Home Aktuelles, Nachrichten Wallis «Tagesanzeiger» fantasiert
Städter ‹überstimmt›? Zahlen entlarven den Schwindel
«Tagesanzeiger» fantasiertStädter ‹überstimmt›? Zahlen entlarven den Schwindel

«Tagesanzeiger» fantasiert

Städter ‹überstimmt›? Zahlen entlarven den Schwindel
0

Eine Kolumne von Thomas Baumann

Nach der Abstimmung zur Abschaffung des Eigenmietwerts schmollte der «Tages-Anzeiger: «Land schlägt Stadt». Die Vorlage sei nur wegen der Landbevölkerung angenommen werden, denn die Städter hätten mehrheitlich dagegen gestimmt. Kein Wort davon, dass es bei der E-ID genau umgekehrt war.

Was das Blatt über die Befürworter der Abschaffung des Eigenmietwerts insgeheim denkt, verrät der Titel eines anderen Artikels: «Politgeograph über das Aus des Eigenmietwerts: ‹Die Jungen sind selbst schuld, wenn sie finanzielle Zusammenhänge zu wenig verstehen.›» Oder mit anderen Worten: Die Befürworter der Abschaffung des Eigenmietwerts haben’s einfach nicht kapiert.

Schlechte Prognosen

Dass 51 Prozent der (selbstverständlich wie immer besser aufgeklärten) Städter die Vorlage angeblich ablehnten, zeigen gemäss Tages-Anzeiger «die Resultate der Nachabstimmungsbefragung von Leewas im Auftrag von Tamedia und ‹20 Minuten›». Wenn diese Nachabstimmungsbefragung ebenso präzise ausfällt wie die Prognosen, welche von einem knappen Rennen beim Eigenmietwert und einem klaren Ja zur E-ID ausgingen, dann gute Nacht!

Das Blatt, das Anderen mangelndes Verständnis vorwirft, bewegt sich hier selber ziemlich nahe am Gipfel der Dummheit: Warum sich auf eine inhärent mit einer Fehlermarge belastete Befragung zu verlassen, wenn die Abstimmungsresultate doch vom Bundesamt für Statistik (BFS) bereits am Abstimmungssonntag fein säuberlich nach Gemeinden aufgeschlüsselt ausgewiesen werden?

Arithmetik statt Spekulation

Nach Adam Riese würde es vollauf genügen, städtische und ländliche Gemeinden einfach zusammenzuzählen und voila, fertig das Resultat mit mathematischer Präzision anstatt mit Fehlermarge. Das Schwesterblatt «20 Minuten» aus dem gleichen Medienkonzern selbst weist schon beinahe explizit auf diese Möglichkeit hin: «So hat deine Gemeinde abgestimmt» titelte es noch am Abstimmungssonntag.

Wem die Rechnerei zu mühsam ist, dem bietet das BFS sogar eine Auswertung  à la carte an: Mag der Journalist schon nicht rechnen wollen, dann sollte er doch wenigstens recherchieren.

Städte stimmten der Vorlage zu

Nimmt man nur die «Kernstädte», dann wurde die Vorlage gemäss BFS von 56 Prozent der Stimmberechtigten abgelehnt. Das Bild ändert sich jedoch, wenn man auch den «übrigen städtischen Raum» mit in die Betrachtung einschliesst: Im gesamten städtischen Raum stimmten 54 aller Stimmberechtigten zu.

Ein ähnliches Resultat auch, wenn man sich die Mühe macht, die Gemeinden selbst auszuzählen: In den sechs Grossstädten mit mehr als 100’000 Einwohnern wurde die Vorlage zwar mit 61 Prozent abgelehnt, doch bereits in den vier Städten mit einer Bevölkerung zwischen 50’000 und 100’000 Einwohnern gab es eine knappe Ja-Mehrheit.

In den übrigens Städten stimmten 56 Prozent mit Ja, so dass in den Städten, definiert als Orte mit mehr als 10’000 Einwohnern, ingesamt eine Ja-Mehrheit von 51 Prozent resultierte.

Die Geschichte von den angeblich ‹überstimmten› Städten: Eine Mär, die auf nichts anderem als falschen Zahlen beruht.

Fehler gefunden? Jetzt melden.

IHRE MEINUNGEN