
Christophe Darbellay will wohl Bundesrat werdenWenn einer den Fünfer und das Weggli will und sich alle Optionen offenhält
Nachdem Viola Amherd kurz nach dem Treffen mit Ursula von der Leyen plötzlich beim VBS und im Bundesrat den Dienst verweigerte wurde ihr Sitz frei.
Doch die heiß-gehandelten Kronfavoriten der Mitte-Partei verweigerten ebenfalls, sagten ab. Nun ist Christophe Darbellay die heiße Personalie nachdem er sich selbst ins Gespräch für den Bundesratssitz brachte.
„Der Zug in den Bundesrat fahre nur einmal vorbei“, sagte er seiner westschweizer Heimat-Zeitung „Le Nouvelliste“. Daß er Westschweizer ist und nicht im Oberwallis wohnt, ist dabei für ihn aktuell eine Krux, doch dazu mehr unten.
Nun machte NEO – die sozialliberale Mitte im Wallis die Bahn frei für eine 2er-Bundesratskandidatur der Mitte Oberwallis, ins Rennen gingen Christophe Darbellay und Franziska Biner.
Beide, vor allen Dingen Darbellay, haben zahlreiche Ämter (Walliser Zeitung berichtete schon 2023, seitdem kamen jedoch weitere Ämter noch hinzu), so ist Biner noch in der Leitung der Mitte Oberwallis und zugleich im Großen Rat und zugleich auch noch im Gemeinde-Rat der am meisten frenquentierten Tourismus-Gemeinde der Schweiz, Zermatt (Logiernächteanzahl direkt hinter Zürich und Genf auf Platz 3 belegt das Matterhorndorf).
Vielleicht freut man sich in Zermatt schon, denn daß Darbellay sich für den Bundesrat ins Rennen bringt, das könnte auch die Chancen der Zermatterin Franziska Biner erhöhen.
Denn Christophe Darbellay, äußert nun öffentlich, er überlege, für den Bundesrat zu kandidieren.

Die unangenehme „Terminkollision“
Es gibt hierbei jedoch eine Termin-Kollision, um es einmal gelinde zu formulieren.
Nur 10 Tage vor den Bundesratswahlen wählen im Wallis die Wähler ihren Staatsrat.
Darbellay, würde er zum Staatsrat gewählt, würde für Neuwahlen sorgen, wenn er Bundesrat würde. Dies dürfte Millionen Franken für den Steuerzahler an Kosten bedeuten und eine solche Kostensituation hatte der Kanton Wallis erst jüngst dank dem Fall bzw. der Kandidatur Nantermod.
Was also wird hier passieren?
Wähler, die ihre Stimme im Wallis anläßlich der Staatsratswahlen an Christophe Darbellay vergeben, könnten nach bloß 10 Tagen diese Stimme verlieren, wenn dieser im Anschluß in den Bundesrat gewählt würde.
Natürlich gäbe es für den nach 10 Tagen wieder frei-werdenden Staatsratssitz neue Wahlen, er kann ja nicht leer bleiben.
So oder so rechnet sich Darbellay als politisches Urgestein im Wallis mit einem durchaus auch schweizweitem Bekanntheitsgrad sicherlich auch Chancen aus, die nicht gänzlich von der Hand zu weisen sind.
Dem gegenüber stehen aber ein doch etwas belastetes Verhältnis mit der SVP und auch die Mitte-Frauen sollen nicht vollumpfänglich Darbellay-Fäns sein.
Zügeln würde helfen, aber jetzt noch?
Vielleicht müßte er auch ins Oberwallis zügeln um seine Chancen zu erhöhen, dann als Unterwalliser gehört er der lateinischen Schweiz an und diese hat ja bereits 3 Sitze im 7-er-Gremium Bundesrat.
Solche Zügel-Aktionen sind auch unter Staatsräten durchaus schon vorgekommen. Die waadtländische bzw. zugerische Staatsrätin Valérie Dittli etwa machte es vor, allerdings offenbar aus steuerlichen Gründen, was ihr dann negative Schlagzeilen einbrachte. Und obwohl sie später entlastet wurde blieb doch ein fades Geschmäckle.
Und für einen Wohnsitz-Wechsel ist es nun wohl auch zu spät, niemand würde Darbellay abnehmen, daß er ein echter Deutschschweizer sei und jetzt nicht mehr zur lateinischen Schweiz gehöre. So etwas müßte man von längerer Hand einfädeln und planen.
Offenbar verlockend für Darbellay
Aber verlockend für Darbellay ist offenbar, daß alle heiß-gehandelten Kandidaten für den Bundesrat bisher abgesagt hatten. Hätte er das vorher gewußt, hätte er sich früher rüsten können. Und hätte ihn Viola Amherd frühzeitiger informiert, daß ihr Bundesratsposten in Kürze frei-werde, so hätte er sicher letztes Jahr galant erklärt, er kandidiere nicht mehr für den Walliser Staatsrat und dann überraschend sein Hemd ins Rennen der Bundesratswahl 2025 geworfen.
Aber offenbar ist das Verhältnis zur Mitte-Frau Amherd nicht so gut gewesen, daß sie ihren Walliser Mitte-Kollegen frühzeitig ins Bilde gesetzt hätte.
Hach, welch ein Zwiespalt, welch eine schwierige Situation nun.
Zumal der Zug in den Bundesrat „nur einmal vorbeifährt“. Warum nur hat ihn Viola nicht rechtzeitig informiert?
Vom Fünfer und dem Weggli
Wer beides will hat manchmal gar nichts. Nicht immer geht es gut, den Fünfer (den Staatsratssitz Wallis) und das Weggli (den Bundesratssitz) gleichzeitig haben zu wollen.
Und manchmal passiert es sogar, daß Leute, die beides haben wollen und sich nicht entscheiden können hinterher gar nichts von Beidem haben.
Ach Schuster, wärst Du doch bloß bei Deinen Leisten geblieben, könnte man dann rufen – beziehungsweise: Ach Darbellay, wärst Du doch bloß im Wallis geblieben.
Freuen dürfte sich der Wolf
So oder so: Freuen dürfte sich der Wolf, sollte Christophe Darbellay Bundesrat werden. Denn dann dürfte er weniger Zeit für die Wolfsjagd haben, der er sich „um den Tourismus zu retten“ verschrieben hat. Allerdings dürfte die Lücke für die Rettung des Tourismus rasch gefüllt werden. So begehrt wie die Wolfsjagd im Wallis ist.
Remo Maßat
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