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Mehr Lohn!
Knausrige BergbahnenMehr Lohn!

Knausrige Bergbahnen

Mehr Lohn!
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Ein Kommentar von Thomas Baumann

Jetzt sollen also Saisonangestellte der Bergbahnen im Sommer auf dem Flughafen arbeiten. Der Walliser Bote berichtete über ein entsprechendes Projekt der Bergbahnen Aletsch-Arena, Grächen, Leukerbad, Andermatt und Lenzerheide.

Damit hoffen die Bahnen, ihr Temporärpersonal halten zu können. Und natürlich hoffen sie auch, dadurch Geld zu sparen.

Wer im Winter an der Bergbahn-Kasse sitzt, soll im Sommer am Check-in-Schalter sitzen, wer im Winter Passagiere in die Gondeln lädt, soll im Sommer das Gepäck auf dem Flughafen sortieren.

Hochtrabend nennen die Beteiligten dies „Ganzjahresstellen“. Verfrachtet werden dabei nicht mehr bloss Gepäck und Passagiere – sondern neu auch Arbeitskräfte.

Fast wie beim Vieh: Dieses wird jeweils auch im Frühjahr auf die Alp getrieben. Wenigstens gibt es am Flughafen Zürich keine Wölfe.

Nicht gerade das, was sich Otto und Ottilie Normalverbraucher unter einer „Ganzjahresstelle“ üblicherweise vorstellen. Eine solche sollte schliesslich für Sicherheit und Stabilität stehen. Von Stabilität kann hier kaum die Rede sein.

Saisonstellen sind nicht per se schlecht. Intensiv arbeiten wenn man gebraucht wird und auch entsprechend entlöhnt werden, und dafür in ruhigeren Zeiten mit dem finanziellen Polster auf der faulen Haut liegen – auch so lässt sich leben.

In den meisten Branchen gilt: Benötigt man temporäre Arbeitskräfte, dann kriegt man diese auch – muss dafür aber halt tief in die Taschen greifen.

Würden die Bergbahnen ihren Temporären einen guten Lohn zahlen: Die Leute würden Schlange stehen für die Jobs.

Es ist nur gerechtfertigt, wenn temporäre Arbeitskräfte einen höheren Lohn erhalten. Schliesslich übernehmen sie auch das wirtschaftliche Risiko, das sonst der Arbeitgeber tragen müsste.

Doch erhalten die Saisonangestellten wirklich einen Lohn, der sie für diese Übernahme des unternehmerischen Risikos entschädigt? Die Antwort ist: Nein.

Ganz im Gegenteil: Sie erhalten meist deutlich weniger als die Festangestellten.

Und jetzt sollen sie also nicht nur im Winter, sondern auch noch im Sommer zu Hungerlöhnen arbeiten. Das haben sich die Beteiligten am Projekt ja schön ausgedacht: Warum nur im Winter profitieren, wenn man auch im Sommer profitieren kann? Doppelt profitieren ist doch besser als bloss einfach profitieren!

Würden die Arbeitgeber ihren Saisonangestellten stattdessen Löhne zahlen, welche eine Kompensation für das Risiko temporärer Beschäftigungslosigkeit enthalten, dann wäre alles korrekt. Und die Arbeitgeber müssten sich auch nicht über zu wenige Arbeitskräfte beklagen.

Aber natürlich will man es wieder einmal billig haben. Geiz ist bekanntlich geil. Anstatt den Saisonniers endlich anständige Löhne zu zahlen, stellt man sie stattdessen im Sommer dem Flughafen als billige Saisonniers zur Verfügung.

Und denkt dabei tatsächlich, die Arbeitskräfte fallen auf eine derartige Mogelpackung rein. „Ganzjahresstelle“ tönt ja so hochtrabend. Die Realität ist eine andere: Verfrachtet wie Vieh – zu einem Hungerlohn.

 

Beitragsbild: Hungerlohn-Arbeiter (neudeutsch „working poor“)
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