
Verbot von Abaya und Qamis an französischen Schulen
Eine Kolumne von Thomas Baumann
In Frankreich ist das Tragen religiöser Symbole an und im Umfeld von Schulen verboten. Dies gilt für Kippas, klar erkennbare christliche Kreuze oder auch die Kopfbedeckungen der Sikhs.
Durch das Erziehungsministerium neu auf die Liste gesetzt wurden zu diesem Schulbeginn die arabisch-muslimischen Kleidungsstücke Abaya und Qamis. Das französische Verwaltungsgericht hat nun eine Beschwerde dagegen abgewiesen.
Was an der ganzen Sache auffällt: Klägerin war ausgerechnet eine Organisation namens „Droits aux muselmans“ („Rechte für Muslime“). Das passt wie die Faust auf’s Auge.
Gemäss juristischen Experten hätte eine kleine Chance bestanden, dass das Gericht Abaya und Qamiz anstatt als Ausdruck religiöser Überzeugungen als blosse ästhetische oder ethnische Wahl qualifizieren könnte.
Wäre dies die Verteidigungslinie gewesen, dass also die Kleidungsstücke rein ethnisch und nicht religiös konnotiert seien – dann wäre es vermutlich hilfreich gewesen, wenn die klagende Organisation nicht ausgerechnet „Rechte für Muslime“ sondern besser „Rechte für Araber“ (oder: Franzosen arabischen Migrationshintergrunds) geheissen hätte.
Dass ausgerechnet eine Interessenvertretung für Muslime (d.h. eine Religion) ein Kleidungsstück verteidigen, dass angeblich gar keine religiöse Bedeutung habe, wäre etwa so, wie wenn ausgerechnet eine christliche Vereinigung den Bau von Kirchen im Iran oder Saudi-Arabien fordern würden – mit der Begründung, dass es ihnen dabei überhaupt nicht um die Religion, sondern bloss um die Ästhetik kirchlicher Bauten gehe…
Auch der Französische Rat des muslimischen Kults (Conseil français du culte musulman) fand, die Abaya sei „kein religiöses Symbol“. Begründung: In muslimischen Ländern würden auch Nicht-Muslime diese Kleidungsstücke tragen.
Nur: Wenn es angeblich bloss um die Freiheit geht, zu tragen, was Frau oder Mann als Kleidung tragen will – warum hört man von solchen Organisationen nie eine Verteidigung für das Tragen von Minijupes oder bauchfreien Tops?
Immerhin: In seiner assimilierten Form hat sich das Qamis einen festen Platz im französischen Alltag erkämpft. Das französische Wort „chemise“ ist nämlich nichts anderes als die französisierte Form des arabischen „qamis“.