
Verschiedene Hindernisse beim Ausbau der GroßwasserkraftBundesrat will Hürden für neue Großwasserkraft-Projekte beseitigen
Das Wallis ist der Wasserkraft-Kanton Nr. 1 in der Schweiz. Und trägt damit maßgeblich zur Energiesicherheit der Schweiz und darüberhinaus bei. Was es bedeutet, wenn diese nicht gegeben ist, hat der jüngste Stromausfall in Spanien und Teilen seiner Nachbarländer
Im Wallis sind aktuell 17 neue Großwasserkraftprojekte vorgesehen: Wasserkraft ist seit den umstrittenen Rußlandsanktionen der EU, denen sich die Schweiz anschloß, wieder hoch im Kurs. gezeigt.
Russische Energieträger wie Gas und Öl werden über Umwege wie China oder Indien zu vielfach höheren Preisen nach Europa geleitet und EU-Länder kaufen absurderweise für ein Vielfaches des Preises aus den USA Gas, noch dazu meist ökologisch höchst umstrittenes Fracking-Gas.
Nun hat sich der Bundes an seiner Sitzung vor wenigen Tagen am 13. Juni mit der Wasserkraft befaßt. Und den Bericht zum Postulat 23.3006 «Potential für Erneuerungen und Erweiterungen bei der Großwasserkraft» der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Nationalrates (UREK-N) gutgeheißen.
Das häufigste Wort im Bericht ist das Wort „Potential“, das fast in jedem zweiten Satz aufzutauchen scheint. Der Bundesrat im Einzelnen:
Der Bericht zeigt, daß ein erhebliches Ausbaupotential besteht. Unsicherheiten in Zusammenhang mit dem Auslaufen der Konzessionen, umweltrechtlichen Vorschriften und der Rentabilität sowie allfällige Einsprachen stehen einer Ausschöpfung des Potentials jedoch entgegen.
Zur Erhebung der Ausbaupotentiale bei der Großwasserkraft hat das Bundesamt für Energie zusammen mit dem Schweizerischen Wasserwirtschaftsverband eine Umfrage bei den Betreibern und den Kantonen durchgeführt.
Abgefragt wurden Angaben zur Anlage, zu bereits durchgeführten sowie zu möglichen künftigen Erneuerungen und Erweiterungen.
Neben dem energetischen Potential der Maßnahmen lieferten die Betreiber auch Angaben zu den Investitionskosten, sowie eine Einschätzung zur Wirtschaftlichkeit und Realisierungswahrscheinlichkeit der Maßnahmen. Von den 190 Großwasserkraftwerken (installierte Leistung größer 10 MW) gingen in der Umfrage Rückmeldungen zu 82 Kraftwerken ein, davon gaben 61 Kraftwerke ein Potential für Erneuerungen und Erweiterungen an.
Bedeutendes theoretisches Potential für höhere Wasserstromproduktion
Gemäß Umfrage entspricht das gesamte Erneuerungs- und Erweiterungspotenzial einer Jahresproduktion von 1351 Gigawattstunden (GWh). Dies entspricht dem jährlichen Strombedarf von rund 270 000 durchschnittlichen Haushalten in der Schweiz.
Davon entfallen 1254 GWh auf Erweiterungen wie Staumauererhöhungen, die Fassung neuer Zuflüsse oder die Erhöhung der Ausbauwassermenge und der Leistung. Allerdings sind diese Maßnahmen mit zusätzlichen Eingriffen in die Umwelt verbunden. Erneuerungsmaßnahmen wie Ausrüstungsersatz haben ein Potenzial von lediglich 97 GWh pro Jahr.
Hindernisse für die Realisierung
Vom Gesamtpotential können gemäß Angaben der Betreiber nur knapp 2 Prozent des identifizierten Potenzials (24 GWh pro Jahr) ohne Förderung realisiert werden.
Dabei handelt es sich um Maßnahmen, die zum Erhalt der Betriebsfähigkeit ohnehin gemacht werden müssen, wie der Ersatz von Turbinen und Generatoren oder Dotierwassernutzungen (Nutzung von Restwasser). 792 GWh pro Jahr sind gemäss Einschätzung der Betreiber aufgrund der erwarteten Markterlöse nicht rentabel. Sie können aber dank den heute bestehenden Förderinstrumenten realisiert werden.
Weitere 430 GWh pro Jahr können nur realisiert werden, wenn die Förderung ausgebaut wird oder die Marktbedingungen sich verbessern. Bei den restlichen Projekten liegen keine Angaben zur Wirtschaftlichkeit vor.
Als Hindernisse für die Realisierung des vorhandenen Potentials nennen die Betreiber Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Auslaufen der Konzessionen, umweltrechtliche Themen wie Restwassermengen, Ersatz- und Ausgleichsmassnahmen und Schutzgebiete von nationalem Interesse, Beschwerden und Einsprachen sowie die fehlende Rentabilität.
Wie im Postulat verlangt, analysiert der Bericht lediglich Erneuerungen und Erweiterungen von bestehenden Großwasserkraft-Anlagen. Das Potential von Neuanlagen wurde nicht untersucht.
(pd rm)