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Alpen gibt es nicht nur in der Schweiz

Alpen gibt es nicht nur in der Schweiz

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Warum machen so viele Schweizer Ferien in Österreich? In der Schweiz sagt man, wer Freundlichkeit erleben möchte, muß nach Österreich gehen.

Ist Österreich wirklich gastfreundlicher?

Schweizer jedenfalls gelten nicht als offenherzig sondern als zurückhaltend reserviert und nur oberflächlich freundlich.

Ist das der Grund, warum viele Schweizer nach Österreich in die Ferien fahren?

Oder anders gefragt: Warum kommt bei Schweizern vielfach in Österreich mehr Ferienstimmung auf?

Bei der Kleidung fängt es schon an

Familie Unterkofler aus dem Bergherz sagt Hallo. (Bildschirmfotoausriß) Wo sieht man das in der Schweiz?
Familie Unterkofler aus dem Bergherz sagt Hallo, ansprechend gekleidet. (Bildschirmfotoausriß) Wo sieht man das in der Schweiz?

Es fängt wohl an bei der Kleidung. In Walliser Tourismusgebieten, wenn man einmal von den Ausnahmen absieht, ist niemand traditionell oder auch bloß irgendwie ansprechend / schön gekleidet. Sondern viele Leute laufen herum als würden sie die letzten Lumpen auftragen. Das ist die Mode in den Berggebieten der Schweiz.

Wie auch in manchen Berggegenden Graubündens gilt es als versnobt, sich gut zu kleiden.

Natürlich gibt es Ausnahmen.

Da wären in Graubünden sicher St. Moritz und im Wallis möglicherweise Zermatt zu nennen. Wo ein (kleiner) Teil der Bevölkerung und Gastronomen sich halbwegs schön kleidet. Der internationale Tourismus färbt offenbar positiv ab.

Aber auch nicht zu positiv. Denn da nicht einmal der Gemeinderat es als Repräsentant für eine Tourismusgemeinde wie Zermatt es für nötig hält, sich irgendwie ansprechend zu kleiden ist die positive Wirkung von außen als begrenzt einzustufen.

In achtloser Kleidung im Tourismus zu arbeiten ist eigentlich eine Unfreundlichkeit gegenüber dem Gast. Oder zumindest eine Achtlosigkeit.

Was also macht ein Tourist, der in Urlaubsstimmung ist? Er vermeidet das.

Warum gilt die Schweiz als so kaltes Land?

Dabei gelten die Schweizer doch als sooo höflich. Wie kann man ihnen bloß Unfreundlichkeit unterstellen?

Nunja.

Höflichkeit ist eben nicht gleich Freundlichkeit.

Andreas Thiel beschreibt es im Magazin SchweizerMonat treffend.

Es läge eben ein „himmelweiter Unterschied“ welcher zwischen Höflichkeit und Freundlichkeit besteht.

Auch wenn es geleugnet wird und unbeliebt ist, ist das Thema (eigentlich) sehr gut bekannt.

Und wird auch seit längerem medial thematisiert, ist auch in Statistiken und Umfragen erfaßt. Selbst Schweizer bzw. vor allen Dingen auch Schweizer bedrückt ihre eigene „negative Höflichkeit“.

So fragt beispielsweise der Tagi (TagesAnzeiger) in seinem Magazin: „Warum fällt es uns Schweizern so schwer, freundlich zu sein?“

Ja, warum fällt es Schweizern eigentlich so schwer, freundlich zu sein? Sogar so schwer, daß viele Schweizer, die sich auch Ferien in der Schweiz leisten könnten, zum Urlaub-machen nach Österreich flüchten.

Schweiz wäre fast Weltmeister

Laut Umfrage von „InterNations“ rangiert die Schweiz an vierter Stelle der unfreundlichsten Nationen weltweit. Weit weit vor Deutschland und Österreich. Bloß in Kuwait, Saudi-Arabien und auch Dänemark ist die Bevölkerung nach Wahrnehmung von Nicht-Einheimischen noch unfreundlicher als in der Schweiz.

Und weil die Schweizer selbst Schweizer sind, nehmen sie natürlich die in Österreich und Deutschland vielfach als Höflichkeit miß-interpretierte Unfreundlichkeit und Distanziertheit auch als das wahr was sie wirklich ist. Einfach unfreundlich.

Das belegen sogar schweizerische Statistiken: In der Schweiz rangiert Unfreundlichkeit hinter der Lärmbelästigung direkt auf Platz 2. Bei den Sachen, welche einen an den eigenen Nachbarn stören. Das ist kein Scherz. Schweizer empfinden also sogar ihre eigenen Nachbarn als stoßend unfreundlich.

Der Preis

Die Schweiz gilt als reichstes Land der Welt. Ob dies so ist, sei dahingestellt. Was zweifellos aber der Fall ist, ist, daß die Schweiz in Europa – nebst dem winzigen Andorra und dem winzigen Liechtenstein – eine Insel ist. Und zwar eine Hochpreisinsel.

Das bedeutet im Klartext: Wer in den Alpen Ferien machen will als Schweizer, der fährt günstiger, wenn er die Alpen von Österreich anstatt die der Schweiz wählt.

Für das gleiche Geld, welches man im Wallis für manches gehobene Hotelzimmer zahlt, erhält man in Österreich bereits ein ganzes „Traum-Chalet“.

Und man kann dem Schweizer Publikum vieles unterstellen, aber daß es nicht rechnen kann, das wohl nicht. Sonst wäre der Marktanteil der Schweizer Kunden im Nachbar-Alpenland Österreich nicht so hoch wie er ist.

Kreativität

Auch scheinen die österreichischen Feriendestinationen bzw. deren Gastgeber um einiges kreativer. Oder wo findet man im Wallis die Möglichkeit, Feriengutscheine zu verschenken?

So wirbt man etwa in Pongau bzw. im dortigen Feriendorf mit der sprechenden Bezeichnung „Bergherz“:

„Euren Liebsten eine Freude zu machen kann ganz einfach sein: Beim verschenken von Entspannung, Ruhe und Genuß. Wie das geht? Mit einem Urlaubsgutschein vom Almdorf Sankt Johann!“

Und als ob das nicht genug kreativ wäre gibt es „spezielle Wellneßgutscheine, Kuschelgutscheine oder einen Wertgutschein“.

Schließend mit der Feststellung: „Egal, für welchen Urlaubsgutschein man sich entscheidet, man wird garantiert mit einem freudigen Lächeln belohnt.“

Das Lächeln, in der Schweiz so etwas Seltenes.


Was ist Ihre Meinung?

Sind die Walliser im Tourismus freundlich oder grimmig / reserviert (höflich)?

Schreiben Sie uns: Leserbrief (ätt) Walliser-Zeitung.ch


Remo Maßat

 

 

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