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Konjunkturprognose: Ukraine-Konflikt bremst die Erholung

Konjunkturprognose: Ukraine-Konflikt bremst die Erholung

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Die Expertengruppe senkt ihre Wachstumsprognose für die Schweiz im Jahr 2022 auf 2,8 % (Sportevent-bereinigtes BIP). Die gestiegene Teuerung und der Ukraine-Konflikt bremsen die Erholung.

Hingegen hat sich die epidemiologische Lage über Erwarten schnell entspannt.

Für 2023 wird unverändert ein Wachstum von 2,0 % erwartet. Vom Krieg in der Ukraine gehen große Risiken für die globale Konjunktur aus.

Das 4. Quartal 2021 war durch die jüngste Corona-Welle und die damit einhergehenden Massnahmen geprägt. Erwartungsgemäß setzte sich die Erholung der Schweizer Wirtschaft fort, wenn auch in etwas schwächerem Tempo.

Der Krieg in der Ukraine belastet die Aussichten und birgt große Konjunkturrisiken. Er trifft die Schweizer Wirtschaft aber in einer bereits relativ guten Verfassung. Die Binnenkonjunktur erholt sich. Auch der Arbeitsmarkt entwickelt sich günstig: Die Beschäftigung wächst, die Arbeitslosigkeit liegt wieder auf dem Vorkrisenniveau. Teile der Wirtschaft beklagen gar Fachkräfteengpässe. Zudem läßt die weitgehende Aufhebung der Corona-Maßnahmen eine kräftige Erholung des Dienstleistungssektors erwarten. Insbesondere im Gastgewerbe und bei den Freizeit- und Kulturdiensten bestehen noch große Aufholpotenziale.

Die direkten Auswirkungen des Ukraine-Konflikts auf die Schweiz dürften begrenzt sein, da die wirtschaftliche Verflechtung mit Russland und der Ukraine verhältnismässig gering ist. Von deutlichen indirekten Effekten ist indes auszugehen. Auf den Weltmärkten sind die Preise von wichtigen Exporten Rußlands und der Ukraine, namentlich Energieträger sowie gewisse Grundnahrungsmittel und Industriemetalle, stark angestiegen. Damit bleibt der Teuerungsdruck international zunächst deutlich erhöht.

Glücklicherweise steigt der Schweizerfranken

Noch bis vor Kurzem kaufte die Schweizer Nationalbank Euros auf, der wegen privaten Devisenspekulationen zurückgetretene frühere Nationalbankpräsident Philipp Hildebrand band den Schweizerfranken sogar an den Euro was eine Teilnahme gleichkam. Nun freuen sich alle, daß der Schweizerfranken steigt:
Die jüngste Aufwertung des Schweizer Frankens trägt dazu bei, den Preisdruck in der Schweiz zu begrenzen, trotzdem ist auch im Inland von höheren Inflationsraten auszugehen. Die Expertengruppe revidiert ihre Erwartung für die Inflation in der Schweiz im Jahr 2022 auf 1,9 % (Prognose von Dezember 2021: 1,1 %) und geht von entsprechenden dämpfenden Effekten auf den privaten Konsum aus. Zudem lastet die erhöhte Unsicherheit auf dem Investitionsklima, und die globalen Lieferkettenprobleme verstärken sich wieder.

Vor diesem Hintergrund revidiert die Expertengruppe ihre Wachstumsprognose für 2022 auf 2,8 % (Sportevent-bereinigtes BIP, Prognose von Dezember: 3,0 %). Somit würde die Schweizer Wirtschaft vorläufig ihre Erholung von der Corona-Krise mit einem überdurchschnittlichen BIP-Wachstum fortsetzen, wenn auch weniger dynamisch als in der Vorprognose erwartet. Dies unter der Voraussetzung, dass ein deutlicher Abschwung bei wichtigen Handelspartnern ausbleibt, und insbesondere, dass es zu keinen massiven Energie- und Roh-stoffengpässen in Europa kommt.

In der zweiten Hälfte des Prognosezeitraums dürften die Aufholeffekte im Zusammenhang mit der Corona-Krise schwächer werden. Sofern auch die bremsenden Effekte des Ukraine-Konflikts nachlassen, ist eine Normalisierung der Konjunktur zu erwarten. Für das Gesamtjahr 2023 prognostiziert die Expertengruppe ein BIP-Wachstum von 2,0 % (Sportevent-bereinigt). Die Inflation dürfte auf 0,7 % (unveränderte Prognose) im Jahresdurchschnitt zurückgehen.

Für den Arbeitsmarkt geht die Expertengruppe von einer weiteren Erholung aus und erwartet im Jahresdurchschnitt 2022 eine Arbeitslosenquote von 2,1 %, gefolgt von 2,0 % im Jahr 2023.

Konjunkturrisiken

Die Unsicherheit im Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt ist sehr groß. Auch ohne eine internationale militärische Eskalation besteht das Risiko von größeren wirtschaftlichen Auswirkungen als in der aktuellen Prognose unterstellt.

Die Schweizer Wirtschaft würde empfindlich getroffen, sollte es zu einem deutlichen Wirtschaftsabschwung bei wichtigen andelspartnerländern kommen. Dies etwa, falls es im Zuge unterbrochener Rohstofflieferungen aus Russland zu erheblichen Produktionsausfällen in Europa käme. In einem solchen Szenario**  wäre international mit einem anhaltend hohen Preisdruck bei gleichzeitig rückläufiger Wirtschaftsentwicklung zu rechnen.

Weitere Risiken gehen von der stark angestiegenen Verschuldung von Staaten und Unternehmen aus. Auch im Immobiliensektor bestehen im Inland wie international weiter Risiken, insbesondere in China.

Die Unsicherheit im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie hat dagegen deutlich nachgelassen, auch wenn weitere Rückschläge z. B. aufgrund neuer Virusvarianten nicht auszuschliessen sind.

(rm, pd)

SW
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