2. Wahlgang Ständerat Wallis: Warum Nantermod bereits jetzt als Gewinner feststeht
Ein Kommentar von Remo Maßat
Es gibt auch Wahlen, da ist der Wahlverlierer der große Wahlgewinner.
Das klingt widersprüchlich. Doch schaut man sich den aktuell herbeigeführten zweiten Wahlgang für den Ständerat im Wallis an und betrachtet man diesen näher, so ergibt sich das Bild, das der mutmaßliche Verlierer der eigentliche Wahlgewinner sein wird.
Davon, warum Maret wahrscheinlich gewählt werden wird und das Wallis weiter zwei Mitte-Ständeräte haben wird, aber der eigentliche Wahlsieger trotzdem Nantermod heißen wird.
Auch wenn das politische Urgestein Pascal Couchepin von realistischen Wahlchancen für Nantermod spricht, gehen hier die Einschätzungen zurückhaltend formuliert bekanntermaßen weit auseinander. Morgen wird man mehr wissen. Doch warum ist so oder so Nantermod der große Wahlgewinner, auch wenn er die Wahlen verliert?
Nantermod
Viele linke Wähler werden Maret wählen anstatt den FDP-Kandidaten Nantermod. So kündigten zum Beispiel bereits Claudia Alpiger oder auch Beat Jost öffentlich an, sie würden Maret wählen und forderten auf, man solle es ihnen gleichtun.
Die Stimmen, welche im ersten Wahlgang an Links-Grün gingen, wird Nantermod lkaum oder wenn, dann bloß in homöopathischer Dosis bekommen. Dies waren immerhin satte 49.555 Stimmen (13’704 + 12’497 + 11’235 + 6’770 + 5’349).
Was gibt es sonst noch zu verteilen? 23.371 Stimmen, welche Jean-Luc Addor von der SVP Unterwallis erhalten hatte und damit fast gleichauf wie Nantermod lag, der 25.145 Stimmen hatte.
Selbst wenn entgegen dem erklärten Willen der SVP Unterwallis viele bürgerliche unterwalliser Wähler auf die SVP Oberwallis und Jean-Luc Addor hören (mehr dazu weiter unten) und Nantermod davon sogar 20.000 Stimmen einheimsen würde, könnte er nicht Rieder und Maret überholen.
Die Parteispitze der SVP Unterwallis fand diese Unterstützung „erbärmlich“, wobei Jean-Luc Addor, notabene ebenfalls SVP Unterwallis, zuvor öffentlich Verzicht zugunsten Nantermod erklärte und dazu aufrief, diesen zu wählen.
Aber:
Rieder hätte trotzdem mehr Stimmen, selbst wenn nicht eine einzige hinzukommt zu den Stimmen, die er im ersten Wahlgang erhalten hatte und keiner, der zuvor Addort gewählt hatte, ihn wählen würde, was eher unwahrscheinlich ist:
Rieder
52.748 Stimmen hatte Rieder im ersten Wahlgang, der wie Nantermod von der SVP Oberwallis unterstützt wird.
Auch er wird kaum viel vom Kuchen der 49.555 Stimmen, die im ersten Wahlgang an Links-Grün-Kandidaten gingen, erhalten, aber allenfalls einige dieser Stimmen sowie einige derer, dei zuvor SVP-Addor gewählt hatten, erhalten.
Maret
43.204 Stimmen erhielt im ersten Wahlgang Mitte-Kandidatin Marianne Maret. Sie dürfte vom Kuchen der 49.555 Links-Grün-Stimmen aus dem ersten Wahlgang somit am meisten abbekommen, denn diese stehen ihr am nächsten, zahlreiche Rote und Grüne empfehlen sie öffentlich zur Wahl, siehe oben.
Für Nantermod sind somit die Chancen gelinde-gesagt durchwachsen. Denn sicher einige bürgerliche Addor-Stimmen werden Rieder zufallen, viele viele links-grüne Stimmen Maret.
Warum Nantermod so oder so der große Wahlgewinner sein wird
Höchstwahrscheinlich werden also Rieder und Maret wieder die Ständeräte für das Wallis sein.
Doch der große Gewinner ist trotzdem Nantermod. Der im Oberwallis eher weniger bekannte Politiker ist seit Wochen sogar schweizweit ständig in den Medien, vom Staatsfernsehen SRF bis hin zur Aargauer Zeitung.
Die Steuerzahler müssen für den zweiten Wahlgang rund eine halbe Million Franken bezahlen.
Von diesen Kosten profitiert Nantermod. Hätte ein Politiker eine solche mediale Werbung erreichen wollen wie Nantermod durch seinen Antritt zum zweiten Wahlgang, so hätte er sehr sehr viel Geld in die Hand nehmen müssen. Dem Autor dieser Zeilen sind Politiker bekannt, die vor Ständeratswahlen aus ihrem privaten Vermögen über 100.000 Franken oder mehr für Plakate und andere Werbung wie Internetwerbung ausgegeben haben und dann nicht einmal gewählt wurden.
Nantermod erhält diese PR-Kampagne und Werbung hingegen völlig gratis. Und auch wenn er nicht gewählt wird, ist er daher der große Wahlgewinner, denn sein Bekanntheitsgrad dürfte nun wesentlich gesteigert worden sein.
Und hinsichtlich der unterschiedlichen Auffassungen innerhalb der „SVP Wallis“ (also zwischen SVPO und SVPU) hinsichtlich einer Unterstützung für Nantermod lernt der unbedarfte Beobachter einmal mehr, daß es auch innerhalb der Parteien konkurrenzierende und unterschiedliche Meinungen gibt.

