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Olivier Imboden zu den Fakten
Olivier Imboden AG wegen angeblichen Dumpinglöhnen in der KritikOlivier Imboden zu den Fakten

Olivier Imboden AG wegen angeblichen Dumpinglöhnen in der Kritik

Olivier Imboden zu den Fakten
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Ein bekannter Politiker, der eine Baufirma hat und beim Freiluftkonzert in Gampel (Open Air Gampel) genauso mit von der Partie ist wie in einer Fernsehserie des SRF, der ist natürlich, wenn Dumpingarbeit angeblich in seiner Firma auftritt, gefundenes Fressen für den Boulevard-Journalismus. Keine Frage. 

Und kein Wunder, daß Blick.ch es aufgreift und zuerst die einzige Publikation außerhalb des Portals Pomona und des Walliser Boten ist, das die Geschichte bringt. Viele Stunden später kamen TagesAnzeiger und das semi-staatliche Portal Nau.ch (Schweizerische Post) dazu.

Hier klingt es in der Schlagzeile so, als wäre ein Mitarbeiter über lange Zeit skrupellos ausgebeutet werden. Kein Wort davon, daß es um wenige Tage ging. Kein Wort davon, daß der Mitarbeiter ungelernt war und keineswegs ein normaler Arbeiter, im Gegenteil: Er sei als normaler Arbeiter eingesetzt worden, heißt es. Und erst am Schluß erfährt man bei genauem Lesen, daß der Fehler nicht in der Baufirma sondern einer außerkantonalen Personalvermittlungs-Firma unterlaufen ist.

Olivier Imboden spielt in der SRF-Serie «Tschugger» „ausgerechnet den zwielichtigen Bauunternehmer Rinaldo Fricker und ist Präsident des Openair Gampel“, so der Blick, der mit dem, was im Artikel steht, andeutet, daß Olivier Imboden wohl mehr dem zwielichtigen Rinaldo Fricker aus der Filmrolle entspricht. 

Im Wallis sorge „ein krasser Fall von Lohndumping für Aufregung“ so reißt Blick-Redaktor Patrik Berger den Artikel an.

„Rui, ein 20-jähriger portugiesischer Arbeiter mit Berufserfahrung, wurde vom Basler Stellenvermittler Das Team AG als Praktikant auf Walliser Baustellen geschickt – zu einem Stundenlohn, der zehn Franken unter dem erlaubten Minimum lag„, so weiter.

Die Zahlen seien „eindrücklich“, so Patrik Berger weiter: Statt 27.30 Franken pro Stunde habe der Portugiese nur 17.86 Franken verdient. Das seien „fast zehn Franken weniger pro Stunde“, als es der Landesmantelvertrag vorsehe.

Soweit die Schilderungen des Blick, der sich bei diesen nicht auf eigene Recherchen sondern auf den Walliser Boten bezieht. Beziehungsweise auf das Portal Pomona, unter dem der Walliser Bote zusammen mit anderen Oberwalliser Medien, die von Fredy Bayard aufgekauft und eingestellt wurden (1815.ch, Rhone-Zeitung) oder umgeleitet werden (Radio Rottu, rro.ch, Walliser-Bote.ch) im Internet heute auftritt.

Olivier Imboden weist jedoch die Darstellung von Walliser Bote / Pomona und Blick in dieser Form von sich. Das Praktikum war offenbar erst kurze Zeit vorbei und erst ab da hätte ein höherer als ein Praktikanten-Lohn bezahlt werden müssen. Zudem sei der Stundenlohn keineswegs ein Dumping. Weder für ein Praktikum noch für einen ungelernten Hilfsarbeiter (mehr dazu unten).

Der betreffende Mitarbeiter arbeitete über das Temporärbüro „Das Team“ für die Ulrich Imboden AG im Rahmen eines Praktikumsvertrags.

Zwischen dem betreffenden Mitarbeiter und der Ulrich Imboden AG bestand gar kein rechtlicher Vertrag.
Ein Praktikumsvertrag ist gemäß Landelsmantelvertrag für die Dauer von zwei Monaten möglich.

Imboden widerspricht Darstellung von Pomona / Walliser Bote

Eine Lohnuntergrenze ist im Landesmantelvertrag nicht festgelegt, so Imboden weiter, was der Darstellung von Pomona / Walliser Bote und Blick (vgl. oben) widerspricht.

Der Lohn von 17.80 / Std. ist mehr als das Doppelte eines Lehrlingslohns und weit davon entfernt, ein Dumpinglohn zu sein.

„Ein Praktikumsvertrag wählen wir für sehr junge Mitarbeiter etwa für einen kurzen Sommerjob oder für Branchenfremde neue Mitarbeiter“, so Olivier Imboden.

Was nicht in den Berichten des Walliser Boten und Blick steht: Der betreffende junge Mitarbeiter, der in diesen Berichten als „Arbeiter“ bezeichnet wird (also „Bauarbeiter“ ist dann wohl gemeint bei einer Baufirma) war branchenfremd und hatte zudem überhaupt keine Erfahrung auf dem Bau.

„Im dritten Monat war uns klar, daß der betreffende Mitarbeiter für uns (bzw. für den Bau) nicht geeignet ist. Wir lösten den Vertrag auf“, so weiter. Auch das wirft natürlich ein etwas anderes Licht auf die Sache, weil es ein Unterschied ist, ob ein gekündigter Mitarbeiter gegen seinen früheren Arbeitgeber vorgeht nach Auflösung des Arbeitsverhältnisses oder ein ungekündigter Mitarbeiter das macht.

Imboden erläutert: „Leider geschah dies erst im dritten Monat. Praktikumsverträge sind auf zwei Monate beschränkt.
Das Temporärbüro hat dies leider nicht bemerkt, dass er im dritten Monat stand und hat ihn für die Stunden im dritten Monat ebenfalls mit 17.80 / Std. entschädigt.
Auch bei uns ging dies unter. Wir bemerkten bei der Stundenkontrolle (bei über 70 Temporären) nicht, dass dieser Mitarbeiter sich im dritten Monat befand.

Der betreffende Mitarbeiter wurde mit dieser Thematik beim Baumeisterverband vorstellig.
Das Temporärbüro hat die Lohndifferenz daraufhin nachbezahlt und der Ulrich Imboden AG nicht belastet.“

Offenbar stellt sich der Fall doch etwas anders dar als kolpoltiert. Und außer von dem einzelnen Mitarbeiter sind bisher von der gesamten Bauunternehmung offenbar keine negativen Äußerungen bekannt bzw. offenbar alle zufrieden.


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(pd)
(Foto oben: Olivier Imboden in seiner Filmrolle im Film Tschugger des staatlichen SRF [Bild: SRF])

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