Home Aktuelles, Nachrichten Wallis Wie SRF sich selber lobt
Wie SRF sich selber lobt

Wie SRF sich selber lobt

0

Ein Kommentar von Thomas Baumann

Die meisten Einwohner unseres Landes zahlen Serafe-Gebühren – egal ob sie fernsehen oder nicht. Da könnte man wenigstens davon ausgehen, dass SRF mit diesen Mitteln ausschliesslich das macht, wofür es bezahlt wird: Die Einwohner der Schweiz über das aktuelle politische Geschehen im In- und Ausland neutral und ausgewogen informieren. Ohne Allüren, arbeitsam und bescheiden.

Doch Psychologie wird nicht ohne den Menschen gemacht: Wer den Bewohnern dieses Landes als „Leitmedium“ ungefragt aufgezwungen wird, gefällt sich schnell einmal in der Rolle des Oberlehrers. Warum denn muss den Menschen ein Fernsehsender aufgezwungen wären? Doch wohl nur, weil sich diese in einem Zustand der fortgeschrittenen Unmündigkeit befinden – und weil die Konkurrenz nichts taugt.

„Bloss“ über das aktuelle Geschehen zu berichten ist für SRF schon lange nicht mehr Auftrag genug. Der von Gesetzes wegen bevorzugte Monopolist macht sich auch ungefragt über die staatlich nicht (oder wenigstens deutlich weniger) privilegierte Konkurrenz her. Medienkritik nennt sich das.

Ordnungspolitisch verkehrt

Ordnungspolitisch ist dies völlig verkehrt: Medien – die vierte Gewalt im Staat – haben die Aufgabe, die Monopolisten Staat und Verwaltung zu kontrollieren. Die Medien befinden sich dabei miteinander in einem harten Wettbewerb, so wie es in der freien Wirtschaft eben üblich ist. Das ständige Wehklagen der Medien über ihre finanziellen Probleme ist gerade der Beweis dafür, dass dieser Wettbewerb spielt: Ohne den bisweilen schmerzhaften Zwang zu Innovationen gäbe es keinen Fortschritt.

Verkehrt ist es hingegen, wenn ein staatlich privilegierter Medien-Monopolist in diesen Wettbewerb der privaten Konkurrenz eingreift – oder gar einzelne seiner privatwirtschaftlichen Wettbewerber angreift.

Als Regel hat prinzipiell zu gelten: Akteure in einem wirtschaftlichen Umfeld der freien Konkurrenz sollen den Monopolisten kontrollieren – nicht der Monopolist die freien wirtschaftlichen Akteure. Denn diese werden bereits durch den wirtschaftlichen Wettbewerb diszipliniert.

Im November 2015 übernahm der bekannte SRF-Tagesschau-Moderator Franz Fischlin die Leitung der hauseigenen Sendung ‚Medienclub‘. Titel der ersten Sendung: „Ohnmächtige Vierte Gewalt, wenn das Publikum die Medien dirigiert.“ Oder mit anderen Worten: Konsumentensouveränität – dass Konsumenten die Macht haben, durchzusetzen, dass ihre Ansprüche befriedigt werden – wird hier als Übel dargestellt.

Es gibt idealtypisch nur zwei Möglichkeiten: Entweder dirigieren die Konsumenten die Produzenten – damit sie erhalten, was sie wünschen. Dies ist in einem freien, demokratisch und marktwirtschaftlich organisierten Land üblich. Oder die Produzenten bestimmten, was die Konsumenten „zu fressen haben“: Dies ist das System des real existierenden Sozialismus – der staatlich verordneten Unmündigkeit der Konsumenten.

Selbsternannter Wächter über die „Qualität“

Wo der Wettbewerb spielt und private Anbieter ein ausreichendes Angebot sicherstellen, braucht es keinen staatlichen Anbieter. Dies ist im Medienmarkt der Fall: Die privaten Medienhäuser TX Group, NZZ, Ringer, CH Media usw. produzieren unzweifelhaft ein ausreichendes Angebot an Medieninhalten für unser Land.

