
Das BIP der Schweiz ist 2024 deutlich gewachsenKeine Spur von wirtschaftlicher Schwäche
Anders als in vielen EU-Ländern ist in der Schweiz keine Spur von einer wirtschaftlichen Schwäche zu spüren.
Das Bruttoinlandprodukt (BIP) der Schweiz verzeichnete 2024 zu Preisen des Vorjahres einen Anstieg von 1,4 % (preisbereinigt).
Diese erste Schätzung wurde im Rahmen einer Revision vom Bundesamt für Statistik (BFS) berechnet. Für den Zeitraum 1995–2023 sind neue Zeitreihen verfügbar. Die Totalrevision der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) wurde in Zusammenarbeit mit dem Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) durchgeführt, das die BIP-Quartalsschätzungen veröffentlicht. Die Revision entspricht internationalen Standards und dient dazu, methodische Verbesserungen umzusetzen sowie neue Datenquellen zu berücksichtigen. Sie führt zu einem durchschnittlichen Anstieg des BIP um 1,8 Prozentpunkte. 2024 betrug das BIP zu laufenden Preisen 854 Milliarden Franken.
Durch die Revision der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) kann die sich ständig verändernde wirtschaftliche Realität besser abgebildet werden. Dabei werden mithilfe neuer statistischer Methoden und Datenquellen die Abdeckung und Struktur verbessert. Dies wirkt sich sowohl auf die VGR des Bundesamts für Statistik (BFS) als auch auf die Quartalsschätzungen des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) aus.
Erste Schätzungen für das Jahr 2024
Gemäß den ersten Schätzungen der jährlichen VGR des BFS verzeichnete die Schweizer Wirtschaft 2024 einen Anstieg des Bruttoinlandprodukts (BIP) um 1,4 % zu Preisen des Vorjahres (2023: +0,8 %). Angesichts der Zunahme des allgemeinen Preisniveaus um 1,0 % stieg das BIP zu laufenden Preisen um 2,4 % auf 854 Milliarden Franken.
Der Endkonsum der privaten Haushalte (+2,4 %) war 2024 der wichtigste Wachstumsmotor der Schweizer Wirtschaft. Auch der Außenhandel trieb das Wachstum an. Bei den Investitionen konnte hingegen nur ein schwacher Aufwärtstrend beobachtet werden (2024: +0,5 %; 2023: +2,2 %).
Die nichtfinanziellen Gesellschaften verzeichneten insbesondere dank der chemischen und pharmazeutischen Industrie, dem Informatik- und Kommunikationssektor, dem Gesundheitswesen sowie dem Detailhandel ein deutliches Plus (+1,6 %). Im Gegensatz dazu fiel die Entwicklung des Finanzsektors je nach Branche unterschiedlich aus: Die Versicherungen registrierten eine besonders hohe Zunahme (+6,5 %), während die Wirtschaftsleistung der Finanzinstitute zurückging (–2,3 %).
Das Bruttonationaleinkommen (BNE) zu laufenden Preisen, das die vom Ausland erhaltenen und ans Ausland gezahlten Einkommen aus Arbeit und Kapital berücksichtigt, wuchs 2024 als Folge eines starken Anstiegs der aus dem Ausland zugeflossenen Vermögenserträge (4,9 %) um 3,5 %.
Anstieg des BIP nach Revision
Die Verbesserungen der Berechnungsmethoden und der Einbezug neuer Datenquellen haben für den Zeitraum 1995–2023 eine Korrektur des BIP zu laufenden Preisen von +1,1 bis +3,8 Prozentpunkten ergeben. Ab 2021 führt die Revision zu einer besonders starken Zunahme von über 3 Prozentpunkten.
Diese Entwicklung läßt sich durch mehrere Faktoren begründen, betrifft jedoch hauptsächlich den nichtfinanziellen Sektor, insbesondere die Pharmaindustrie und den Großhandel. Auch die 2023 durchgeführte Revision der Wertschöpfungsstatistik (Referenzjahr 2021) hat sich auf den Anstieg des BIP ausgewirkt.
Weitere Anpassungen, deren Auswirkungen auf das BIP jedoch geringer ausfallen, betreffen etwa Investmentfonds, die nicht mehr mithilfe eines statistischen Modells geschätzt, sondern anhand von Administrativdaten berechnet werden.
Auch die Berechnungsmethode für Rückversicherungen wurde angepaßt. Durch den Zugang zu Einzeldaten der Finanzinstitute konnten die Aktivitäten der Zweigniederlassungen im Ausland abgezogen werden. Den ausländischen Zweigniederlassungen von nicht nichtfinanziellen Gesellschaften wurde überdies besondere Aufmerksamkeit gewidmet, da Aktivitäten im Ausland nicht in das BIP einfließen dürfen.
Darüber hinaus wurde das Niveau der Ausrüstungsinvestitionen infolge neu integrierter Daten stark korrigiert. Die Berechnungsmethode der Warenaußenhandelsdaten zu konstanten Preisen wurde nach einer Nomenklaturanpassung ebenfalls überarbeitet.
Neue Revision in Sicht
Für die gesamte Zeitspanne (1995–2023) ist ein Anstieg der Position «Vorratsveränderungen und statistische Abweichungen» zu beobachten, insbesondere für die letzten Jahre. Die Zunahme erklärt sich vor allem mit den Schwierigkeiten beim Ausgleich von Angebot (Wertschöpfung) und Nachfrage (Verwendung der Wertschöpfung).
Die Globalisierung und zunehmende Digitalisierung der Schweizer Wirtschaft sind in diesem Zusammenhang wesentliche Faktoren und können zu Unsicherheiten bezüglich des BIP-Niveaus führen. Die Schätzung seines Wachstums wird davon jedoch nur marginal beeinflußt. Mit weiterführenden Arbeiten sollen die Qualität und internationale Vergleichbarkeit des Schweizer BIP bei der nächsten Revision beibehalten und weiter stärken.
(pd, rm)