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Inkonsequenz als Parteiprogramm:

Inkonsequenz als Parteiprogramm:

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Eine Kolumne von Thomas Baumann

„Schwurbler“ – so lautet der derzeit populärste Kampfbegriff in der politischen Arena. Die Argumente der Gegenseite zu mühsam? Ganz einfach die „Schwurbler“-Keule auspacken und einmal kräftig draufhauen – und schon kann man sich die Suche nach gescheiten Argumenten sparen.

Wer „schwurbelt“, der redet unverständliches, inkohärentes Zeugs. Doch wie kohärent sind diejenigen, die sich dieses Begriffs mit Vorliebe bedienen?

„Schwurbler“ ist tendenziell ein linker Kampfbegriff. Genauso wie „Solidarität“. Leider ist dieser auch einer der am meisten geschundenen Begriffe heutzutage. Bedeutete „Solidarität“ einst, sich in Zeiten der Not unter Gleichen beizustehen, so ist sein zeitgemässer Sinn eher: Wenn du nicht machst, was ich will, dann bist du unsolidarisch. Kein Wunder, hapert es heutzutage mit der Solidarität.

Wie kohärent ist links-grün also in der Corona-Debatte? Bei den Grünen gibt es immer noch eine Minderheit, die wenigstens kohärent ist: Gegen Gentechnik, gegen mRNA-Impfstoffe. Kurzum: Gegen alles, das nicht natürlich ist. Das kann man so sehen. Entsprechend sind auch vereinzelte Grüne in der Corona-Krise als Impf- und Massnahmenskeptiker aufgefallen – oft zum grossen Missfallen der eigenen Parteiführung.

Die überwiegende Mehrheit von linksgrün ist jedoch gleichzeitig Gentech-skeptisch und Impf-euphorisch. Und sich dieses Widerspruchs in keiner Art und Weise bewusst.

Vier Möglichkeiten

Grundsätzlich gibt es vier denkbare Möglichkeiten, wie sich jemand zu Gentechnik und mRNA-Technologie stellen kann.

Die Wissenschaftsskeptiker: Lehnen sowohl Gentechnik wie mRNA-Technologie ab.
Die Wissenschaftsgläubigen: Befürworten beide Technologien.
Die linksgrüne Mehrheit: Lehnt Gentechnik ab, befürwortet die mRNA-Technologie.
Die skeptischen Wissenschaftsanhänger: Lehnen mRNA-Technologie ab, befürworten Gentechnik.

Von allen Positionen, ist die linksgrüne Position am inkonsequentesten. Gentechnisch veränderte Nahrungsmittel werden im Darm wie alle anderen Nahrungsmittel verwertet: Allein herausgelöste Nährstoffe gelangen in die Blutbahn und die Körperzellen. Zwar wird bei der Gentechnik die DNA der Pflanzen verändert, aber im Verdauungstrakt des Menschen gelangt natürlich keine DNA in die Blutbahn und damit auch nicht in die Körperzellen. Bei der mRNA-Impfung hingegen gelangt sehr wohl RNA in die Körperzellen.

Wer tatsächlich Angst vor Veränderungen im menschlichen Erbgut hat, sollte daher eher eine Technologie ablehnen, bei der RNA in die menschlichen Zellen gelangt, als eine Technologie, bei der gentechnisch veränderte DNA direkt aus dem Körper ausgeschieden wird.

Zudem findet bei gentechnisch veränderten Pflanzen bereits seit vielen Jahren ein Massenexperiment mit hunderten Millionen Menschen statt: In vielen Ländern der Welt sind gentechnisch modifizierte Pflanzen schon seit langem gang und gäbe. Ohne dass bislang negative Nebenwirkungen beobachtet wurden. Und zwar: NULL Nebenwirkungen.

Ein Gesetz für nichts

Die sonderbare, inkonsequente Denkweise von linksgrün zeigt exemplarisch ein unlängst erschienener Beitrag von SP-Nationalrat Emmanuel Amoos. Er argumentiert, dass „Gentechnik von einer sehr deutlichen Mehrheit der Schweizer Bevölkerung abgelehnt wird.“ Oder kurz: „Die Schweizer wollen also ganz klar keine gentechnisch veränderte Organismen (GVOs) auf ihren Tellern haben.“ Gleichzeitig gäbe es derzeit gar keine gentechnisch veränderten Pflanzen auf dem Markt, die von wirtschaftlichen oder ökologischem Nutzen seien.

Nationalrat Amoos schliesst daraus: „Zusammenfassend lässt sich sagen, dass niemand GVOs konsumieren oder anbauen möchte.“

Sie geneigte Leserin, geneigter Leser werden sich natürlich unweigerlich fragen: Wenn niemand GVOs konsumieren und niemand sie anbauen möchte – warum in aller Welt muss man sie dann noch verbieten?

Diese einfache, naheliegende Frage ist unserem SP-Nationalrat offenbar nicht eingefallen. Oder will er uns vielleicht sagen: Schweizer Konsumenten und Produzenten mögen keine Gentechnik – aber das ‚böse Ausland‘ (USA!) möchte sie uns aufnötigen? Das wäre dann entweder Verschwörungstheorie oder Auslandfeindlichkeit – oder gleich beides zusammen. Man merke: Wenn ihr die Argumente fehlen, werden auch bei einer SP Xenophobie und/oder Verschwörungstheorien salonfähig.

Man bemerke auch den rhetorischen Kniff. Erst spricht SP-Nationalrat Amoos von einer sehr deutlichen Mehrheit, die Gentechnologie ablehne – nur um einige Zeilen weiter zu konstatieren, dass „niemand“ GVOs konsumieren möchte.

Da spricht die SP immer davon, sich für Minderheiten einsetzen zu wollen. Ist ihr jedoch eine Minderheit nicht genehm, dann hört diese auf mirakulöse Weise plötzlich auf zu existieren.

Fazit: Wer selber so oft und gerne schwurbelt, sollte Andersdenkende nicht ausgerechnet als „Schwurbler“ bezeichnen.

SW
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