
Vertragserneuerung im Bauhauptgewerbe: Verhandlung seit MonatenWalliser Maurer heben die Mazze gegen den SBV!
Die Verhandlungen über die neue Landesmantelvertrag des Bauhauptgewerbes (LMV) laufen bereits seit mehreren Monaten. Bis heute ist jedoch keine Lösung in Sicht, so die Walliser Sektion der Unia.
Der LMV regelt die Arbeitsbedingungen von fast 80.000 Beschäftigten, welche bei jedem Wetter die Schweiz bauen. Diese Gesamtarbeitsvereinbarung läuft Ende des Jahres aus und muss neu verhandelt werden. Ohne Einigung bis Jahresende droht dem Baugewerbe zum ersten Mal seit über zehn Jahren ein vertragsloser Zustand.
Die Gewerkschaft beschreibt die Zustände als prekär: „Während mittlerweile jeder zweite Bauarbeiter die Branche aufgrund endloser Arbeitstage verläßt, verweigert der Schweizerische Baumeisterverband (SBV) Arbeitszeiten, die mit dem Familienleben vereinbar sind. Im Gegenteil: Er will die Arbeitnehmenden länger arbeiten lassen und ihnen gleichzeitig weniger zahlen.“
Angesichts dieser unverantwortlichen Haltung haben heute mehr als 700 Walliser Maurer:innen in Sitten die „Mazze“ gegen den SBV erhoben, so die Unia, die über den Arbeitskampf berichtet:
Arbeitszeiten müssen endlich ein Familienleben ermöglichen
Das Baugewerbe ist geprägt von endlosen, körperlich harten Arbeitstagen und langen Anfahrtswegen. Ein normales Familien- und Privatleben ist zunehmend unmöglich. Dieses Problem muß in der neuen Vereinbarung gelöst werden und es braucht eine Reaktion. Denn, bereits heute verläßt jeder zweite ausgebildete Maurer die Branche. Auch auf Seiten der Arbeitsgeber wurde das Problem erkannt. Eine Studie des SBV prognostiziert, daß bis 2040 ein Drittel der benötigten Fachkräfte fehlen wird.
Die Forderungen der Unternehmer: längere Arbeitstage, weniger Lohn, schnellere Kündigung für ältere Bauarbeiter
Nach dem Willen des SBV sollen die Bauarbeiter künftig noch mehr arbeiten und dabei weniger verdienen.
Konkret bedeutet dies: längere Arbeitstage, Arbeitswochen von bis zu 50 Stunden ohne Zuschlag, die Forderung nach der Möglichkeit von mehr als doppelt so viele Überstunden als heute erlaubt, Arbeit auf Abruf, eine Sechs-Tage-Woche mit Samstag als regulärem Arbeitstag. Außerdem will der SBV die Kündigungsfristen für ältere Arbeitnehmer verkürzen, um sie schneller entlassen zu können und die Reduzierung der Entschädigung bei Krankheit.
Walliser Maurer heben die Mazze gegen den SBV!
Um ihre Entschlossenheit zu zeigen und am 3 und 4 November notfalls auch zu streiken, wählten die Walliser Maurer eine uralte, aber ausdrucksstarke Form des Protests: Im Rahmen der heutigen Demonstration haben über 700 Maurer gemeinsam einen Nagel in die „Mazze“ gegen den SBV geschlagen.
Die „Mazze“ wird in den kommenden Wochen im Kanton weitergereicht und bei weiteren Protestaktionen eingesetzt.
Klare Forderungen für eine attraktivere Branche
Als Antwort auf den unverständlichen Abbau der Arbeitsbedingungen durch die SBV erheben die Maurer klare Forderungen, um ihre Arbeit weniger belastend und besser anerkannt zu machen. Dazu gehören unter anderem:
- Volle Bezahlung der Fahrzeit zur Baustelle: Die auf Anweisung des Unternehmens zurückgelegte Fahrzeit ist Arbeitszeit und muß entschädigt werden. Heute – entgegen dem Gesetz – gilt die Fahrzeit bis zur Baustelle erst ab 30 Minuten als Arbeitszeit.
- Kürzere Arbeitstage: Acht Stunden harte Arbeit sind genug.
- Lohnerhöhung und Ausgleich der Teuerung: Bauarbeiter sollen einen Anspruch auf den Schutz ihrer Kaufkraft haben.
(pd, rm)
(Fotos: zVg)