
Analyse Geschäftsbericht 2023 des Spital Wallis170 neue Vollzeitstellen, trotzdem 29,5% Überstunden und Millionenverlust
Von Christian Gasser
Der Geschäftsbericht des Spital Wallis weist einen Verlust von 11.3 Millionen aus. Dies ist jedoch nicht die ganze Wahrheit:
Gemäss den im Bericht über die Gesundheitspolitik auf Seite 8 erwähnten Zahlen beläuft sich die gesamte Finanzierungslücke des Spitals Wallis im Jahr 2023 auf rund CHF 53 Millionen, die sich wie folgt verteilen:
-CHF 11.3 Millionen: ausgewiesenes Defizit des Spital Wallis
-CHF 5.1 Millionen: Subventionen des Kantons für Leistungsmangel
-CHF 13.4 Millionen: Subventionen des Kantons für die Teuerung
-CHF 7 Millionen: Zuschüsse des Kantons für die Lohnerhöhung
-CHF 16 Millionen: Gelder, die nicht in den Umlauffonds für Infrastrukturen und Material einbezahlt wurden
Werter Hr. Staatsrat Reynard, sie haben bei der Rechnung des Departement Gesundheit angeführt: diese Zahlen dürfe man nicht addieren. Sie können ja der Katze auch Büsi sagen, Fakt ist; wenn der Kanton in den Spital Geld einschiessen muss, sind es unter dem Strich Verluste, weil das Geld fehlt und nicht erwirtschaftet wurde.
Vor diesem Hintergrund ist es schwer vorstellbar, dass die in den Berichten dargelegten Massnahmen ausreichen. Dies umso mehr, als der Geschäftsbericht des Spital Wallis erhebliche Diskrepanzen aufweist. Insgesamt wurden im letzten Jahr 170 neue Vollzeitstellen geschaffen. Davon 126 ausserhalb des Budgets, was die Finanzkommission festgestellt hat und umgehend detaillierte Informationen verlangt. Der gestiegene Personalaufwand wird exakt mit 2.8% angegeben. Fakt ist aber, dass der effektive Personalaufwand um 8.1% zugenommen hat.
Erstaunlich ist auch, dass sämtliche Spitalleistungen resp. Aufenthaltstage in den genannten Bereichen wie Akutpflege (stationär) und ambulante Tätigkeiten massiv abgenommen haben und die Chronische Pflege (stationär) mit einem Plus von 0.62% fast gleichgeblieben ist, gleichzeitig aber die geleisteten Überstunden der Angestellten jedoch mit 683’112 Arbeitsstunden um 29.5% zugenommen haben. Wie kann es sein, dass die Spitalangestellten bei weniger Leistungen trotzdem fast 30% mehr Überstunden als im Vorjahr geleistet haben?
Sind die internen Prozesse bereits derart überbordet, dass die Angestellten trotz weniger medizinischer Auslastung fast 30% mehr Überstunden leisten müssen um die internen Prozesse und aufgaben zu befriedigen? Bleibt die Kernkompetenz der Pflege und der Patient auf der Strecke?
Hinzu kommen noch die Informationsforderungen der Finanzkommission, die viele weitere Fragezeichen aufwerfen. Insbesondere die fehlende Mehrjahresplanung ist alarmierend.
Der gestiegene Verschuldungsgrad auf 67% ist ebenfalls alarmierend, sowie die Gelder die nicht in den Umlauffonds für Infrastruktur vorgenommen wurde. Wenn man den Geschäftsbericht anschaut und die eigenen Mittel analysiert, kann sich der Spital Wallis ja fast nicht mal mehr einen Satz neues Operationsbesteck leisten. Vor diesem Hintergrund empfinden wir es als besonders stossend, das dringliche Interpellationen im Bezug auf die Finanzzahlen der einzelnen Standorte in der Maisession nicht beantwortet wurden mit dem Hinweis auf die fehlende Zeit zur Vorbereitung. Wenn die Zahlen schon nicht präsent sind, überrascht es auch nicht, dass keine Mehrjahresplanung existiert.
Leider wurde unserer Dringlichkeit nicht stattgegeben. Wir behalten uns aber das Recht vor auf dem regulären und leider langsameren Weg unsere Vorstösse einzureichen. Ich hoffe nur für den Ruf des Spital Wallis und die finanzielle Stabilität ist es dann nicht zu spät. Die Lage ist alarmierend. Jetzt muss sich die Politik einschalten und handeln.
Christian Gasser, Eidg. dipl. Elektromeister aus Brig-Glis ist Fraktions-Chef der SVP Oberwallis und Mitglied der Kommission für Institutionen und Familie im Großen Rat
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