
Flüchtlinge verdrängen Einheimische aus dem Wohnungsmarkt
Eine Glosse von Thomas Baumann
Letzte Woche die Gemeinde Seegräben (ZH), diese Woche die Gemeinde Windisch (AG): Bisherige Mieter werden auf die Strasse gestellt, weil Kantone und Gemeinden Platz für Asylunterkünfte benötigen.
Was tun mit den bisherigen Mietern? Eine Möglichkeit wäre, sie in Zivilschutzanlagen unterzubringen. Platz hätte es, denn Asylbewerberinnen und Flüchtlinge wollen dort eher nicht wohnen. Hotels kommen hingegen kaum in Frage – oder höchstens für Sozialhilfebezüger.
Es gäbe jedoch noch eine weitere Alternative: Für Asylsuchende gibt es schon lange die Rückkehrhilfe des Staatssekretariats für Migration (SEM). Diese hat zum Ziel, „die freiwillige oder pflichtgemässe Rückkehr von asylsuchenden Personen zu fördern“, wie das SEM auf seiner Homepage schreibt.
Es ist schon lange überfällig, diese Rückkehrhilfe zu einer allgemeinen Ausreisehilfe auszubauen, damit nicht bloss Personen im Asylprozess in deren Genuss kommen, sondern auch Binnenflüchtlinge in der Schweiz, zum Beispiel Vertriebene des Wohnungsmarkts. Auch ihnen soll damit die Ausreise ermöglicht oder erleichtert werden.
Dies würde, genauso wie die bisherige Rückkehrhilfe, einerseits Druck vom Wohnungsmarkt nehmen und es andererseits den Behörden erleichtern, Platz für Asylunterkünfte zu finden.
Die Schweiz darf sich nicht abschotten! Im Zuge der Globalisierung und des Fachkräftemangels ist der Zustrom neuer Arbeitskräfte dringend geboten. Selbst wenn viele dieser Immigranten zunächst nicht einer regulären Arbeit nachgehen, kreiert ihre Integration doch eine Vielzahl hochqualifizierter neuer Arbeitsplätze auf dem sekundären Arbeitsmarkt. Diese Zweitrundeneffekte lösen überdies einen Multiplikatoreffekt aus, der den ursprünglichen Mitteleinsatz um ein Vielfaches übersteigt, so dass die öffentliche Hand dadurch in Form von Steuern letztlich deutlich mehr Mittel einnimmt, als sie ursprünglich ausgegeben hat.
Damit lässt sich auch eine solche Ausreisehilfe letztlich budgetneutral finanzieren. Zudem verschiebt sich dadurch der Branchenmix der einheimischen Volkswirtschaft in Richtung wertschöpfungsintensiverer, zukunftsträchtigerer Branchen.
Kaum eine andere Branche bietet derzeit derart erfolgsversprechende Zukunftsaussichten wie das Flüchtlingswesen. Es ist an der Zeit, diese Chance zu nutzen! Das öffentliche Interesse an einer nachhaltigen Wachstumsstrategie überwiegt bei weitem das private Interesse bisheriger Bevölkerungsgruppen an ausreichend Wohnraum. Deren Ausreise aus der Schweiz zu fördern, liegt daher im ureigensten Interesse unserer Volkswirtschaft und damit unseres Landes.