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Abfall-Kabale von Zermatt

Abfall-Kabale von Zermatt

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Ein Beitrag von Thomas Baumann

Die Fakten sind bekannt: Anstatt das bewährte und preisgekrönte Wertstoff- und Abfallsammlungssystem „Alpenluft“ des bisherigen Anbieters Schwendimann AG aus Münchenbuchsee weiterzubetreiben, will die Einwohnergemeinde Zermatt ab dem 1. Oktober dieses Jahres eine eigene ‚Public-Private-Partnership‘ für die Wertstoff- und Abfallsammlung auf die Beine stellen. Dies ist ein Entscheid, der etliche Frage aufgeworfen hat, denn das bisherige System mit Modellcharakter erhielt viel Anerkennung weit über die Gemeindegrenzen hinaus.

Was hat zu diesem Bruch geführt? Diese Zeitung hat die Vorgänge intensiv recherchiert und Ungereimtheiten, Widersprüche und Vertuschungen aufgedeckt.
Was meint der bisherige, ausgebootete Entsorgungsdienstleister?

This Schwendimann trug bis Ende Oktober 2020 in vierter Generation die Hauptverantwortung für Schwendimann AG. Im seine Zeit am Ruder der Firma fiel der Beginn der Zusammenarbeit mit Zermatt vor über zehn Jahren. Seit bald zwei Jahren leiten seine Söhne Demian und Kilian in fünfter Generation die Geschicke der Firma. Wir haben mit This Schwendimann von System Alpenluft gesprochen.

Zuerst einmal verwahrt er sich dezidiert gegen die Vorwürfe, Schwendimann AG habe versucht, das Inventar der Gemeinde zu überteuerten Preisen zu verkaufen. Seine Argumentation: „Die Schwendimann AG wurde nie zu einer Ausschreibung eingeladen oder es wurde auch nie auf SIMAP eine solche Ausschreibung aufgeschalten, wo Inventar für die Abfall- und Wertstoffsammlung überteuert angeboten werden konnte.“

Schwendimann unterbreitete nie ein rechtsgültiges Angebot

Ein klarer Punkt für Schwendimann: Bekanntlich wurden die Aufträge im freihändigen Verfahren vergeben. Damit Schwendimann sein Inventar überhaupt überteuert angeboten haben kann, muss die Gemeinde die Firma zu diesem Zweck kontaktiert haben. Hat Zermatt Schwendimann AG zwecks Einreichen einer konkreten Offerte für das bisherige Inventar formell kontaktiert und lag ein rechtsgültiges Angebot von Seiten der Firma vor? This Schwendimann verneint dies. Die Gemeinde Zermatt hüllt sich, obwohl von dieser Zeitung kontaktiert, einmal mehr in Schweigen. Ob des aus seiner Sicht ungerechtfertigten Wucher-Vorwurfs konstatiert This Schwendimann bitter: „Wir haben Futter kostenlos und blind verteilt. Am Schluss als „Diebe“ dargestellt zu werden schmerzt.“

Auch bezüglich Recycling Zermatt AG bestätigt This Schwendimann unsere Recherchen: „Durch die Zusammenkunft bei der öffentlichen Begehung, war es der Schwendimann AG völlig klar, dass der Preiskampf durch das Erscheinen von Paul Julen und Benjamin Schaller (anschliessend Recycling-Zermatt AG), eröffnet war.“

Kabale der Dorfkönige

Im Gespräch äussert sich This Schwendimann nie zum Zermatter Gemeinderat, obwohl es eigentlich dieser ist, der die juristische Verantwortung für die ganze Situation trägt – schliesslich hat ihn selbst Recycling Zermatt AG wohl kaum mit vorgehaltener Waffe gezwungen, gemeinsame Sache zu machen. Hintergangen fühlt er sich ganz offensichtlich vor allem von den beiden „Dorfkönigen“ Paul Julen und Benjamin Schaller.

„Bei Alpaufzug (Januar 2012) der Schwendimann AG lernte ich einen sehr kooperativen Benchj kennen, wir wurden empfangen und wir arbeiteten zu Beginn sehr gut zusammen bis der Bahnverlad von Alpin Cargo und MGB richtig funktionierte. Ab diesem Tag war unser Verhältnis ganz neu und anders und sein Transportchef hatte weniger Aufträge von uns und wir 2000m2 mit Hilfe der Mieterschlichtung in Brig erst auf Anfangs Mai 2013 nicht mehr… Gehenseitiges „Sälü‘ im Dorf war nicht mehr möglich und dies musste ich so akzeptieren.“

„Was habe ich Paul [Julen] (neu VRP von Recycling Zermatt AG) in unserer jahrelanger Vertrautheit alles Persönliches erzählt und was hat er als Mitglied der Entsorgungskommission von Zermatt, alles nach Hause genommen – ich weiss es zum Glück nicht mehr genau und hoffe sehr, es nützt den zukünftigen Kunden in Zermatt, wirklich zu Kostensenkung und besseren Dienstleistung (erleben und hören wir erst an Weihnachten/ Neujahr 22/ 23).

Wie ein Schaf unter Wölfen

Er erwähnt das „Vertrauen, welches bis Frühjahr 2021 eine klare Motivation für mich persönlich war, um als „Fürsprecher Wallis / Zermatt“ in Diskussionen in meinem Üsserschwiizer Umfeld, wo es um Walliser oder Zermatter Ungereimtheiten ging, mit meinen persönlichen Erlebnissen mit Überzeugung dagegenzuhalten.“

Und wie er „als Berner, mit Innovationen und ganzheitlicher Nachhaltigkeit, es schaffte, bei einer noch heute erwähnten „Leuchtturm – Ausschreibung“ von Zermatt im 2010 den Zuschlag zu erhalten, war klar meine Motivation und Hoffnung, auch in der „Innersten Schweiz“ in der Neuzeit der offenen Gepflogenheiten angelangt zu sein – ich habe mich geirrt!“

„Ich muss mir selbst jetzt eingestehen, weniger helfen und zu sich egoistischer schauen, wäre die richtige Taktik gewesen.“

Oder anders ausgedrückt: Wo der Wolf regiert, sollte man nicht das Schaf auf der Weide sein.


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