
WKB meldet hochspannende „Neuigkeiten“Wirtschaftsindikator von außerkanoaler Firma als Styropor
Die staatliche Walliser Kantonalbank gibt regelmäßig bei einem außerkantonalem Institut, BAK Economics, Wirtschaftsstudien für teures Geld in Auftrag. So auch diesen Monat den Wirtschaftsindikator September.
Wer sich zu Tode langweilen will liest es. Und erfährt zusammengefaßt: Corona-Unsicherheit ist vorbei, neue Unsicherheiten sind Ukraine und Taiwan. Was keiner dachte.
Doch Styropor wäre nicht Styropor wenn dieses nicht auch gehörig gut aufgebläht würde. So kann man alles noch mit Graphiken, fußend auf öffentlich zugänglichen Statistik-Daten, aufhübschen lassen. Und man kann das ganze natürlich noch ein bißchen breiter walzen. Etwa in diesem Stile: Die Corona-Maßnahmen sind vorbei, die Leute dürfen wieder in allen Branchen arbeiten und es gibt daher weniger Arbeitslose. Zukunftsausblick: Wallis-Wirtschaft sollte wieder weiter wachsen, aber eigentlich sind keine Prognosen möglich. Denn Ukraine und auch Taiwan sind Unsicherheitsfaktoren.
Wow, da wäre wohl kaum jemand von selbst drauf gekommen. Gut, daß es den WKB-Wirtschaftsindikator gibt. Und die Staatsbank WKB diesen von Ökonomen des Instituts „BAK Economics“ erstellen läßt. Was würden die Walliser Unternehmen und Anleger ohne ihn bloß machen?
Nein, einmal ganz im ernst: Solch einen hohlen Styropor kriegt inhaltlich jeder Schüler mit weitaus mehr Tiefgang hin. Inklusive der hübschen Graphiken.
Die WKB könnte lieber Schülerarbeiten in Auftrag geben, sie wären gratis. Und zudem aufschlußreicher.
Fehlt der WKB die eigene Kompetenz?
Doch nicht bloß die Inhaltsleere der sogenannten „Wirtschaftsanalye“, welche jeden Studenten, der sowas als Arbeit abliefern würde aus dem Ökonomie-Studium fliegen ließe, wirft Fragen auf.
Es fragt sich auch, warum die WKB nicht selbst die Kompetenz hat, eigene Wirtschaftsanalysen für das Wallis zu erstellen. Und derlei Wirtschaftsanalysen von ihren eignen – doch hoffentlich vorhandenen (?) – kompetenten Fachleuten vor Ort im Wallis diesen „Wirtschaftsindikator“ Wallis erstellen läßt.
Als kompetente (?) Staatsbank vor Ort, im Wallis. Am Puls der Walliser Wirtschaft mit lauter Walliser Unternehmen als Kunden.
Bankpraktikant, Banklehrling, Bankmitarbeiter: Niemand mit mehr Können da?
Jeder Bankpraktikant, Banklehrling oder zumindest der ein oder andere Bankangestellte der Staatsbank würde sich freuen über die Ehre, solche Analysen anzufertigen zu dürfen. Und dürfte das billiger und zudem qualitativ besser und mit mehr Kenntnis und Nähe zum Wallis hinbekommen. Und sich dabei mehr Mühe geben.
Aber nein, die WKB vergibt es teuer zu „BAK Economics“ aus Basel, einer Firma mit englischem Getue schon im Namen, die aber nicht einmal das Wallis zu kennen scheint.
Und vermutlich kassiert sogar noch eine Agentur für die Aufbereitung der Graphiken Geld, was Staatsangestellte der WKB doch auch hinbekommen würden, Graphiken anzufertigen. Sogar ein Lehrling kann das oder eine Praktikantin, die ein Video anschaut, wie man IrfanView oder andere Graphikprogramme bedient.
Null Wirtschaftskompetenz im ganzen Wallis?
Es fragt sich aber noch mehr. Und zwar, warum, wenn offenbar die eigene Kompetenz der Walliser Kantonalbank zur Produktion von solchem Styropor nicht ausreicht, sich dann nicht wenigstens in der Nähe – sprich idealerweise im Wallis – so kompetente Institute, Institutionen oder Firmen wie „BAK Economics“ finden ließen, welche imstande sind, solcherlei Styropor zu produzieren. So bliebe das Geld der Staatsbank wenigstens im Wirtschaftskreislauf des Wallis.
Oder besser noch früge sich, ob es nicht im Wallis möglicherweise Firmen, Institutionen oder Institute gäbe, die solche Wirtschaftsindikatoren mit ein klein bißchen weniger Styropor und dafür ein bißchen mehr an Substanz erstellen könnten.
Und dies zudem für weniger Geld als es das üsserschwyzer Institut „BAK Economics“ verlangt. Das offenbar ausweislich des Tiefgangs seiner Wirtschaftsanlaysen soviel Kenntnis und Bezug zum Wallis hat wie ein Fisch Velo-fahren kann.
Die Eigenbeschreibung laut Startseite und Logo der (deutschsprachigen Webseite) der „BAK Economics“ lautet übrigens (selbstverständlich ganz weltmännisch in Englisch statt in schnödem Deutsch) „Swiss Economic Consultancy“ und „Economic intelligence„.
Übrigens ist in dem ganzen Bericht zwar vom Ukraine-Konflikt die Rede, aber nicht von den bereits feststehenden, konkreten Auswirkungen auf das Wallis. Diese sucht man vergeblich. Auch die bereits für das Wallis offiziell angekündigten Strompreiserhöhungen von 40 bis 70% aufgrund der umstrittenen Rußlandsanktionen sind nicht einmal erwähnt und fließen anscheinend nicht in die Analyse bzw. den sogenannten „Wirtschaftsindikator“ für das Wallis ein. Aber ein Styroporproduzent liest wohl auch keine Walliser Zeitung.
Bilden Sie sich Ihre eigene Meinung
Doch bilden Sie sich als Leser Ihre eigene Meinung. Lesen Sie im Wortlaut die spannenden „Neuigkeiten“ der heute publizierten Analayse namens „WKB – Wirtschaftsindikator September 2022„:
(rm)
(Nachtrag: In der urspünglichen Meldung hieß es, BAK Economics habe seinen Hauptsitz in Zürich, dieser ist noch weiter weg, er ist in Basel. Dies wurde nach einem Hinweis korrigiert.)