
Swissair, die ehemalige „fliegende Bank“N'oubliez jamais!
Ein Meinungsbeitrag von Roger E. Schärer
Medien haben als „Vierte Gewalt im Staate“ immer wieder gegen die kurzen Halbwertszeiten des Vergessens anzutreten. So auch mit dem nationalen politischen und unternehmerischen Debakel der Swissair, heute Swiss.
Mit grosser Empörung haben die Medien und Öffentlichkeit aktuell die Abgabe weiterer Kompetenzen der Swiss nach Frankfurt kommentierend und kritisierend aufgenommen.
Man spricht von einer weiteren „Verdeutschung“ der Swiss. Diese ist zur einzigen erfolgreichen Milchkuh und goldenen Gans der wenig erfolgreichen Lufthansa geworden. Sie finanziert als einzige Premium-Airline die Schieflagen der chronisch defizitären Austrian Airlines und Brussels Airlines. Die Swiss schickt seit Jahren meistens über eine halbe Milliarde Gewinn nach Frankfurt. Damit querfinanziert die Swiss die anderen maroden Gesellschaften der deutschen Lufthansagruppe.
Die „fliegende Bank“ für ein Butterbrot übernommen
Die Swiss ist in der Lage, die höheren Flugpreise mit entsprechender Qualitätsdienstleistung abzuschöpfen. Sie ist eine europäisch anerkannte Standardfluggesellschaft. Die Gefahr für die Swiss liegt nicht nur in dieser „Verdeutschung“ der Swiss. Entscheidend wird sein, ob die „Mutter“ Lufthansa ihre schwierige unternehmerische Lage bewältigt.
Würde die Lufthansa scheitern, so wäre die damalige visionäre Projektidee einiger Unternehmer und Politiker eine grosse Chance, unsere nationale Luftfahrtsgesellschaft zurückzukaufen. Die Lufthansa hatte damals die Swissair mit den bekannten unfähigen Führungsleuten und Politikern für ein Butterbrot übernehmen können. Diese steckt unternehmerisch in argen Turbulenzen und Luftlöchern.
Ein nationales Trauma: Der Untergang der Swissair
N’oubliez jamais! Unsere damalige nationale, stolze, motivierte und erfolgreiche Swissair-Familie hätte ihre Erfolgsgeschichte weiterschreiben können. Der Untergang war ein traumatisches Erlebnis für die engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das Schweizerkreuz der Swissair war das weltweite Symbol der weltoffenen und exportorientierten Schweiz. Es waren die bekannten unfähigen Strippenzieher und Totengräber aus dem Finanzplatz wie Rainer E. Gut, Lukas Mühlemann und Politgrössen wie FDP-Nationalratikone Ulrich Bremi, die der Swissair den Todesstoss gaben.
Es waren nur Banker und Politiker und keine visionären Unternehmer, die unserer nationalen Luftfahrtsgesellschaft eine eigenständige Zukunft schaffen konnten. Unerträglich, dass der bekannte geschliffene, überlebensfähige Anwalt der Swissair und spätere Verwaltungsratspräsident der UBS, Dr. Kurer, damals selbstbewusst kommunizierte, dass er der Swissair den Stecker gezogen habe. Früher als Anwalt bei Homburger fädelten die unternehmerischen Anfänger den verhängnisvollen Deal der Swissair mit Sabena ein. Auch später als Strippenzieher bei Sunrise verdampfte er über 100 Millionen.
Opfer der Eliten
Die Finanzplatzikone Rainer E. Gut schickte als Verwaltungsratspräsident von Nestlé seinen erfolgreichen Finanzchef als CEO zur Swissair. Man liess ihn hängen und verheizte ihn. Die damaligen Eliten hatten ihren Schuldigen geopfert. Man liess den Untergang der Swissair versagend und unkoordiniert zu, obwohl die öffentlichen finanziellen Mittel vorhanden waren. Allein schon mit den Milliardenprojektflops im VBS hätte man der Swissair die Zukunft sichern können.
Auch beim Untergang der Swissair werkelten die McKinsey mit. Die Nachfolger verdampften mit der Hunter-Grössenwahnstrategie nach dem EWR-Abstimmungs-Nein durch den Kauf europäischer Schrott-Airlines Milliarden.
Ein bitteres Erbe
Als der damalige VR-Präsident Baltensweiler und Finanzchef Junger in Rente gingen, hinterliessen sie ein Finanzpolster von über zwei Milliarden. Die damaligen Eliten aus Wirtschaft und Politik haben die Swissair kaltblütig abgewürgt. Sie verursachten einen gewaltigen Kollateral- und Imageschaden für die Schweiz und zahlreiche Schicksalsschläge in der Swissair-Familie.
Hohe Verluste von Swissair-Aktionären und Lieferanten, die auf unbezahlten Rechnungen liegen blieben. Verantwortlich gemacht wird niemand. Es erstaunt nicht, dass mit der juristischen Aufarbeitung des Swissair-Debakels eine bekannte Anwaltskanzlei sich über die Jahre Honorare von über 20 Millionen zuschanzte.
Eine nationale Schande
Der Meuchelmord und Untergang an der Swissair bleibt eine nationale Schande und dunkle Stunde der schweizerischen Wirtschaftsgeschichte und politischem Versagen. Es ist hierzulande wie immer in solchen Wirtschafts- und Politskandalen. Niemand wird zur Verantwortung gezogen.
Das Gleiche, oder etwas Ähnliches wie bei Swissair, wird wohl leider mit der Patrouille Suisse passieren. Eine Power-Marke, ein Aushängeschild der Schweiz mit den perfekt zur Schweiz passenden Eigenschaften wie Präzision, Zuverlässigkeit, Professionalität wird aus Kostengründen voraussichtlich zu Grabe getragen. Der immaterielle Wert der Patrouille Suisse beträgt ein Vielfaches seiner Kosten. Ein solcher Schildbürgerstreich MUSS verhindert werden.