Es bräuchte also zusätzlich gar keinen staatlichen Monopolisten. Doch da es ihn halt nun mal gibt, sollte SRF wenigstens das tun, was seine Aufgabe ist: Über das aktuelle Geschehen informieren.

Stattdessen gefällt sich SRF in der Rolle des Schiedsrichters. Sinnbildlich dafür sein Aushängeschild: SRF-Moderator Fischlin. Er sitzt z.B. nebenbei im Vorstand ‚Qualität im Journalismus‘. Das Selbstverständnis dieses Vereins: „Wir verstehen uns als Qualitätslobby der Schweizer Journalismusbranche“.

Dies ist gleich in doppelter Hinsicht falsch:

1. Wird hier der Bock zum Gärtner gemacht: Die Tagesschau ist Infotainment auf dem Niveau irgendwo zwischen 20 Minuten und Schweizer Illustrierte. Jeder NZZ-Artikel hat mehr Informationsgehalt als ein Tagesschau-Beitrag. Wenn der Zweck des Journalismus die Information des Publikums ist, dann ist die Tagesschau alles andere als „Qualität“.

2. Es ist – wie gezeigt – ordnungspolitisch falsch, wenn der Monopolist der privatwirtschaftlichen Konkurrenz vorschreiben will, was „Qualität“ ist. Die privatwirtschaftlichen Wettbewerber werden schon durch die wirtschaftliche Konkurrenz zu Qualität gezwungen – dazu gezwungen, die qualitativen Ansprüche des Publikums zu befriedigen. Wenn ein staatlich privilegierter Monopolist damit beginnt, den Bäckern vorschreiben zu wollen, wie sie ihr Brot backen sollen, ist es bald vorbei mit gutem Brot.

Interessenkonflikte vorprogrammiert

Vor drei Monaten berichtete das Branchenmagazin ‚Persönlich‘ (www.persoenlich.com/medien/franz-fischlin-wird-co-prasident-der-jury) dass ebendieser Franz Fischlin zum Co-Präsidenten der Jury des ‚Private-Medienpreises‘ ernannt wurde.

Vorgestern wurde nun der ‚Private-Medienpreis 2022‘ verliehen (www.private.ch/medienpreis/2022.php). Grosser Gewinner: SRF, welches fünf von zwölf Preisen gewannen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Man sieht: Wenn es um die Selbstbeweihräucherung geht, fallen auch bei Journalisten alle Hemmungen.

Die Interessenkonflikte sind offensichtlich: Ein SRF-Mann ist Co-Präsident einer Jury, welche über Beiträge von SRF- und anderen Journalisten zu befinden hat. Und die Gewinner sind überwiegend – SRF-Journalisten.

Was ist Qualität im Journalismus? Qualität im Journalismus ist zum Beispiel, Interessenkonflikte von Politikern aufzudecken. Doch wenn es um einen selbst, das eigene Medienhaus geht, sind solche Fragestellungen plötzlich sekundär.

Und der Journalist, der sich eben noch als ‚Vorkämpfer für Qualität‘ inszenierte, verstrickt sich in einen ganz simplen Interessenkonflikt – und ist sich dessen nicht einmal bewusst. Dabei steht es jedesmal in den Bedingungen für die Teilnahme an einem Wettbewerb eines Unternehmens X: „Mitarbeiter des Unternehmens X sind von der Teilnahme ausgeschlossen“. Und hier sind Mitarbeiter desselben Medienhauses sowohl Wettbewerbsteilnehmer wie Jury-Mitglieder.

Qualität im Journalismus sieht definitiv anders aus. Aber was ist von einem Monopolisten auch anderes zu erwarten als – blinde Überheblichkeit?

(Bild Franz Fischlin: Schweizerisches Staatsfernsehen SRF)
SW
Fehler gefunden? Jetzt melden.