Home Aktuelles, Nachrichten Wallis Der Jardin Flore-Alpe wählt Transparenz für die Zukunft
Hunderster Jahrestag des Alpengartens
Der Jardin Flore-Alpe wählt Transparenz für die ZukunftHunderster Jahrestag des Alpengartens

Der Jardin Flore-Alpe wählt Transparenz für die Zukunft

Hunderster Jahrestag des Alpengartens
0

Angesichts des bevorstehenden hundertsten Jahrestags des Jardin Flore-Alpe in Champex-Lac (2027) hat die Stiftung, die für dessen Verwaltung zuständig ist, bereits 2023 eine Forschungsarbeit über das Leben ihres Gründers Jean-Marcel Aubert initiiert. Diese Initiative war in den Wunsch eingebettet, die Ursprünge des Gartens besser zu verstehen und seine Geschichte zu werten. Die Ergebnisse der durchgeführten Arbeiten haben jedoch sensible Elemente bezüglich der wirtschaftlichen Aktivitäten von Herrn Aubert während des Zweiten Weltkriegs ans Licht gebracht. Der Stiftungsrat hat sich entschieden, diesem Schattenanteil mit Strenge und Verantwortungsbewusstsein entgegenzutreten, indem er eine ergänzende Mission einem unabhängigen Forschungs- und Ethikkomitee anvertraut hat. Diese Arbeit mündet in einer konkreten Umsetzung von Maßnahmen, einer angenommenen Kommunikation und dem Willen, sich nicht in der Debatte zu verlieren. „Indem die Stiftung Lehren aus der Vergangenheit zieht, projiziert sie sich mit Klarheit und Demut in die Zukunft des Gartens, damit dieser weiterhin inspiriert und lehrt.“, erklärt Sofia de Meyer, Präsidentin des Jardin Flore-Alpe.

Historische Untersuchung und ethische Anforderung

Im Auftrag vom August 2023 übermittelt das Büro Clio im März 2024 einen ersten Bericht, der insbesondere die Beteiligung von Jean-Marcel Aubert an der Arisierung von Unternehmen, darunter den Galeries Lafayette, identifiziert. Im April 2024 wird ein Forschungs- und Ethikkomitee um drei Persönlichkeiten gebildet:

Prof. François Dermange (Ethiker, Universität Genf),

Dr. Marc Perrenoud (Historiker und ehemaliges Mitglied der Bergier-Kommission),

Dr. Philippe Verheyde (Historiker und Forscher, Universität Paris 8).

Der endgültige Bericht, der im Mai 2025 übermittelt wird, dokumentiert eine aktive Beteiligung von Jean-Marcel Aubert an der deutschen Kriegswirtschaft, an der Seite des Besatzers, zwischen 1940 und 1944. Diese Zusammenarbeit zielte hauptsächlich auf persönliche Bereicherung durch Militäraufträge und den Rückkauf von enteigneten Unternehmen ab. „Die Stiftung hat die ethische Wahl getroffen, die Schwierigkeit nicht zu verbergen, sondern sie mit Sorgfalt zu konfrontieren, um die notwendigen Konsequenzen daraus zu ziehen.“, betont François Dermange im Namen des Ethikkomitees.

Klare Schlussfolgerungen, starke Entscheidungen

Auf Basis der Empfehlungen des Komitees hat die Stiftung drei Hauptentscheidungen getroffen, beginnend mit der Aufgabe des Namens Jean-Marcel Aubert zugunsten von „Stiftung des Jardin Botanique Flore-Alpe“, um die Identität auf den natürlichen und wissenschaftlichen Erbe des Gartens zu zentrieren. Anschließend die öffentliche und offizielle Anerkennung der historischen Fakten, ohne Minimierung oder Abschwächung, unter vollständiger Zugänglichmachung der beauftragten Berichte. Schließlich das Engagement, jede zukünftige Kommunikation über den Garten in eine kritische und dokumentierte historische Perspektive zu stellen.

Verantwortung und Grenzen: Die Frage der Mittel

Das Komitee hat sich auch mit den finanziellen Implikationen auseinandergesetzt, nämlich dem Ursprung der Mittel, die zur Errichtung des Gartens vor 1939 dienten. Seine Forschungen zeigen, dass dieser klar unabhängig von den Aktivitäten in Frankreich unter der Besatzung ist. Ebenso stammt die Dotation in Höhe von CHF 500’000.-, die 1965 bei der Gründung der Stiftung vermacht wurde, obwohl sie später erfolgte, nach aller Wahrscheinlichkeit nicht direkt aus den illegalen Aktivitäten von Jean-Marcel Aubert, dessen Vermögen bei der Befreiung beschlagnahmt wurde. Tatsächlich hatte J.-M. Aubert vor dem Zweiten Weltkrieg ein Vermögen angehäuft, das die Dotation der Stiftung bei Weitem überstieg. Daher gibt es kein Element, das rechtlich oder ethisch zu einer Rückgabe verpflichtet.

Der Jardin Flore-Alpe, ein lebendiges Erbe

Der Jardin Botanique Flore-Alpe bleibt ein ästhetischer Ort und ein Ort der Weitergabe von Wissen über das pflanzliche Erbe der Berge. Gewinner 2024 des Prix du Patrimoine Naturel der Stiftung Etrillard verkörpert er heute eine anspruchsvolle Vision der Erhaltung der alpinen Flora in einem Kontext globaler Veränderungen. Dieser einzigartige Landschaftsgarten verbindet Erhaltung, Forschung und wissenschaftliche Vermittlung für ein sensibles Verständnis der Umwelt durch Begeisterung.

 

Fehler gefunden? Jetzt melden.

IHRE MEINUNGEN

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert