muss sich wirklich fragen, wer mit welchen Interessen dahinter steht. Es sind eher keine Visionäre; schade für die Zeit, den Aufwand und das Papier.

Die im Projekt aufgeführten Renovation von Hotels und des Dorfplatzes ist Sache der lokalen Immobilienbesitzer und gehört nicht in eine Planung und Strategie einer Feriendestination. Ebenso wenig der Bau einer SWISSPEAK Immobilie mit Residenzen zur Umgehung der Lex Weber.

Wichtig wäre zu definieren, welche Gäste künftig für Anzère erwünscht sind.

Welchen Beitrag die Tagestouristen und Magic Pass Besitzer an die Infrastruktur bezahlen werden.

Welche Vergünstigungen den übernachtenden Gästen geboten werden etc.

Sowohl Einheimische, als auch Zweitheimische R2 können vom Projekt Anzère 2040 den Eindruck haben, dass wenige Manitous im Ort viel direkten ökonomischen Nutzen aus dem Tourismus in ihrem Dorf generieren und sie (Ein- und Zweitheimische) gehen leer aus. Kommt hingegen ein von der öffentlichen Hand mitfinanziertes Unternehmen in Zahlungsschwierigkeiten, wie einst zum Beispiel die Bergbahnen, kommen die Steuerzahler wieder zum Handkuss.

Es bestehen berechtigte Zweifel, ob das Projekt Anzère 2040 effektiv zum Zweck der Weiterentwicklung der Feriendestination oder nur zur Absicherung einiger fragwürdiger und zudem privatwirtschaftlicher Investitionen dienen soll.

Für eine offene und transparente Kommunikation zwischen Einheimischen, Zweitwohnungsbesitzern und Feriengästen steht seit einigen Tagen die Plattform zur Verfügung. Auch anonyme Antworten und Anmerkungen sind willkommen.


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