Jetzt muss die Schweiz in ihrer „splendid isolation“ bleibenSich dem europäischen Jammerhafen anzuschliessen, wäre ebenso falsch wie die Hoffnung, die USA böten eine Rettung
Von Klaus Stählker
Wie dieses Jahr begonnen hat, für viele wirtschaftlich gut, für andere sozial schlecht, mit Aussichten, die so wackelhaft sind wie eine Kamera auf dem Kopf eines Abfahrtsfahrers, kann sich die Schweiz nicht beklagen.
Um uns herum, der wahre Wahnsinn.
An der Spitze des Freien Westens, der offensichtlich einem Chaos-Team in Washington D.C. zum Opfer gefallen ist, Donald Trump und Elon Musk, der reichste Mann der Welt.
Musk hat eine Viertel Milliarde seines 440 Milliarden Dollar umfassenden Vermögens investiert, um den immer etwas am Bankrott entlang schrammenden New Yorker Immobilienunternehmer vor dem Absturz ins Nichts zu retten.
Sein Lohn: Staatsaufträge aus aller Welt, immer in Milliardenhöhe.
Der Deal: Trump erhält die Macht, die Erde neu zu gestalten, Musk die Aufträge, die ihn dauerhaft zum allerreichsten Mann der Welt machen.
Noch nicht Präsident, will Trump schon Unmögliches: Mexiko und Kanada zu Provinzen der USA machen, dazu den Panamakanal mit Priorität für US-Schiffe befahrbar.
Dem NATO-Mitglied Dänemark will er, als Präsident der USA, der stärksten NATO-Macht, die Insel Grönland entreissen. Er brauche die Insel für die Sicherheit der USA.
Grönlands Herkunft und Autonomie ist so unsicher wie diejenige der Ukraine. Während Jahrhunderten prügelten sich dort die Mächte über die Macht über die Eisinsel.
Wie Putin die Ukraine, verlangt Trump nun Grönland. Die Welt steht Kopf.
Wo bleibt die regelbasierte Ordnung?
Die Politiker Europas haben einfach nur Angst vor diesem Duo Infernal, das die Herrschaft über die Welt gemeinsam betreiben will.
Xi Jinping, Chinas starker Mann, gilt ihnen als vernünftig, weil er ähnliche Interessen verfolgt. Taiwan für China und Russland, die schwache Macht in Chinas Westen, als Supplement.
Donald Trump wollte den Krieg in der Ukraine am ersten Tag seiner neuen Herrschaft beenden; jetzt spricht er schon von sechs Monaten.
Europa hat Angst. Bald mehr vor den USA als vor Russland.
Donald Trump verlangt 5% des BIP für die Aufrüstung der NATO. Das heisst mehr Armut für die NATO-Mitglieder, weniger Sozialleistungen, weniger Altersvorsorge, weniger Gesundheitsvorsorge.
Während die USA den starken Mann spielen, fragt sich, wohin der US-Dollar steuert.
Die NATO ist ein von den USA erpressbarer Club von Kleinstaaten „ohne Hirn“ (Emmanuel Macron) geworden.
Ihre Politiker fliegen wie die Vertreter von Sklavenvölkern nach Mar-a-Lago, wo Donald Trump seine Zelte aufgeschlagen hat, um die Gunst des neuen Grosshans zu gewinnen.
Die EU ist ein Haufen subalterner Diener der neuen Grossmacht im Westen geworden. Alle wollen verhandeln. Manche, wie die Staaten Osteuropas von Ungarn bis Polen, sehen dies mit Genugtuung.
Und die Schweiz?
Sie kann froh sein, keinem dieser Bündnisse anzugehören. Nicht der NATO und nicht dieser EU.
Ist die NATO nicht eine fast funktionsunfähige Scheinarmee, wo die stärkste Macht, die USA, damit begonnen hat, einen der kleinsten Staaten, Dänemark, nein, nicht anzunagen, sondern aufzufressen?
Wie soll dies weitergehen, wo Trump sich lächerlich macht über die Regierung Grossbritanniens, des früher engsten Verbündeten?
Wo Musk den deutschen Kanzler einen Idioten nennt und den deutschen Bundespräsidenten unfähig.
Mag sogar sein, dass er recht hat, aber damit kann Europa nicht leben.
Es ist gut, dass die Schweiz abseitssteht. Was immer die Sozialdemokraten, die Grünen, die Halbgrünen und die Halbbürgerlichen von der „Mitte“ sich vorstellen:
Jetzt muss die Schweiz in ihrer „splendid isolation“ bleiben. Mehr denn je.
Sich dem europäischen Jammerhafen anzuschliessen wäre ebenso falsch wie die Hoffnung, die USA böten eine Rettung.
Vielleicht wird die Erde jetzt tatsächlich neu verteilt. Dann lohnt es sich als Kleinstaat, den Kopf einzuziehen. Nicht aus Feigheit, sondern aus Vernunft.
Wenn Elefanten miteinander tanzen, ist es nicht an den Mäusen, Mut zu zeigen.
Deshalb ist es gut, dass die Abenteurerin aus dem Wallis, Viola Amherd, bald aus dem Bundesrat zurücktritt und der besonnene Gerhard Pfister an ihrer Stelle in den Bundesrat einrückt.
In dieser bedrohlichen Weltlage jetzt einem provinziellen Jungstar das Staatsruder in die Hand zu drücken, wäre fahrlässig.
Arme Schweiz, reiche Schweiz, so klein und so unglücklich.
Lasst uns diesen Weltzustand von besonderer Spannung ohne Angst geniessen. Das Einzige, was uns schaden könnte, sind falsche Bewegungen.
Die Unternehmen brauchen Handlungsfreiheit, um die Reichtümer dieser Welt als Ernte in unsere Ställe zu bringen.
Lasst die Reichen und die Arbeitenden zu uns kommen, jene, die Wohlstand schaffen, nicht Armut und Krankheiten zu uns bringen.
Dann kann die Schweiz diese wirre Zeit, wie schon früher, gut überstehen. Panik ist nicht angesagt.
Der Beitrag erschien zuerst auf dem Portal IP. Walliser Zeitung dankt dem Autor für das Recht auf Zweitpublikation.

