Genderstreit im LokführerstandChefbeamter spielt Winkelried für «diskriminierte Frauen»
Eine Kolumne von Thomas Baumann
Im Beamtenapparat herrscht üblicherweise das Silodenken vor. Die Folge davon: Doppelspurigkeiten, Ineffizienz und Ressourcenverschwendung.
Nur etwas scheint heutzutage eine ämterübergreifende Aufgabe zu sein: Gendergaga.
Wie sonst ist es zu erklären, dass der Vorsteher des Amts für öffentlichen Verkehr und Verkehrskoordination des Kantons Bern sich auch für Genderthemen zuständig fühlt? Wohlverstanden: Nicht bloss in seinem Amt, was ja noch angehen mag, sondern allgemein.
Bislang war die Lektüre der Schweizer Eisenbahn-Revue (SER) Teil des Arbeitsalltags in seinem Amt. Nun nicht mehr. Denn die SER erdreistete sich, explizit an der «klassischen Sprache» festzuhalten, oder in den Worten der Eisenbahnrevue: «Die männliche Mehrzahl betrifft immer beide Geschlechter».
Grund genug für Amtsvorsteher Christian Aebi, sich in einem geharnischten Schreiben samt Kündigungsandrohung zu beschweren. Darin forderte er, wörtlich, «in der nächsten Ausgabe eine entsprechende Richtigstellung und eine Entschuldigung zu publizieren.»
Frage an den Amtsvorsteher, an wen konkret sich die Entschuldigung denn zu richten habe. Zuerst meinte er, dass die «männliche Form […] von Frauen als diskriminierend empfunden werden kann.» Also Frauen im allgemeinen.
Daraufhin ergänzt er, dass seine «Formulierung unglücklich» war. Oder auf gut Deutsch: dass er erst geschrieben und dann nachgedacht hat. Aber das macht keinen Unterschied: Die einmal ausgesprochene Kündigung der Schweizer Eisenbahn-Revue wird nicht zurückgenommen.
Fragt sich nur: Warum soll ausgerechnet ein «Amt für öffentlichen Verkehr und Verkehrskoordination» zuständig sein, wenn sich Frauen im allgemeinen durch die Formulierung in einem Fachmagazin diskriminiert fühlen könnten?
Diesem Chefbeamten möchte man gerne zurufen: Schuster bleib bei deinen Leisten!

