
Pierre-André Mudry im GesprächLeiter des Studiengangs Informatik & Kommunikationssysteme
Die HES-SO veröffentlicht ein Gespräch mit Pierre-André Mudry, Leiter des Studiengangs Informatik & Kommunikationssysteme:
Herr Mudry, im September konnten Sie mit dem Studiengang loslegen. Wie war der Start?
Sehr gut. Wir konnten mit 17 Studenten beginnen. Doch der Start war vor dem Start: Ein neuer Studiengang braucht viele Vorarbeiten, es gibt ihn nicht auf Knopfdruck.
Vom Staatsratsentscheid bis zur ersten Unterrichtsstunde braucht es viel Energie. Hilfreich war, dass wir auf die bestehenden Strukturen der HES-SO Wallis zurückgreifen konnten und können.
Können Sie den neuen Studiengang kurz vorstellen?
Wir bilden Informatiker für den Bereich der Ingenieurwissenschaften aus. Im ersten Jahr der Ausbildung steht die Mathematik im Zentrum, also quasi die Sprache der Ingenieure.
Es geht dabei um Datenstrukturen, Logik, Algorithmen. Aber natürlich lernen unsere Studenten auch programmieren, beschäftigen sich mit Betriebssystemen, Datenbanken, Sicherheit, Kryptografie und vielem mehr.
Nach dem Grundstudium geht es dann um Data Engineering, also um Informatik und Künstliche Intelligenz (KI). Wie kann ich z.B. mit einem Computer «sprechen», damit er mich versteht, damit er mithilfe eines Programms etwas Neues selbstständig schafft.
Der Computer soll nicht mehr nur sehr schnell verarbeiten, sondern selbst entwickeln. Er soll sehen, wo die Probleme liegen, und dann Lösungen generieren. Damit dies realisiert werden kann, brauchen wir riesige Mengen an Daten – „big data“, welche über „cloud computing“ vernetzt werden.
Wie unterscheidet sich der Studiengang von der Wirtschaftsinformatik und der Vertiefungsrichtung Infotronics in der Systemtechnik?
Vereinfacht gesagt: Infotronics ist die Informatik für die Industrie. Es ist das „embedded computing“ für spezifische Produkte wie z.B. Handys, eine Kaffeemaschine, Autozubehör.
Die Wirtschaftsinformatik wiederum ist die Informatik für die Unternehmen, sie liefert ihnen die Management- Werkzeuge, wie z.B. SAP. Im Studiengang Informatik & Kommunikationssysteme hingegen geht es um das Data Engineering, um die Künstliche Intelligenz. Unsere Studenten lernen so alle Facetten der Informatik kennen.
An wen richtet sich der Studiengang?
Grundsätzlich an junge Leute mit einer technischen Berufsmatura, z.B. in Informatik oder Elektronik, oder mit einer gymnasialen Matura inklusive Praxisjahr. Neu können diese dank dem «Praxisintegrierten Bachelor- Studium (PIBS)», welches der Bund lanciert hat, direkt mit dem Studium beginnen.
Nach vier Semestern gehen sie in den Betrieb und kommen dann für das letzte Jahr zurück an die Schule. Das ist auch für die Firmen interessant, bringt doch der Student schon viel Wissen mit.
Für die Studenten ist dies ein Plus im CV und öffnet ihnen auch Türen für den späteren Berufseinstieg. Aktuell suchen wir Unternehmen für dieses Projekt, um interessierte junge Leute optimal auf diesem Weg begleiten zu können.
In welcher Sprache unterrichten Sie?
Die drei ersten Semester werden in der Muttersprache unterrichtet, also Deutsch oder Französisch, die drei letzten auf Englisch. Damit dies auch gelingt, belegen unsere Studenten im Grundstudium Sprachkurse, damit sie das nötige Niveau in Englisch erreichen.
Wie sehen die Berufsaussichten für Ihre Abgänger aus?
Hervorragend, fehlt es doch der Schweiz an Informatikern und Informatikerinnen. Viele große Firmen müssen die Leute im Ausland rekrutieren. Also: Die Berufsaussichten sind großartig, auch hier im Wallis, wenn wir z.B. an die Entwicklung von Lonza denken. Pierre-André Mudry, Leiter des Studiengangs Informatik & Kommunikationssysteme der HES-SO Wallis.
Zur Person
Pierre-André Mudry studierte an der EPFL in Lausanne Informatik und arbeitet seit 13 Jahren an der Hochschule Wallis.
Seit diesem Jahr leitet er den neuen Studiengang „Informatik und Kommunikationssysteme“ der HES-SO Wallis in Sitten. Er ist verheiratet, hat zwei kleine Kinder und lebt in Ayent.
(pd)
(Foto: HES-SO)