
SwissRailvolution kritisiert massive Preiserhöhungen
Die Organisation SwissRailvolution, zu deutsch wohl soviel wie Schweizer Bahn-Revolution, kritisiert die massiven erneuten Preiserhöhungen im öffentlichen Verkehr.
Preiserhöhungen, die dazu führen werden, daß viele Leute vom ÖV weggehen. Und sich lieber ein Auto kaufen werden?
Widersprechen diese starken erneuten Preissteigerungen nicht den Zielen der Politik, mehr Leute zum Umsteigen auf den ÖV zu bewegen?
Die Organisation Railvolution schreibt dazu, Kunden des ÖV sollten nicht für die strategischen Fehler des Bundes bezahlen müssen:
„Die Ankündigung einer Preiserhöhung von 4,3 Prozent im öffentlichen Verkehr ist nach Ansicht von SwissRailvolution ein strategischer Fehler.
Bereits in der Vernehmlassung zur „Perspektive Bahn 2050“ im Herbst 2022 haben wir darauf hingewiesen, dass der vom Bund finanzierte Ausbau des öV-Angebots nicht den Bedürfnissen der Bevölkerung entspricht, was zu Mindereinnahmen beim Billettverkauf führt.
Zudem ist es unverständlich, dass die Hauptpreiserhöhung auf das Generalabonnement konzentriert wird, das während der Pandemie am meisten Kunden verloren hat (-20%).
Die Züge füllen sich nicht mehr
Die Preiserhöhungen sind nach Ansicht von SwissRailvolution vor allem eine Folge der gescheiterten Planung des Bundes beim Bahnausbau. Historisch gesehen war Bahn 2000 ein Erfolg und führte zu einem Anstieg der Auslastung der SBB-Züge von 24% auf 27,5% in nur fünf Jahren zwischen 2005 und 2010. In den folgenden zehn Jahren stagnierte die Auslastung der SBB-Züge jedoch trotz massiver Investitionen und lag kurz vor der Pandemie bei kaum besseren 28% und 29%.
Der Bund muss seine Strategie ändern und einen Mobilitätsmasterplan für den Bahnausbau entwerfen, der die Prioritäten auf die Verkehrsverlagerung setzt, statt die Transportunternehmen und die Kundinnen und Kunden mit hausgemachten Defiziten im Stich zu lassen.
Zwischen 2009 und 2016 wurden die Preise für öffentliche Verkehrsmittel stark angehoben, obwohl die durchschnittliche Inflation zwischen 2010 und 2021 leicht negativ war und das Bevölkerungswachstum, d.h. das Fahrgastpotential, noch stärker zugenommen hat als im Jahrzehnt zuvor.
Insbesondere stieg der Preis des Generalabonnements (GA) zwischen 2009 und 2016 von CHF 3’100 auf CHF 3’860 (+25%). Für SwissRailvolution müssen die Preise für Mobilität im Rahmen eines Masterplans für Mobilität betrachtet werden, genauso wie die Entwicklung der Infrastruktur.
GA noch teurer
Das GA, ein Aushängeschild des Erfolgs von Bahn 2000, würde durch eine Preiserhöhung weiter geschwächt, nachdem bereits heute die zahlreichen Baustellen zu Verspätungen, Zugausfällen und Sonderfahrplänen an Wochenenden und Abenden führen und die Attraktivität der Bahn schwächen. Baustellen bei laufendem Betrieb verschlechtern die Qualität des Angebots.
Ein Teil der Kundschaft scheint seit 2010 auf das Auto oder das Flugzeug umgestiegen zu sein. GA- und Halbtax-Abos verkaufen sich nur noch langsam. Eine Preiserhöhung vorzunehmen, ohne sie vorher zumindest durch einen Mobilitäts-Masterplan abzusichern, ist die falsche Strategie.
Verantwortlich für die steigenden Betriebskosten, mit Zügen, die sich nicht mehr füllen, sind weder die Transportunternehmen noch die Reisenden, sondern der Bund, der seit dem Jahr 2005 die Kompetenz in der Bahnplanung innehat.
Trotz hohen Ausgaben Stagnation
Trotz riesiger Investitionen stagniert der Marktanteil der Bahn. Immer mehr vom Gleichen genügt nicht. Mit der Giesskanne in allen Regionen Infrastruktur-„Zückerlis“ zu verteilen ist ein Garant für höhere Betriebskosten ohne ausreichende Mehreinnahmen beim Billettverkauf. Es fehlt der grosse Wurf, von dem das ganze Netz profitieren würde.
SwissRailvolution erinnert an die Motion der Verkehrskommission und des Tessiner Nationalrats Marco Romano für die Planung des Verkehrskreuzes Schweiz, das am 9. März dieses Jahres nach dem Nationalrat auch im Ständerat angenommen wurde.
Die Umsetzung dieser Motion würde dank Neubaustrecken die Wettbewerbsfähigkeit der Schiene gegenüber der Strasse und dem Luftverkehr erhöhen und die Investitionen dort konzentrieren, wo eine Verlagerung auf die Schiene stattfindet. Mit vollen Zügen entstehen auch zusätzliche Erträge.
(rm, pd)