
Besorgniserregende Zunahme von Aggressionen, asozialem Verhalten und PersönlichkeitsverletzungenSpital Wallis gibt Nulltoleranz-Politik bekannt
Angesichts der besorgniserregenden Zunahme von Aggressionen, asozialem Verhalten und Persönlichkeitsverletzungen gegenüber seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bekräftigt das Spital Wallis seine Position der «Nulltoleranz» in solchen Situationen, so das Spital Wallis in einer aktuellen Mitteilung.
Die betreffenden Personen w+rden gegebenenfalls angezeigt. Das Spital habe zu diesem Thema eine klare Richtlinie ausgearbeitet.
Diese werde ergänzt durch eine Sensibilisierungskampagne mit der Bezeichnung «Danke für Ihre Wertschätzung gegenüber dem Spitalpersonal — Gemeinsam für ein respektvolles Miteinander». Das Spital Wallis teilt zur neuen Strategie im Einzelnen folgendes mit:
In Krisensituationen drücken sich Spannungen oder Frustrationen in gewissen Abteilungen wie der Notfallstation, der ambulanten Onkologie oder der Psychiatrie besonders häufig in Aggressionen aus. Aber alle Bereiche können davon betroffen sein. In den letzten zwei Jahren wurden am Spital Wallis 68 % mehr Fälle asozialen Verhaltens gegenüber dem medizinisch-pflegerischen, medizinisch-therapeutischen, technischen, hauswirtschaftlichen, gastronomischen oder administrativen Personal registriert. Jede Woche ist der Sicherheitsdienst im Einsatz.
«Das Bedürfnis von Patienten oder Angehörigen nach einer raschen Behandlung oder die Ungeduld bei längeren Wartezeiten, verbunden mit dem Gefühl, vernachlässigt zu werden, führen manchmal zu einem aggressiven Verhalten», erwähnt Chrystel Carrupt, Pflegedirektorin und Direktorin ad interim des Spitalzentrums des französischsprachigen Wallis. «Manche Personen reagieren unter dem Einfluss von Alkohol oder anderen Substanzen, andere verhalten sich, als stünde ihnen alles zu aufgrund der hohen Krankenkassenprämien. Ihre Erwartungen können sich in aggressive körperliche oder verbale Verhaltensweisen verwandeln. Unser Personal leidet leider immer häufiger unter den Folgen dieser Aggressionen.»
Die Situation ist im französischsprachigen Teil des Kantons gravierender, aber auch im Oberwallis ist eine Zunahme der Fälle zu beobachten. «Wir stellen fest, dass in den letzten Jahren die Ungeduld der Patienten und ihrer Angehörigen stark zugenommen hat», betont Dr. Hugo Burgener, Direktor des Spitalzentrums Oberwallis.
Richtlinie und Sensibilisierungskampagne
Das Spital Wallis hat deshalb eine institutionelle Richtlinie Aggressionen und Persönlichkeitsverletzung seitens Patienten oder Dritten ausgearbeitet. Sie soll potenzielle Akteure abschrecken, im Fall von asozialem Verhalten einen klaren Rahmen bieten und das Personal bei verbalen, körperlichen oder sexuellen Aggressionen seitens Patienten oder Dritten unterstützen. Eine Sensibilisierungskampagne mit der Bezeichnung «Danke für Ihre Wertschätzung gegenüber dem Spitalpersonal — Gemeinsam für ein respektvolles Miteinander» begleitet die Implementierung dieser Richtlinie des Spital Wallis.
«Grundlage der Richtlinie bildet das Schweizerische Recht, das fünf grundlegende Aspekte der Person schützt: die körperliche, psychische und sexuelle Integrität, das Recht am eigenen Bild und die Ehre», fasst der Verwaltungsratspräsident Pascal Strupler zusammen. «Unsere Aufgabe als Arbeitgeber besteht darin, diejenigen Personen zu schützen, die jeden Tag im Dienst der Bevölkerung arbeiten.
Wir werden alle notwendigen Massnahmen ergreifen, um ein respektvolles Arbeitsklima sicherzustellen. Diese Richtlinie bringt klar zum Ausdruck, dass asoziales Verhalten, Drohungen, Aggressionen und Diskriminierung nicht toleriert werden.»
Schulung, Sensibilisierung und Prävention
Konkrete Massnahmen begleiten die Einführung der Richtlinie:
Am SZO wird den Abteilungen seit mehreren Jahren ein Eskalationstraining angeboten. Für die Mitarbeitenden der französischsprachigen Standorte steht demnächst eine Online-Schulung zur Verfügung – insbesondere für jene, die in exponierten Bereichen tätig sind. Die Videomodule können bei Bedarf auch den Mitarbeitenden des SZO zugänglich gemacht werden. Das Ziel: Formen von Aggressionen besser zu verstehen, riskante Verhaltensweisen frühzeitig zu erkennen und Strategien zur Prävention sowie zur Bewältigung schwieriger Situationen zu stärken. Rund 80 % der 6’200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen in engem Kontakt mit Patientinnen, Patienten und Besucherinnen, Besuchern. Sensibilisierung und das Üben konkreter Szenarien können entscheidend dazu beitragen, kritische Situationen zu entschärfen.
Eine Sensibilisierungskampagne mit der Botschaft «Aggression verletzt, Respekt heilt… Danke für Ihre Wertschätzung gegenüber dem Spitalpersonal — Gemeinsam für ein respektvolles Miteinander» wird an den Spitalstandorten des Spital Wallis von Brig bis Monthey insbesondere in Form von Plakaten durchgeführt.
Dem Personal stehen künftig ein Meldeverfahren, bei Bedarf eine rasche Intervention des Sicherheitsdienstes und der Polizei sowie eine psychologische und rechtliche Unterstützung zur Verfügung.
(pd, rm)
(Archivbild: Spital Wallis)