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Interview mit Nicolas A. Rimoldi

Interview mit Nicolas A. Rimoldi

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Der Aktivist Nicolas A. Rimoldi ist Kopf der Bewegung „Maß-voll!“.

Diese fordert schon lange Untersuchungen zum Fall Berset-Ringier. Und hat nun eine Petition lanciert (WZ berichtete).

Einige Fragen dazu an den Präsident der Organisation:

WZ: Guten Tag, Herr Rimoldi. Sie haben eine Petition gestartet, in welcher behauptet wird, Leute aus dem Umfeld von Berset sollen Insiderhandel mit Aktien betrieben haben. Wie kommen Sie zu dieser Behauptung?

Rimoldi: Es gibt verschiedene Anhaltspunkte zu Insiderhandel, insbesondere auffällige Transaktionen in Lonza-Aktien kurz vor Ankündigugen der Regierung. Insider-Delikte sind keine Kavaliersdelikte. Das muss sauber abgeklärt und untersucht werden.

WZ: In der Petition fordert Ihre Organisation eine Untersuchung dazu, daß Berset vom außerordentlichen Staatsanwalt des Bundes, Peter Marti, 7 Stunden lang verhört wurde. Sind 7 Stunden Verhör denn nicht mehr als genug?

Rimoldi: Herr Berset hat teilweise die Aussage verweigert, um sich nicht selber zu belasten. Dies ist das gute Recht jedes Beschuldigten. Aber es ist ein untragbares Verhalten für einen Bundesrat. Dieser hat aus meiner Sicht zu 100% mit den Strafverfolgungsbehörden zu kooperieren.

WZ: Im Wallis ist Lonza der größte Arbeitgeber. Im Text zur Petition behaupten Sie, es gäbe verdächtige Transaktionen mit Lonza-Aktien. Wie kommen Sie zu dieser Behauptung?

Rimoldi: Zwischen der Entscheidung für den Lonza-Auftrag und der öffentlichen Ankündigung war das Handelsvolumen DOPPELT so hoch wie vorher. Das ist ein klares Indiz für Insiderhandel. Dies muss aufgearbeitet werden – indem sämtliche Transaktionen in dem Zeitraum untersucht werden.

WZ: Insiderhandel läßt sich doch kaum beweisen / verhindern: Denn wie soll man nachweisen, wenn Freunde / Bekannte / Verwandte von jemandem mit Insiderwissen Aktien gekauft haben, daß sie das aufgrund eines Insiderwissens getan haben?

Rimoldi: Die Finma und die Schweizer Börse haben die Möglichkeit, diesen Sachverhalt zu untersuchen. Es muss jede Transaktion in dem fraglichen Zeitraum untersucht werden. Die Börse ist kein rechtsfreier Raum.

WZ: Auch fordern Sie in der Petition eine Untersuchung des Geheimnisverrates, der inzwischen nachgewiesen ist. Jedoch nicht nachgewiesen ist, daß Berset von diesem wußte oder diesen gar in Auftrag gab. Er habe von all dem offenbar nichts mitbekommen, behauptet er.

Rimoldi: Sie können sich selber vorstellen, wie glaubwürdig diese Aussage ist. Zur Untersuchung müssen sämtliche elektronischen Interaktionen zwischen den Beteiligten analysiert werden. Auch muss verhindert werden, dass Beweise vernichtet werden oder Absprachen erfolgen. Dazu gibt es ein bewährtes Instrument: Die Untersuchungshaft.

WZ: In der Petition wird eine „sofortige Untersuchung“ gefordert. Wer soll diese denn durchführen?

Rimoldi: Die Finanzmarktaufsicht zusammen mit der Bundesanwaltschaft sollten den strafrechtlichen Aspekt durchführen. Politisch braucht es eine PUK.

WZ: Welche Unterschriftenanzahl versprechen Sie sich mit der Petition? Hat sie eine Aussicht auf Erfolg bzw. kann sie überhaupt etwas bewirken?

Rimoldi: Wir wollen mit der Petition aufzeigen, dass die Bevölkerung eine strafrechtliche und politische Aufarbeitung verlangt. Es handelt sich bei dem Sachverhalt mutmasslich um schwerwiegende Offizialdelikte und ein Anfangsverdacht ist aus meiner Sicht klar gegeben. Die Finma und die Bundesanwaltschaft sind somit verpflichtet, sofort Untersuchungen zu starten.

Wir sind bisher positiv überrascht über die enorme Resonanz zu der Petition: Es ist ein schwieriges Thema. Aber die Bevölkerung hat kein Verständnis für mutmassliche Insider-Delikte und andere schwere Strafdelikte.

WZ: Die Schweiz ist eines der Länder mit höchstem Ausländeranteil. Ist es wie bei Abstimmungen und Wahlen oder dürfen Ausländer auch unterschreiben?

Rimoldi: Natürlich. Eine Petition darf jeder unterschreiben, auch Ausländer und Minderjährige. Wir freuen uns über jede Unterstützung für den Rechtsstaat.


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Das Interview führte Remo Maßat. Es wurde digital geführt.
Foto: Nicolas A. Rimoldi (mass-voll.ch)
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