
Gerold Biner: Darstellung von Walliser Bote, Air Zermatt wolle keine Super-Pumas der Armee, falschAir Zermatt wehrt sich gegen Vorwürfe der Geldgier
Die Air Zermatt wurde bereits gestern als auch in den letzten Stunden massiv mit Vorwürfen konfrontiert, daß sie auf den Einsatz von Armee-Helikoptern verzichten möchte. Dies aus Geldgier, wie der Walliser Bote es darstellt und andere Medien unter Berufung auf den WB zitieren.
Diese Vorwürfe stimmen nicht, so Gerold Biner, Geschäftsführer (neudeutsch Chief executive officer, CEO) und Pilot der Air Zermatt. Diese reagiert mit einem Interview.
Gerold Biner, seit Montagabend ist die Air Zermatt im Dauereinsatz. Wie beurteilen Sie die bisherige Brandbekämpfung aus der Luft?
Gerold Biner: Aus flugoperativer Perspektive hat der Löscheinsatz hervorragend funktioniert. Wie bei jedem Großereignis gab es eine Chaosphase, die in anderen Ländern oft mehrere Wochen dauern kann. Basierend auf unseren Erfahrungen aus vorherigen Großbränden haben wir rasch einen Einsatzkoordinator für Lufttransporte ernannt.
Seine Hauptaufgabe besteht darin, die Einsatzleiter der Feuerwehren zu unterstützen und insbesondere die Sicherheit der Helikopter-Crews zu gewährleisten, die unermüdlich im Brandgebiet im Einsatz sind.
Was war der Auftrag der Air Zermatt?
Gerold Biner: Die Air Zermatt erhielt den Auftrag, das Feuer zu löschen. Wir reagierten prompt und setzten sofort zwei Helikopter ein. Die Piloten berichteten jedoch, daß zusätzliche Einsatzmittel erforderlich waren.
In den ersten Stunden und während der Nacht wurden schließlich mehrere Helikopter der Air Zermatt und ein weiterer Helikopter der Air-Glaciers in den Einsatz geschickt. Parallel dazu begannen wir mit der Organisation des Einsatzes für die kommenden Tage.

Wer entscheidet, welche Mittel zur Brandbekämpfung eingesetzt werden?
Gerold Biner: Die Aufgabe der Air Zermatt bestand darin, dem Krisenstab die optimalen Luftmittel für die Brandbekämpfung aufzuzeigen. Unter Berücksichtigung der topografischen Lage und der Rauchentwicklung traf der Einsatzkoordinator für Lufttransporte in Absprache mit dem Feuerwehrkommandanten aus Sicherheitsgründen die Entscheidung, daß maximal drei Großhelikopter und zwei weitere Helikopter eingesetzt werden können.
Dem Krisenstab empfahl der Einsatzkoordinator den Einsatz eines Super-Pumas einer Privatfirma mit einer Kapazität von 4000 Litern Löschwasser, ergänzt durch zwei K-Max-Helikopter mit einer Löschwasserkapazität von bis zu 2300 Litern sowie zwei Écureuil-Helikopter.
Die vom Einsatzkoordinator vorgeschlagene Helikopter-Aufstellung wurde schließlich vom Einsatzleiter der Feuerwehr akzeptiert. Die Super-Pumas der Armee mögen zwar schwer sein, aber sie haben mit 2000 Litern dennoch eine geringere Löschkapazität im Vergleich zu den vorgeschlagenen Löschhelikoptern.
Für die Air Zermatt war es von höchster Bedeutung, dem Einsatzleiter der Feuerwehr die besten verfügbaren Optionen zur Verfügung zu stellen und dabei stets die Sicherheitsrichtlinien des BAZL (Bundesamt für Zivilluftfahrt) zu gewährleisten.
Letztendlich erhielt die Air Zermatt den Auftrag des Einsatzleiters der Feuerwehr, die vorgeschlagenen Helikopter zu bestellen. Der Einsatzleiter der Feuerwehr entschied sich nicht nur für die effektivsten Helikopter, sondern auch für Piloten mit einem enormen Erfahrungsschatz.
Warum wurden die Super-Pumas der Armee für die Brandbekämpfung nicht aufgeboten?
