
Gemeinderat von Zermatt kauft für 817.000 Franken ZöllnerhausGemeinde-Verantwortliche wollen kein Ferienhaus, kaufen Immo selbst
Es ist wohl eine der seltensten Immobilien der Schweiz, mitten im hochalpinen Bereich. Oder wo kann bzw. könnte man legal eine Liegenschaft mitten in der Landschaft in einem Skigebiet erwerben? 3480 Meter über dem Meer.
Das Haus war seit dem letzten Jahrhundert die Unterkunft im Gebirge. Und zwar für Zöllner.
Die Zollverwaltung allerdings stellte das Haus zum Verkauf, weil sie ihren Immobilienbestand im Zuge der neuen Strategie verschwerbelt.
Die alte Gebirgsunterkunft des Zoll war eine begehrte Liegenschaft für Immobilienkäufer.
Doch der Gemeinderat von Zermatt wollte die Liegenschaft selbst kaufen.
Dies, um zu verhindern, daß die Liegenschaft zu einem Feriendomizil umgebaut wird, wie die Gemeindpräsidentin Romy Biner-Hauser gegenüber Pomona / Walliser Bote äußerte. So will sie verhindern, dass das Haus zum Feriendomizil wird.
Jüngst erst war die Leitung der Gemeinde Zermatt vom Kantonsgericht wegen illegaler Vergabepraxen verurteilt worden, doch hier scheint alles mit rechten Dingen zugegangen zu sein. Offenbar hatte die Gemeinde ein Vorkaufsrecht. Dieses nutzte der Gemeinderat.
Der Kauf heißt das Aus vom Traum zahlreicher gutbetuchter Interessenten, die sicher noch mehr bezahlt hätten. Nun gibt es kein exklusives Chalet mehr an einmaliger Lage. Bloß gerade mal 100 mickrige Meter von der Bergstation Testa Grigia entfernt.
Die Liegenschaft ging somit für 817.000 Franken an die Steuerzahler von Zermatt. Allerdings sind viele Investitionen nötig, mit dem Betrag ist es also keineswegs getan.
Was die Gemeinde Zermatt überhaupt mit dem Haus vorhat, darüber ist noch nichts bekanntgegeben worden.
Jedenfalls dürfte die Liegenschaft noch einiges an Steuergeldern kosten. So soll es verrostete Leitungen, erneuerungsbedürftige Elektroinstallationen und sich lösenden Putz haben.
So oder so:
Man darf gespannt sein, was der Gemeinderat von Zermatt mit der Liegenschaft im hochalpinen Bereich vorhat.
Autark leben ließe es sich jedenfalls aufgrund der schönen Holzöfen.
Hintergrund:
Die Nachfrage nach Dienstwohnungen ist in den letzten Jahren stark eingebrochen, insbesondere bei jüngeren Mitarbeitern des Bundesamts für Zoll und Grenzsicherheit.
In gewissen Regionen bestehen bis zu 50 Prozent Leerstände.
Vor diesem Hintergrund überprüft das BAZG derzeit das Portfolio der Dienstwohnungen. Immobilien, die einen hohen Sanierungsbedarf aufweisen und für die keine Nachfrage mehr besteht, werden dem Bundesamt für Bauten und Logistik zur weiteren Verwendung, respektive Veräusserung übergeben.
(rm)