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Leukerbad führt die Kehrichtsackgebühr ein

Leukerbad führt die Kehrichtsackgebühr ein

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Bisher genossen Bewohnerinnen und Besucher von Leukerbad ungeahnte Freiheiten.
Nach Herzenslust konnte man der Devise „Aus den Augen, aus dem Sinn“ frönen und einfach alles in den hauseigenen Container werfen: ‚Normale‘ schwarze Kehrichtsäcke ohne Gebührenmarke, Bierkartons mit sämtlichen leer getrunkenen Flaschen drin, Skis, Möbel usw.

Abfalltrennung wurde durchaus praktiziert, davon zeugen die oft gut gefüllten – manchmal auch überfüllten – Altglascontainer. Man durfte – aber man musste nicht. Und mancher Besucher Leukerbad stellte erstaunt fest: Über der Dala muss die Freiheit wohl grenzenlos sein.

Damit ist nun Schluss. An der ausserordentlichen Urversammlung gestern Donnerstag Abend stimmte eine grosse Mehrheit dem neuen Abfallreglement zu, das wenigstens streckenweise an ein Manifest grüner Talibane gemahnt. Nicht die Erfindung des Gemeinderats, welcher die Sackgebühr gemäss eigenem Bekunden bis zuletzt zu verhindern suchte, wohlgemerkt – sondern des grünen Tsunamis, welcher sich seit einiger Zeit durch das Land wälzt und für so einige Flurschäden sorgt. Der Wortlaut kommunaler Abfallreglemente wird vom Kanton heutzutage bis in die detaillierten Formulierungen vorgegeben – Gemeindeautonomie ade!

Das neue Abfallreglement wurde letztlich mit 103:1 Stimmen, bei zwei Enthaltungen genehmigt. Der Beitritt zum Gebührenverbund Oberwallis mit 105:0 bei einer Enthaltung. Somit gilt in Leukerbad bereits ab dem 1. Dezember die Sackgebühr.

Das sowjetische Ergebnis täuscht allerdings etwas: Es wurde während einer Stunde durchaus engagiert diskutiert. Und klar wurde: Eigentlich ist noch nichts klar. Grünabfuhr, Presscontainer – alles ‚work in progress‘. Während das Problem der noch nicht aufgegleisten Grünabfuhr durch den winterlichen Vegetationsstopp wenigstens vorübergehend gelöst wird, zeigten sich in anderen Bereichen klare Fronten: Während der Betreiber der Gemmi Lodge vorschwärmte, wie er dank der eigens angeschafften Kartonpresse einen vierstelligen Betrag pro Jahr einsparen könnte, rechnete ein anderer Hotelier vor, wieviele Stunden seine Angestellten ausgerechnet während der Wintersaison wohl vor dem öffentlichen Karton-Presscontainer verbringen würden.

Ein Antrag, das neue Abfallreglement erst nach dem Ende der Wintersaison in Kraft zu setzen, hatte aber keine Chance – obwohl einige der Anwesenden im persönlichen Gespräch nach der Versammlung meinten, dass man mit dem neuen Abfallregime besser bis nach dem Ende der Wintersaison gewartet hätte….

Die Urversammlung war diesmal sehr gut besucht. Daher hätte eigentlich ein umstritteneres Resultat erwartet werden können. Dass es nicht dazu kam, ist wohl nicht zuletzt der geschickten Versammlungsführung durch den Gemeindepräsidenten geschuldet.

Damit ist es – auf Druck des Kantons – in einem guten Monat mit einem Stück Freiheit in den Walliser Bergen vorbei und ein weiteres „gallisches Dorf“ hat die Waffen gestreckt.

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