Gerold Biner: Die Sicherheit der Helikopter-Crews hat höchste Priorität. Um diese Sicherheit zu gewährleisten und gleichzeitig den Brand effektiv zu bekämpfen, entschied der Einsatzkoordinator für Lufttransporte, daß tagsüber die vorgeschlagenen drei Großhelikopter sowie zwei Écureuils eingesetzt werden sollen.
Obwohl der Einsatzkoordinator für Lufttransporte die Super-Pumas der Armee nicht bestellte, stand er bereits am Montagabend in Kontakt mit der Armee. Bereits am Montagabend, bevor die anderen Großhelikopter zum Einsatz kamen, wurde der Super-Puma der Armee eingesetzt. Es wurde vereinbart, daß der Einsatzkoordinator für Lufttransporte die Armee am Dienstag um 10.00 Uhr informieren würde, falls Super-Pumas der Armee für die Brandbekämpfung erforderlich sein sollten.
Ab 07.00 Uhr morgens geriet der Einsatzkoordinator für Lufttransporte unter permanenten Druck von verschiedenen Seiten, die darauf bestanden, daß die Super-Pumas der Armee nun endlich eingesetzt werden sollten. Es war klar, daß die Helikopter der Armee subsidiär zur Verfügung standen und zum Einsatz kommen würden, wenn einer der bisher eingesetzten Großhelikopter ausfallen sollte oder die Situation im Waldbrandgebiet einen zusätzlichen Helikopter erfordern würde.
Am Dienstagvormittag erhielt der Einsatzkoordinator für Lufttransporte von den Piloten, die bereits im Einsatz waren, die Rückmeldung, daß die Sicherheit bei einem zusätzlichen Helikopter nicht mehr gewährleistet werden könne. Deshalb wurde auf den Einsatz der Super-Pumas am Dienstagvormittag verzichtet.
Die Sicherheit der Piloten stand für die Air Zermatt an erster Stelle. Deshalb mußten wir dem politischen Druck standhaft entgegentreten. Hätte die Politik auf einem Einsatz der Armee-Helikopter beharrt, hätte die Air Zermatt nicht länger für die Sicherheit der Piloten garantieren können. In diesem Fall wäre die Air Zermatt gezwungen gewesen, den Löschauftrag zurückzugeben und sämtliche Mittel aus dem Einsatz zurückzuziehen.
Ist die Aussage, daß die Air Zermatt die Super-Pumas der Armee nicht einsetzten will, falsch?
Gerold Biner: Gewiß, diese Aussage ist unzutreffend. Erstens ist per Gesetz definiert, daß die Mittel der Armee subsidiär zum Einsatz kommen. Doch in erster Linie stand die Sicherheit vor Ort an erster Stelle und spielte eine entscheidende Rolle dafür, daß die Super-Pumas erst zum Einsatz kamen, als sich die Situation am Brandherd veränderte und zusätzliche Mittel erforderlich wurden. Ab Dienstagnachmittag wurden die Super-Pumas der Armee umgehend eingesetzt.
Die Air Zermatt wird mit dem Vorwurf konfrontiert, aus Geldgier auf den Einsatz der Armee-Helikopter zu verzichten. Wie gehen Sie mit diesem Vorwurf um?
Seit Montagabend stehen wir unermüdlich im Einsatz, um einen der größten Waldbrände der letzten Jahre zu bekämpfen. Unser vorrangiges Ziel ist es, den Brand so schnell wie möglich zu löschen und dabei das Leben von Menschen und ihr Eigentum zu schützen. In dieser Phase spielt Geld keine Rolle, denn unser Hauptfokus liegt auf der Sicherheit und dem Schutz der betroffenen Gemeinden und deren Bewohner.
Zusätzlich dazu hat die Air Zermatt einen Fonds ins Leben gerufen, der gezielt die betroffenen Gemeinden in solchen herausfordernden Situationen unterstützt. Wir sind fest entschlossen, alles in unserer Macht stehende zu tun, um den Brand einzudämmen und den Menschen in dieser schwierigen Zeit beizustehen.
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(pd, rm)
(Foto ganz oben: Atemcollective)