
Eine Betrachtung zur ß-Schreibung und der heutigen Schweizer Tastatur
Es gibt viele Gründe für die ß-Schreibung, darunter die Auffindbarkeit bei den Suchmaschinen.
Wer in den Suchmaschinen Wörter seiner Wahl mit ss eingibt, erfährt schnell, daß Suchmaschinen dann auch viele Resultate mit ß anzeigen. Sei es der Fußball / Fussball oder der Fusspilz / Fußpilz oder der Spass versus der Spaß. Man teste es selbst.
Für die Auffindbarkeit von Artikeln im Internet ist zweifelsohne wesentlich, daß sie gefunden werden.
Ein weiterer Grund
Oder auch die Tatsache, daß Übersetzungsprogramme sie verwenden sie im französischsprachigen Kantonsteil wahrscheinlich aus genau diesem Grunde vielfach anzutreffen ist und es auch viele Touristen aus dem nicht zur Schweiz gehörenden deutschsprachigen Raum gibt.
In der Kürze liegt die Würze
ß ist kürzer, man spart einen Buchstaben und es erleichtert die Lesbarkeit. Zudem lassen sich auch Wörter und ihre Aussprache unterscheiden.
Wer die Busse (die auf der Straße fahren) von der Buße (welche die Polizei ausstellt) gleich schreibt, kann nur aus dem Textzusammenhang erfahren, was gemeint ist und kommt beim Lesen somit langsamer voran weil er nicht gleich versteht.
Historisch betrachtet
Anders als viele junge und teils sogar ältere Leute heute denken, gab es jahrhunderlang das ß in der Schweiz. Man sehe nur die Beschriftungen an alten Gebäuden. Oder lese alte Zeitungen oder Bücher.
Die NZZ schaffte 1974 als letzte große Publikation die ß-Schreibung ab. Was war der Grund?
Daß auf Schreibmaschinen in der Romandie kein ß war und im Tessin und Südbünden nicht. Das war der ordinäre Grund.
Völlig unbedeutend im Internetzeitalter. Niemand mehr schreibt auf einer Schreibmaschine.
Tastatur-Nonsens
Heute könnte man problemlos alle Buchstaben, sowohl deutsche als auch französische, auf einer Tastatur darstellen.
Einfach eine Taste F/D und es schaltet um. Anstattdessen richten sich die Schweizer Tastaturen nach dem Schreibmaschinenzeitalter.
Und sorgen somit für Zusatzkosten beim Kauf von IT in der Schweiz.
Und die Ausrichtung am Schreibmaschinen-Zeitalter führt zu erheblichen Nachteilen bzw. Verumständlichungen.
Etwa die, daß man unter anderem Großbuchstaben Ö,Ä,Ü nur äußerst umständlich auf der aktuellen Schweizer Tastatur darstellen kann (man muß eine halbe Verrenkung ausführen: Hochstelltaste aktivieren, dann den Buchstaben tippen und dann Hochstelltaste wieder deaktivieren nach dem Tippen des Buchstabens…)
Oder auch die, daß trotzdem nicht alle französischen Buchstaben einfach verfügbar sind.
Man hat weder die eine Sprache noch die andere komplett.
Dabei ließe sich bei einer Compi-Tastatur beides vollständig und einfach darstellen. Eine einzelne Umschalt-Taste F/D und alles wäre gut gelöst.
Apropos Verrenkungen
Übrigens ist der Grund, warum viele Orte sich in der Schweiz mit falschem Umlaut (Oe, Ae, Ue) anstatt sprachrichtig korrekt wie man es auch spricht (Ä,Ö,Ü) schreiben ebenfalls das Schreibmaschinen-Zeitalter.
Oerlikon, Oensingen, Aegerten aber Ägerisee sprachrichtig, Uetikon aber im Zürdeutschen Dialekt sprach-richtig Üedike, Üetike. Oft gibt es auch beide Schreibweisen nebeneinander wie beispielsweise bei Überstorf, was sich auf der Gemeindewebseite mit Ue schreibt, aber in Zeitungen im Kanton Freiburg oder auf Tourismusplattformen mit Ü geschrieben wird (vgl. hier oder hier)
Diesem gutem Beispiel zu folgen ist sinnvoll, denn ÖÄÜ ist eben nicht gleich OeAeUe, genausowenig wie der Poet gleich der Pöt ist oder der Nachname Tuena nicht Tüna geschrieben werden kann.
(rm)