
„Sitz Dich ein!“Trotz Stabilisierung bleibt es herausfordernd
Den Meisten ist es gar nicht einmal bewußt, daß sie auf Gemeinde-Ebene erwünscht werden. Eine Kampagne hat etwas sensibilisiert.
Die Listen für die Gemeinderatswahlen vom Oktober sind inzwischen hinterlegt. In insgesamt 19 von 63 Oberwalliser Gemeinden kommt es zu stillen Wahlen, in weiteren Kommunen finden Ergänzungswahlen oder offene Wahlen statt, so das Regions- und Wirtschaftszentrum Oberwallis weiter:
Damit konnte die negative Entwicklung im Vergleich zur letzten Wahl im Jahr 2020 gestoppt werden.
Die Ausgangslage zeigt aber auch, daß es gerade in kleinen Gemeinden schwierig bleibt, genügend politischen Nachwuchs zu finden.
Aus den hinterlegten Listen für die Gemeinderatswahlen 2024 lässt sich ein klares Bild ablesen.
In 34 von 63 Oberwalliser Gemeinden finden im Oktober ordentliche Wahlen statt, in acht davon ohne hinterlegte Listen.
Gleichzeitig kommt es in 10 Gemeinden zu Ergänzungswahlen, während in 19 Gemeinden infolge stiller Wahlen das Resultat bereits fix ist.
Nach 14 stillen Wahlen im Jahr 2016 und 23 im Jahr 2020 ist die Zahl der Kommunen ohne Wahlen damit wieder leicht gesunken. «Der Vergleich zu den vorangegangenen Wahlperioden zeigt, dass die negative Entwicklung bei den stillen Wahlen gestoppt werden konnte», sagt Jean-Christoph Lehner, Gemeindepräsident von Blatten und Mitglied der Arbeitsgruppe der Kampagne «Sitz dich ein!».
Positive Rückmeldungen aus den Gemeinden
Um die Suche nach neuen Kandidaten zu unterstützen, hat der Verein Gemeinden Region Oberwallis im Frühjahr die Sensibilisierungskampagne «Sitz dich ein!» lanciert.
Gemeinsam mit dem Verband Walliser Gemeinden und der Antenne Région Valais romand konnte sie auch im französischsprachigen Kantonsteil durchgeführt werden.
Ziel war es, das Problem des mangelnden politischen Nachwuchses zu thematisieren, für die Arbeit im Gemeinderat zu sensibilisieren und die Rahmenbedingungen des Amts anzusprechen.
Als Herzstück der Kampagne wurde die Website www.sitzdichein.ch eingerichtet.
Laut Jean-Christoph Lehner sind die Rückmeldungen aus den Gemeinden insgesamt sehr positiv ausgefallen. «Es war wichtig, Gespräche auf der Straße, am Familientisch und in den Verwaltungen selbst anzuregen. Ich denke, das ist mit der Kampagne gut gelungen.»
Für den Erhalt der demokratischen Grundpfeiler sei es entscheidend, sich diesem Thema anzunehmen und auch über die Attraktivität der Ämter in den Gemeinden zu reden, erklärt Lehner weiter.
Die Suche nach neuen Köpfen in den Behörden ist dabei nur ein Thema, dass die Kommunen aktuell bewegt.
Wegen steigenden Herausforderungen und fehlenden Ressourcen stoßen viele Verwaltungen im nach wie vor kleinstrukturierten Oberwallis an ihre Grenzen – und mit ihnen auch die Gemeinderätinnen und -räte.
Mögliche Auswege wie der Ausbau von Zusammenarbeitsformen über die Gemeindegrenzen hinaus oder auch Fusionen wurden zuletzt mehrfach ins Feld geführt.
Weiterführung der Kampagne offen
Aktuell laufen Auswertung und Abschlu des Projekts zur Sensibilisierungskampagne, das vom Regions- und Wirtschaftszentrum Oberwallis (RWO) im Auftrag des Vereins Gemeinden Region Oberwallis betreut wird.
Bei der nächsten Sitzung des Vereinsvorstands, die nach den Wahlen im November stattfinden wird, soll ein Fazit gezogen werden.
Gleichzeitig wird es um die Frage nach einer Fortsetzung der Kampagne gehen. Laut Tamar Hosennen, RWO-Geschäftsleiterin, ist eine Fortführung durchaus prüfenswert, zumal eine erfolgreiche Sensibilisierung einen längerfristigen und kontinuierlichen Prozeß voraussetzt, «damit eine nachhaltige Wirkung erzielt werden kann».
Es gehe grundsätzlich um eine gesellschaftliche Entwicklung, welche die Freiwilligenarbeit allgemein betreffe, aber auch darum, das wohl «schönste politische Amt» wieder in ein positives Licht zu rücken und seine Attraktivität aufzuzeigen.
(pd)