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Quelle von Turtmann in der medialen Anti-China-Propaganda
Ein Blick auf den Quellverkauf von TurtmannQuelle von Turtmann in der medialen Anti-China-Propaganda

Ein Blick auf den Quellverkauf von Turtmann

Quelle von Turtmann in der medialen Anti-China-Propaganda
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Ein Kommentar von Remo Maßat

Vittel läßt grüßen, denn dort gehört die Wasserquelle dem Konzern Nestle. Oder in Rothenbrunnen und Rhäzüns dem Coca-Cola-Konzern. Ereifern sich Journalisten der großen Medien über Nestle und Coca-Cola? Nein.

In der Walliser Gemeinde Turtmann gibt eine Wasserquelle zu reden. Und hier wird sich massivst ereifert und gegeifert.

Denn hier könnte ein Unternehmer eventuell seine Wasserrechte an einen chinesischen statt etwa an einen us-amerikanischen Investor verkaufen.

Ist das ein Grund für Panik?

Investoren aus China sind weltweit bekannt dafür, daß sie bei Investitionen nicht die kurzfristige Ausbeutung von Ressourcen betreiben wie viele westliche Konzerne sondern ihre Engaments als langfristige Investitionen sehen. Allein deswegen sind chinesische Investoren in Afrika so beliebt und us-amerikanische so unbeliebt.

Dabei könnte die Region das Wasser in trockenen Sommern auch selbst brauchen, so klagt das Schweizer Staatsfernsehen SRF nun. Auch Blick, 20Min und andere staatsnahen Medien blasen ins gleiche Horn.

Wasser sei knapp im Wallis und der böse Chinese reißt es sich nun unter den Nagel und klaut den Schweizern mit seinen Investitionen quasi das kostbare Quellwasser weg.

Ja, wirklich?

Einwohner von Turtmann verkauften ihre Quellrechte

Was zu erwähnen ist, ist jedoch daß es die Einwohner von Turtmann waren, die darseblst ihre Quellrechte bzw. die Quellrechte verkauften.

Um sich das zu erschließen muß man nichteinmal ein Journalist sein. Denn daß ein Verkauf von Wasserrechten für fast 100 Jahre (99 Jahre) nicht ohne Traktandierung durch den Gemeinderat und Beschluß einer Gemeindeversammlung über die Bühne gehen kann, ist eigentlich klar wie Kloßbrühe.

Das Walliser Dorf Turtmann muß auf der Gemeindeversammlung den Verkauf der Quellrechte einmal beschlossen haben.

Denn es hat die Nutzungsrechte ja an den heutigen Besitzer, einen privaten Unternehmer abgegeben.

Und so ist es auch: Denn 2009 hat die Urversammlung einen Quellrechtsvertrag über 99 Jahre zugestimmt. Der Unternehmer hat damit die Rechte über die Quelle bis ins Jahr 2108.

40 Jahre nichts auf die Reihe gebracht, aber ein Chinese darf es nicht sein als Mit-Investor

Schon vor 40 Jahren hat es Projekte gegeben, das Quellwasser dieser großen Quelle zu nutzen, aber stets blieb es beim Projekt.

Was sich auch fragt, ist, warum es denn überhaupt Wasserknappheit in Turtman gibt, wenn sich dort „eine der größten Quellen der Schweiz“ (!) befindet.

Ein Projekt sollen etwa 30 Millionen Franken investiert werden, nachdem die Quelle bisher nie erschlossen wurde.

Ist das gut oder schlecht für Turtmann, für die Schweiz, wenn jemand Geld aus de Ausland bringt und in den Bau einer Abfüllanlage für Mineralwasser investiert?

„Das ist ja der Horror, wirklich schlimm“

„Das ist ja der Horror, wirklich schlimm“, sagt Myriam Born (80) aus Eischoll VS gegenüber dem Boulevardblatt Blick: „Im Sommer durften wir nicht einmal unser Auto waschen, weil wir Wasser sparen mussten. Und jetzt soll diese Quelle, die wir vermutlich selbst irgendwann gut nutzen könnten, ins Ausland verkauft werden? Das ist schlimm.“

Durstpanik? Bloß 0,6% des Mineralwasser fließt ins Ausland

Coca-Cola, Heineken, Nestle und andere globale Konzerne kaufen in der Schweiz seit Jahrzehnten Quellen auf.

Doch fließt das kostbare Naß ins Ausland?

Die Statistik zeigt: Nur 0,6% des Mineralwassers der Schweiz werden ins Ausland verkauft. Offenbar sind nur Schweizer bereit, die hohen Mineralwasserpreise für Schweizer Quellwasser zu zahlen.


Quelle Graphik: Verband Mineralquellen Schweiz
Quelle Graphik: Verband Mineralquellen Schweiz

Mineralwasser aus Turtmann mit Matterhornsujet in China?

Zudem dürfte nicht stimmen was im Blick steht, daß es zulässig sein würde, das markenrechtlich geschützte Matterhorn für eine Quelle in Turtmann zur Vermarktung zu nutzen.  Dies klingt zwar schön in einem anti-chinesisch gehaltenen Bericht, aber dürfte in den Bereich der Märli-Erzählungen gehören.

Man könnte hier höchstens damit argumentieren, daß das Wasser ursprünglich von Zermatt runtergeflossen ist. Genauso gut könnte dann aber jeder Ort am Rotten oder der Rhone das Matterhorn-Sujet beanspruchen.

Es ist wohl anders.

Denn hierfür müßte nicht nur der Markeninhaber zustimmen und ob das die Gemeinde Zermatt und ihre Tourismusverwaltung machen erscheint doch wohl höchst zweifelhaft.

Und wenn, dann liefe dies nur über stattliche Lizenzgebühren, die von China an Zermatt abgeliefert werden müßten bzw. vom chineischen Investoren.

Cédric Wermuth und Jacqueline Badran mit albernen Vorstößen

SP-Co-Chef Cédric Wermuth hat sogar einen Vorstoß eingereicht um den Verkauf des Wassers nach China zu verhindern und seine Parteikollegin Jacqueline Badran bereitet einen solchen vor.

Hier fragt sich, ob die beiden auch solche Vorstöße starten, wenn US-Konzerne in der Schweiz investieren und sensible Bereiche wie z. B. Rüstungsfirmen – Mowag läßt grüßen – und vieles andere mehr übernehmen.

20Min empört sich über einen möglichen Investor auf China. Warum empört sich das Medium nicht über die Einwohner von Turtmann-Unterems, die an der Gemeindeversammlung beschlossen, die Quellenrechte zu verkaufen?
20Min empört sich über einen möglichen Investor auf China. Warum empört sich das Medium nicht über die Einwohner von Turtmann-Unterems, die an der Gemeindeversammlung beschlossen, die Quellenrechte zu verkaufen?

Gibt es den Chinesen überhaupt?

Der Käufer an den die Gemeindeversammlung den Verkauf der Quelle von Turtmann beschloß hat einen zweiten Investor aus der Schweiz. Dieser biete aber weniger.

Es würde nicht einmal verwundern, wenn der angebliche Chinese, der hier vom Quellenbesitzer kolportiert wurde, einfach nur dazu diente, um den Preis hochzutreiben. Im Blick wurde aus dem Investor plötzlich kleinlaut nur noch ein Mit-Investor in einem angeblichem Konsortium.

Weiterführendes

Wie läuft es eigentlich, wenn nicht „böse“ Chinesen, sondern „liebe“ Schweizer Wasserquellen kaufen?

Wie Nestlé und Co. mit der Ausbeutung von Wasser Profit machen

 

 

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