
Hanf-Röstigraben im Wallis: Oberwalliser befürworten mehrheitlich Cannabisabgabe, Unterwalliser nicht
Cannabis ist umstritten, aber auf der anderen Seite fragt sich, warum der Staat vorschreiben soll, daß man sich mit Alkohol berauschen darf aber mit Hanfprodukten nicht.
Im Wallis ist mit Hanf der Name Bernard Rappaz assoziiert, eine Person, die schlagzeilenträchtig bis vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte zog und abblitzte. Doch abgesehen von sich exponierenden Einzelpersonen ist der Konsum von Hanfprodukten in der Schweiz weit verbreitet.
Die letzten Jahre wurden Hanfprodukte wie CBD-Öle oder auch Hanfzigaretten legalisiert, allerdings nur, wenn diese kein berauschendes THC enthielten. Nichtsdestotrotz wird gemäß Erhebungen auch solcher Hanf konsumiert, der offiziell noch in der Illegalität figuriert.
Eine aktuelle Studie der HES-SO zeigt nun, daß 64% der Walliser ein Pilotprojekt zur Abgabe von berauschendem Cannabis befürworten. Rückblick auf das Jahr 2023, das für Cannabis in der Schweiz ereignisreich war.
Mehrheit dafür: Kommt Hanfabgabe als Pilotprojekt?
Eine Umfrage zum Thema Cannabis wurde mit 602 im Wallis wohnhaften Teilnehmern Ende 2023 von der HES-SO und dem Forschungsinstitut LINK auf wissenschaftliche Weise durchgeführt.
Eine große Mehrheit von 64% der Walliser befürwortet gemäß der Erhebung ein Pilotprojekt für die legale Abgabe von THC-Cannabis.
Benjamin Foro, Präsident der Walliser Organisation zur Interessenvertretung des Hanfs (WOIH), kommentiert: „Wir sind zuversichtlich, dass diese Ergebnisse dazu beitragen werden, die Dinge voranzubringen. Die Akteure der Branche bemühen sich um einen Pilotversuch im Wallis, auch wenn der politische Wille nicht so stark ist wie in den großen Städten.“
Die starke Unterstützung für Pilotversuche im Wallis zeige, daß die Bevölkerung diesem Weg zustimmt, um zu einer klaren und sinnvollen Cannabispolitik zu gelangen, so die WOIH.
Die Umfrage untersucht eine ganze Reihe von Fragen rund um Cannabis, insbesondere im Zusammenhang mit der Legalisierung.
Hanf-Röstigraben im Wallis
Es gibt offenbar große Meinungsunterschiede in den verschiedenen Bevölkerungsschichten.
Erstaunen dürfte viele, daß im als strenger geltenden Oberwallis mehr Leute dafür sind als im als liberaler und progressiver geltenden Unterwallis.
Im Oberwallis sind mehr als 60% dafür, bei den Wallisern unter 42 Jahren sind es sogar mehr als 62%. Im Unterwallis sind es gemäss der Studie 47% für und 53% dagegen.
Im Wallis wäre das Ergebnis einer Abstimmung sehr knapp und die Hanfbefürworter würden wegen der rigideren Unterwalliser eine solche Volksabstimmung verlieren: 49.7% der Befragten würden eine Legalisierung befürworten.
Auf nationaler Ebene sind hingegen etwa 2/3tel der Bevölkerung für eine Legalisierung von Cannabis.
Wein- und Aprikostenkanton Wallis auch als Hanfkanton?
Zu sagen ist, daß früher in der Schweiz der Anbau von Hanf weit verbreitet war, unter anderem auch für die Herstellung von Produkten aus Hanffasern.
Kommt nun Hanf als Kulturplanze zurück? Einige sind dafür:
Es „könnte ein landwirtschaftlicher Kanton wie das Wallis von einer Cannabisregulierung stark profitieren, vor allem wenn diese für Landwirte und KMUs günstig ist“, so Benjamin Foro.
Dies ist laut dem Präsidenten des Walliser Cannabis-Verbands die Hauptherausforderung: ein strenges Gesetz schaffen, das die Konsumenten schützt und den Schwarzmarkt ausrottet, aber gleichzeitig die KMUs und Landwirte begünstigt.
Hier dürfe sich auch die Steuerverwaltung freuen, denn bisher werden auf die Verkäufe von berauschendem Hanf anders als auf Wein oder Bier etc. keinerlei Steuern bezahlt; weder Mehrwertsteuer noch werden die Gewinne versteuert.
Zugleich unterliegt der illegale Handel naturgemäß auch keinerlei Qualitätskontrolle und ist somit potentiell gesundheitsgefährdend für Konsumenten.
Legalisierung bedeutet nicht mehr Konsum
Ein weiteres interessantes Ergebnis der Studie der HES-SO besagt, daß eine Legalisierung nicht unbedingt zu einem signifikanten Anstieg des Cannabiskonsums führen würde.
Es kann keine Korrelation zwischen der Unterstützung einer Cannabislegalisierung und der Bereitschaft, Cannabis zu konsumieren, festgestellt werden.
Die Ergebnisse legen nahe, daß die Entscheidung, Cannabis zu konsumieren oder nicht, nicht nur von der Rechtslage abhängt.
Was schlüssig erscheint, denn jemand, der Wein oder Schnaps trinken will tut es auch bei Prohibition wie die Geschichte zeigt. Und wer dies nicht konsumiert würde es nicht bloß deshalb tun weil es erlaubt ist, sondern bei Tee, Mineralwasser oder Süßgetränken bleiben.
(rm)