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Millionen Kubikmeter giftiger Abfälle geben abermals zu reden
Eidgenössische Finanzkontrolle rügt Pläne der Deponie GamsenriedMillionen Kubikmeter giftiger Abfälle geben abermals zu reden

Eidgenössische Finanzkontrolle rügt Pläne der Deponie Gamsenried

Millionen Kubikmeter giftiger Abfälle geben abermals zu reden
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Wie schon beim Bau der Autobahn A9, der sie auf den Plan rief: Wieder kritisiert die Eidgenössische Finanzkontrolle Wallisereien.

Der Bericht der Eidgenössischen Finanzkontrolle (EFK) zur Sanierung der ehemaligen Deponie Gamsenried im Kanton Wallis, der erst heute veröffentlicht wurde, offenbart, daß er offenbar seit Mai 2025 zurückgehalten wurde.

Die Deponie Gamsenried gilt als die größte und komplexeste Altlast der Schweiz, belastet durch jahrzehntelange Ablagerungen chemischer Abfälle, vor allem von Lonza.

Fehlende Gesamtübersicht und Koordination

Die EFK bemängelt das Fehlen eines Gesamtsanierungsprojekts. Weder Sanierungsmassnahmen noch Etappen, Fristen oder Kosten sind klar definiert. Der Kanton Wallis, als verantwortliche Behörde, und Lonza, die den Großteil der Kosten tragen soll, agieren ohne koordinierte Planung. Besonders kritisch sieht die EFK die fehlende Aufsicht auf Bundesebene.

Verschiedene Bundesstellen wie das Bundesamt für Umwelt (BAFU) und das Bundesamt für Straßen (ASTRA) handeln nur punktuell, was ein Risiko für den Bund darstellt.

Die EFK empfiehlt dem Generalsekretariat des UVEK eine umfassende Risikoanalyse und ein Aufsichtskonzept mit klaren Verantwortlichkeiten, um die Interessen des Bundes zu schützen und finanzielle Beteiligung zu minimieren.

Passivität des BAFU und finanzielle Unsicherheiten

Das BAFU wird vorgeworfen, sich passiv zu verhalten. Obwohl es die Aufsicht führt, überlässt es die Steuerung weitgehend dem Kanton. E

in Rückgriff auf den VASA-Fonds schließt das BAFU aus, da Abfälle bis 2011 deponiert wurden.

Dennoch warnt die EFK vor Risiken wie Umweltschäden oder Reputationsverlust, die unberücksichtigt bleiben. Für das ASTRA bleibt die finanzielle Beteiligung unklar, da keine Garantien für künftige Kosten vorliegen.

Dichtwand-Projekt mit Unsicherheiten

Die erste Sanierungsmaßnahme, der Bau einer 30 Meter tiefen Dichtwand entlang der A9 für etwa 53 Millionen Franken, wird als notwendig anerkannt, bringt jedoch Verkehrsbehinderungen.

Das ASTRA übernimmt rund 4–6 % der Kosten (ca. 2,3 Millionen Franken) per Vereinbarung mit Kanton, Lonza und Brig-Glis. Die EFK fordert aktive strategische Beteiligung des ASTRA, um Kosten zu minimieren.

Reaktionen und Ausblick

Das UVEK plant eine engere Begleitung, lehnt jedoch eine Projektorganisation ab. Die Verzögerung der Veröffentlichung seit Mai wirft Fragen zur Transparenz auf, insbesondere angesichts der Dringlichkeit der Sanierung.

Die Eidgenössische Finanzkontrolle schreibt zur Deponie unter anderem weiter: 

Während mehrerer Jahrzehnte wurden hier chemische Abfälle deponiert, hauptsächlich durch das Unternehmen Lonza. Ihre Größe und die vor Ort vorhandenen Substanzen machen sie zur grössten und komplexesten Altlast der Schweiz.

Die Dienststelle für Umwelt des Kantons Wallis ist die mit der Sanierung der Deponie beauftragte Behörde. Mehrere Akteure des Bundes sind auf verschiedenen Ebenen darin involviert. Dabei handelt es sich um das Bundesamt für Umwelt (BAFU), das für die Aufsicht über die Umsetzung des Bundesrechts im Bereich der belasteten Standorte zuständig ist, und um das Bundesamt für Straßen (ASTRA), das ungefähr ein Drittel der belasteten Parzellen besitzt (darüber verläuft die Autobahn A9). Das Bundesamt für Verkehr (BAV), die Gesellschaft Matterhorn-Gotthard-Bahn, die SBB sowie Swissgrid sind ebenfalls darin involviert. Das Projekt der dritten Rhonekorrektion, das zu zwei Dritteln vom Bund subventioniert wird, ist indirekt davon betroffen.

Die Größe und die Komplexität des Standorts sind zum Teil der Grund dafür, daß es aktuell kein Gesamtsanierungsprojekt gibt. Somit sind weder die Sanierungsmassnahmen noch die Etappen oder die Fristen und nicht einmal die Kosten bekannt. Der Kanton Wallis ist dafür verantwortlich, dass ein Gesamtprojekt ausgearbeitet wird, und das Unternehmen Lonza soll aufgrund der Tatsache, dass es viele Jahre lang dort Abfälle deponiert hat, den Grossteil der Kosten übernehmen.

Die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) hat das Management dieser Sanierung aus der Sicht des Bundes geprüft. Die Haupterkenntnis des vorliegenden Berichts ist, dass es keine Gesamtübersicht über die Risiken und keine koordinierte Aufsicht durch die verschiedenen involvierten Bundesstellen gibt. Jede Stelle informiert sich nur dann über das Projekt und wird nur dann nach ihren gesetzlichen Grundlagen tätig, wenn sie dazu aufgefordert wird. Diese Vorgehensweise verunmöglicht ein koordiniertes und abgestimmtes Handeln vonseiten des Bundes.

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(pd, rm)
(Foto: Kt. VS)

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