
Freiheit ist kein HedonismusWarum gesunde Singles die neuen Rebellen sind
Eine Kolumne von Yannik Ziehli
Lange Partynächte, unzählige Flirts, ungesundes Essen, ambitionierte Karriere. Das Single-Dasein – einst ein gemässigter Status der Rebellion geprägt von Dekadenz und Hedonismus – glitt in die Konformität der gesellschaftlichen Erwartungen.
Das als teilweise unmoralisch empfundene Verhalten wird zur Norm und der Akt der Rebellion verblasst. Doch mit dem angebrochenen Frühling, der traditionell die Zeit des Verliebens einläutet, ist so manch ein Single mit existenziellen Fragen konfrontiert.
Denn viele von ihnen legen heute Wert auf guten Schlaf, gesunde Freundschaften, ausgewogene Ernährung und streben nach ausgeglichener Work-Life-Balance. Freiheit ist nicht mehr gleichbedeutend mit exzessivem Hedonismus – und der moderne Single gedeiht im Frühling zum Punk des alternden Images.
Obwohl der Mensch ohnehin zur Freiheit verurteilt ist, so Jean-Paul Sartre, verändert sich die Vorstellung von Freiheit im Laufe der Zeit. Was einst als ungebundene, wilde Rebellion gegen gesellschaftliche Normen gefeiert wurde, verwandelt sich in eine eher introspektive, selbstbestimmte Freiheit, die mit Verantwortung und Selbstfürsorge einhergeht. Der moderne Single, frei von Zwängen, lebt nicht mehr nur für den Moment des exzessiven Genusses, sondern für die langfristige Erfüllung und Balance.
Vielleicht ist es gerade diese Art von Freiheit, die den Punkt des alternden Images ausmacht: eine, die nicht aus einem Sturm von Aufbegehren entsteht, sondern aus der Ruhe eines Lebens, das bewusst und durchdacht gewählt wird.
Denn am Ende könnte der moderne Single in seiner inneren Ruhe und Selbstgenügsamkeit der wahre Rebell der heutigen Zeit sein.