Englische Lyrik: UMS’nJIP am MEbUKulturanlaß im Goms
Am Sonntag, dem 16. November sind UMS’nJIP (Ulrike Mayer-Spohn und Javier Hagen) zurück am MEbU (Münster Earport) und spielen um 19h30 vier Liederzyklen nach Gedichten englischsprachiger Autorinnen und Autoren: Emily Dickinson, Rae Armantrout, Amy Lowell und James Joyce.
Die Kompositionen stammen von Adam Roberts aus New York und Erik Oña aus Buenos Aires sowie von Mayer-Spohn und Hagen, die jeweils eine Uraufführung beisteuern.
Der Eintritt zum Konzert ist frei, um eine Reservation wird gebeten (mebu@umsnjip.ch, http://mebu.umsnjip.ch).
Wenn von der großen amerikanischen Dichterin Emily Dickinson (1830-1886) die Rede ist, fehlt selten der Hinweis auf ihre Unzeitgemäßheit. Die in ihren letzten Lebensjahrzehnten fast vollkommen zurückgezogen lebende Dichterin schrieb Gedichte, die in ihrer Zartheit, Beharrlichkeit und Verrücktheit ihresgleichen suchen. Scheinbar ›aus der Zeit gefallen‹ oder ›ihrer Zeit‹ um Jahrzehnte ›voraus‹, gehören diese Gedichte nicht nur dem subjektiven Empfinden nach, sondern auch faktisch zu den in der Geschichte der Literatur gelegentlich zutage geförderten Zeitkapseln, die erst mit einer beträchtlichen Verspätung zu einer vielfältigen Rezeption gelangt sind.
Die bedeutende amerikanische Lyrikerin, Salonière, Kritikerin, Frauenrechtlerin und Büchersammlerin Amy Lowell (1874-1925) ist eine Vertreterin des Imagismus. Der Imagismus war eine revolutionäre, für die literarische Moderne tonangebende Gegenbewegung zur ›viktorianischen‹ Lyrik der Zeit (zu der auch Amy ihre Beiträge verfaßte) mit ihren nichtendenwollenden ›dramatischen‹, streng metrischen und gereimten Gedichten. Der Imagismus wollte von all dem das Gegenteil: knappe Sprache, präzise Bilder, freie Form.
James Joyce (1882-1941) war ein irischer Schriftsteller. Besonders seine wegweisenden Werke Dubliner, Ulysses und Finnegans Wake verhalfen ihm zu großer Bekanntheit. Er gilt — er wandte die Erzähltechnik des Bewusstseinstroms konsequent an — als einer der wichtigsten Vertreter der literarischen Moderne. Sein Erstling Chamber Music von 1907 überrascht jedoch mit seltsam romantischen Tönen, die erahnen lassen was Dichter wie Ezra Pound und W. B. Yeats an dieser Gedichtsammlung faszinierte; zugleich war diese besondere Musikalität bis heute Ausgangspunkt einer Fülle teils legendärer Vertonungen, von Samuel Barber bis zu Luciano Berio oder Syd Barrett, Mitbegründer von Pink Floyd.
Rae Armantrout, geboren 1947, ist ein Westküstengewächs. Ihr Einfluss auf die gegenwärtige amerikanische Lyrik ist immens, vielleicht vergleichbar dem von Elke Erb im deutschsprachigen Raum. Adam Roberts Liedvertonungen für UMS’nJIP spielten das Duo zusammen mit der Gewinnerin des Pulitzer Prizes und des Guggenheim Fellowships 2016 im legendären New Yorker Zinc vor der versammelten und begeisterten Ostküsten-Lyriker-Community.
UMS’nJIP und das Kunstlied
Über 300 Auftragswerke und 1500 Konzerte in über 40 Ländern haben UMS’nJIP (Ulrike Mayer-Spohn und Javier Hagen) seit 2007 hinter sich und dabei einzelne Werke – und dies ist in der Neuen Musik weltweit beinahe einmalig – über 100 Mal gespielt. Parallel zu ihrer Arbeit als Interpreten sind sie auch als KomponistInnen tätig und als solche 35 Mal international ausgezeichnet. In ihrer Arbeit hinterfragen sie immer wieder klassische Gattungen – in diesem Fall das Kunstlied. Die dem Kunstlied innewohnende Raffinesse auf kompositorischer wie textlicher Ebene ist eine besondere Herausforderung. Die persönliche Affinität und Anlage des Duos (Stimme, Blockflöten und Elektronik) bieten ein reizvolles Terrain für eine ganz besondere Annäherung an eine Gattung, welche wie kaum eine andere eine Symbiose von Text und Musik zu erreichen wusste.
UMS’nJIP gehören zu den aktivsten Ensembles für Neue Musik der Gegenwart, mit Aufführungen vom Liceu Barcelona, Steghi Athen, Alexandrinsky St. Petersburg, CRR Istanbul, Palacio de Bellas Artes Mexico City, Colón Buenos Aires, der Shanghai New Music Week über die Biennale Musica Venezia bis nach Binn/VS. 2022 lassen sie sich im Goms nieder und gründen mit dem MEbU (Münster Earport) unweit des Rhonegletschers einen Kunstraum für zeitgenössische Musik.
Programm-Infos
UMS – AL-L (2025), UA/WP
Texte: Amy Lowell
Erik Oña – 5 Lieder (1996/2003/2018)
Texte: Emily Dickinson
Adam Roberts – Dark Matter (2015)
Texte: Rae Armantrout, aus: Versed
JIP – Ambient Songs (2025), UA/WP
Texte: James Joyce, aus: Chamber Music
UA/WP: Uraufführung/world premiere
Mitwirkende:
UMS ’n JIP
Ulrike Mayer-Spohn, Blockflöten/Elektronik
Javier Hagen, Stimme/Elektronik
(pd, rm)
(Foto: zVg)


