Pomona / Walliser Bote: Wenn die Polizei als Journalistenschule fungieren mussWalliser Polizei: Dein Freund und Helfer — auch in der Redaktionsstube
Eine Kolumne von Thomas Baumann
Was ist spektakulärer, generiert mehr Klicks: Ein Einbruch oder ein Raubüberfall?
Natürlich der Raubüberfall.
Darf man deswegen einen Einbruch zu einem Raubüberfall umschreiben?
Natürlich nicht.
Der Räuber Hotzenplotz geht um im Wallis — jedenfalls, falls man dem «Walliser Boten» bzw. dem Portal Pomona glauben darf.
So titelte man dort fröhlich: «Das sind die Juwelier-Räuber von Zermatt». Nicht fehlen darf dazu ein Interview mit der kriminologischen Allzweckwaffe Dirk Baier von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). Titel dazu wiederum: «Raubüberfall Zermatt».
Im Interview sagt dieser derart überraschende Dinge wie: «Wichtig wäre jetzt, möglichst schnell polizeiliche Ermittlungserfolge zu haben.» Wenn dies so ungefähr dem Hochschulniveau an der ZHAW (Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften) entsprechen sollte, dann kann man getrost feststellen: Was dort gelehrt wird, ist definitiv mehr angewandt als Wissenschaft.
Rückfrage an die Kantonspolizei, ob es neue polizeiliche Erkenntnisse gebe und es sich beim Einbruch in Zermatt um einen Raubüberfall gehandelt habe.
Einen Tag später die Auflösung des Rätsels: Der «Walliser Bote» bzw. das Portal «Pomona» korrigiert seine Story. Plötzlich ist da nicht mehr von «Räubern» und einem «Raubüberfall» die Rede, sondern faktisch korrekt von «Einbrechern» und einem «Einbruch».
Die Einbrecher sind, scheint’s, noch immer nicht gefasst. Aber wenigstens konnte die Kantonspolizei den Journalisten an der Pomonastrasse erfolgreich Nachhilfeunterricht erteilen.
Die Polizei, dein Freund und Helfer: Das gilt offenbar auch für überforderte Journalisten. Beziehungsweise Redaktionsleiter. Notabene ist einer der Autoren der Zeitungsente bzw. Fake News im Pomona-Impressum als Leiter aufgeführt:




